Blick auf die Gegenwart mit den Mitteln der Vergangenheit

4.12.2018, 15:00 Uhr
Blick auf die Gegenwart mit den Mitteln der Vergangenheit

© Repro: Winckler

Die Bilder sind verspielt, aber nicht albern. Sie zitieren, persiflieren und kopieren, setzen Figuren in neue Kontexte und verfremden ihre Aussagen. Ute Plank, Malerin, Pressereferentin, Kulturredakteurin und Illustratorin aus Hersbruck, hat ihre eigene Ausdrucksform gefunden, die in hohem Maße vom Zitat lebt.

Plank nimmt zum Beispiel mittelalterliche Malerei auf, nimmt Tafeldrucke zur Vorlage und gestaltet daraus neue Werke. "Nachts im Museum" etwa werden Figuren aus der Kunstgeschichte in einzelnen Tafeln an ungewohnte Stellen gesetzt. Die Madonna hält ein Kind in den Armen, das ganz offensichtlich nicht der abendländischen Ikonographie entspringt.

Hinter so manchem Bild steht eine direkte Auseinandersetzung mit aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen. "Brexit" etwa heißt eine Serie runder Bilder in quadratischen Rahmen, die immer ein Menschenpaar in den Vordergrund stellt, immer eine Frau, die einen samtenen Schirm trägt, mit dem sie sich abschirmt von den Wettern der realen Welt draußen, dem Anblick von "Austerity" und dem Flüchtlingsboot, das den Namen "awakening conscience", erwachendes Gewissen, trägt.

"Unwahrscheinlichkeitstheorien" ist der Titel der Ausstellung, mit der John Hammonds Art-Agency das Kalenderjahr in dem Kunstort an der Maxstraße beschließt. Anna Schwarm, Leiterin des Kulturzentrums Südpunkt in Nürnberg, zeigt in ihrer Einführungsrede zur Vernissage auf, wie die "wahrscheinliche Unmöglichkeit" in der Kunst einen Paradigmenwechsel erlaubt, den Betrachter vom bekannten Terrain fortzieht, anhand der Vergangenheit die Gegenwart durchleuchtet. Und so erscheinen Planks Bilder lediglich auf den ersten Blick "nur" schön, auch wenn die Künstlerin in den vergangenen Jahren den eigenen Wert des "bloß Ästhetischen" wiederentdeckt hat.

Dahinter stecken Gedanken, Fragen, Spekulationen und gelegentlich auch feministische Verärgerung über festgefahrene Rollenklischees. Deshalb hat Plank etwa Ludwig Cranachs "Jungbrunnen" kurzerhand umgemalt, aus jedem Mann, der im Original eine alte Frau zur Verjüngung zum Wasser führt, eine Frau, aus jeder alten, verschämten oder frisch verjüngten Frau einen Mann gemacht. Das Ergebnis ist vordergründig ein Spaß, lässt aber Raum für weiterführende Überlegungen.

Dass lesende Frauen gefährlich sind, wird zum Titel einer ganzen Bilderserie, in der Frauengestalten in (und manchmal auch über) Puppenküchen in ihre Lektüre vertieft sind. Frauen, die lesen, so der erste Eindruck angesichts von Haufen unordentlichen Geschirrs, vernachlässigen den Haushalt. An anderer Stelle wirft das Buch der Lesenden einen hellen Schein auf ihr Gesicht, zeigt, wie sehr Bücher das Dunkel erhellen können.

Musikalisch wurde die Vernissage übrigens ausgestaltet von dem Terzett "Tonträgerinnen", die englische Volksweisen, klassische und moderne Werke spielen und gelegentlich auch singen, "True Colours" etwa, einen Titel, der sich schön verbindet mit den Farben und den Aussagen von Planks Bildern.

"Unwahrscheinlichkeitstheorien": Sparkasse Fürth (Masxstraße 32). Bis 18. Januar.

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