Big Brother ist immer dabei

9.3.2015, 13:00 Uhr
Big Brother ist immer dabei

© Foto: May/dpa

Die Aula des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums wirkt noch immer wie eine große Baustelle. Trotzdem sind die Stuhlreihen dicht besetzt, um Professor Felix Freiling von der Friedrich-Alexander-Universität zu hören. Der Computer-Wissenschaftler erläutert, wie man sich im Internet besser davor schützen kann, beobachtet zu werden.

Denn das nicht nur Geheimdienste, sondern auch Google und Co., eifrig dabei sind, möglichst viel Infos über die Netznutzer zu bekommen zeigt ein praktischer Test: Gemeinsam googeln alle Anwesenden den Begriff „Moon Landing“ – und die Suchmaschine spuckt auf jedem Gerät nicht etwa die gleichen Treffer aus, sondern völlig unterschiedliche: „Ältere Menschen sollten auf die Mondlandung von Apollo 11 stoßen – jüngere auf das Album des Musikers James Blunt.“ Während der Google-Konzern dies als Service verkauft – jeder Kunde kriegt das, was ihn wirklich interessiert –, sieht Freiling hier Ausspionierung am Werk: „Google erfährt sehr viel über meine Suchanfragen. Nicht nur, was mich interessiert, sondern auch, wie schnell ich tippe, wie gut meine Rechtschreibung ist und welche Technik in meinem Rechner steckt.“

Schützen können sich die Nutzer über spezielle Apps, wie etwa „Request Policy“, das alles abblockt, was nicht von der gewählten Seite kommt oder „Ghostery“, das alle Tracker auflistet und blockt, mit denen man verfolgt wird, oder „NoScript“, das die Java-Funktionen ausschaltet. „Der Nachteil ist, dass dann viele Seiten gar nicht oder nur sehr eingeschränkt funktionieren“, erklärt Freiling. „Eine Amazon-Seite besteht bei vollem Schutz nur noch aus Text – bestellen lässt sich da nichts mehr.“

Wer ganz sicher gehen will, kann auch den speziellen Browser „Tor“ verwenden, der die eigene IP-Adresse versteckt und alles abblockt: „Aber dann darf man sich natürlich nicht bei Facebook oder Google einloggen, denn dann wäre das umsonst.“

Eine Patentlösung für sicheres und funktionales Surfen hat der Professor leider nicht im Gepäck: „Jeder muss seine optimale Kombination aus technischen Lösungen finden. Dazu braucht es politische Veränderungen, wie eine Verbesserung der europaweiten Datenschutz-Richtlinien.“

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