Blick ins neue Ammerndorfer Schmuckstück

25.11.2016, 11:00 Uhr
Blick ins neue Ammerndorfer Schmuckstück

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Christian Schmidt hatte seinen Wunsch sofort beim ersten Besichtigungstermin angemeldet. Er käme gerne wieder vorbei, um dann in der neuen Cafeteria ein Tässchen Cappuccino zu trinken. Das Ganze ist schon etwas länger her. Schmidt war damals noch Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium und hatte als Termin für den Kaffeeklatsch den Herbst im Blick – den des Jahres 2008.

Ammerndorfs Bürgermeister heißt inzwischen auch nicht mehr Franz Schmuck, sondern Alexander Fritz, und der führt vorab schon einmal reichlich entspannt durch die in neuem Glanz erstrahlende Immobilie. „Nun ist es eben sechs Jahre später geworden“, sagt Fritz, der seine Zeitrechnung mit dem 20. April 2010 beginnt, dem Datum des eigentlichen Spatenstichs für das Projekt.

Freundliches Ambiente

In einem kräftigen Rot-Ton gestrichen, mit einem rechteckigen Vorbau auf der Südseite und einer kleineren Erweiterung Richtung Bach steht es da, das neue Bürgerhaus. Wer das Gebäude durch den Eingang gegenüber des Bolzplatzes betritt, reibt sich die Augen. Der schmale Gang erinnert zwar noch immer an frühere Gegebenheiten, tragende Mauern verhinderten hier gravierende Eingriffe, doch ansonsten erstrahlen die Räume hell, in freundlichem Ambiente. Vorbei an Toiletten und Umkleiden geht es durch eine Glastür ins neu errichtete Treppenhaus. Von hier kommt man in den ehemaligen Turnhallenteil, der nun als „Multifunktionsraum“ bezeichnet wird.

Die Seitenwände sind mit hellem Holz verkleidet. Der blaue Sportboden macht zwar deutlich, dass hier künftig noch Schweiß vergossen wird, aber die Bühne im hinteren Teil signalisiert auch eine kulturelle Nutzung. Die Fenster vertragen nur den Aufprall von Softbällen. Und eine Fußbodenheizung sorgt dafür, dass auch die kleinsten Sportler beim Kinderturnen nicht frieren.

Zurück im Treppenhaus biegt Fritz nach rechts ab in den rechteckigen Anbau, in das so genannte „Bistro“. Säulen, wie Marmor glänzend, aber aus einer Kunststoffmasse gefertigt, setzen in dem lichtdurchfluteten Raum ebenso Akzente wie die Decken, deren Holzlamellen den Schall brechen sollen. Notwendig: Denn am Nachmittag ist das Bistro von der Schulkindbetreuung belegt. Acht Schreibtische auf Rollen stehen hier, fünf Kinderköpfe beugen sich über die Hausaufgaben. Ein Büro, eine Küche, die kaum Wünsche offen lässt, sowie eine behindertengerechte Toilette komplettieren die Räumlichkeiten. Ein Stockwerk höher ist das eigentlich Domizil der Schulkindbetreuung, auch hier wird in zwei Zimmern eifrig gebüffelt. Unterm Dach wartet schließlich noch ein großer, derzeit leerstehender Raum auf Nutzer, die Eisenbahnfreunde sollen hier wieder eine Heimat finden.

Bürgermeister Fritz hält mit seiner Freude beim Rundgang nicht hinterm Berg: „Mir gefällt es, ich bin total begeistert.“ Vergessen ist das politische Hickhack, der Streit mit dem Sportverein um die Eigentumsverhältnisse, die Tatsache, dass sich inzwischen der dritte Planer des Bürgerhauses angenommen hat und die stetigen Ausgabensteigerungen. Aktueller Kostenstand: knapp 1,8 Millionen Euro. Dafür haben die Ammerndorfer aber etwas, um das sie so manch andere Gemeinde beneiden dürfte. Eine nicht nur idyllisch, sondern zugleich im Zentrum gelegene Begegnungsstätte, deren Reiz der attraktive, angrenzende Bürger-Spielplatz noch erhöht.

Der neue Treffpunkt kommt an und ist begehrt. Montags, dienstags, mittwochs und freitags erfüllt der TSV mit verschiedenen sportlichen Angeboten die Halle mit Leben. Die SPD hat im neuen Bistro Alt-Bürgermeister Schmuck verabschiedet, der Gemeinderat diskutierte hier und wird sich dort auch künftig regelmäßig treffen. Vereine sollen ebenfalls Veranstaltungen abhalten dürfen, nur bei Privatpersonen ist die Gemeinde noch zurückhaltend. Die Haftungsfrage und die Höhe der Mietkosten seien noch ungeklärt, sagt Alexander Fritz.

Außenanlagen als finaler Akt

Im nächsten Jahr kommen die Außenanlagen an die Reihe – der Schlussakkord. Weil das Areal als Überschwemmungsfläche für das hundertjährige Hochwasser geeignet sein muss, ist das eine diffizile Angelegenheit, um die sich ein Landschaftsplaner kümmern wird. Das Konzept müsse „hieb- und stichfest sein“, sagt der Bürgermeister. So wird etwa der benachbarte Bolzplatz um zehn Zentimeter abgesenkt.

Ein Vorhaben, das Alt-Bürgermeister Franz Schmuck mit den ursprünglichen Planungen des Mehrgenerationenhauses verbunden hatte, um das Gebäude mit Leben zu erfüllen, wird im Bürgerhaus aber nicht umgesetzt: die permanente Bewirtung des Bistros. „Wir möchten das nicht“, sagt sein Nachfolger – schon um den beiden Gastwirten im Ort keine Konkurrenz zu machen. Schlechte Aussichten also für den Cappuccino des Landwirtschaftsministers. Christian Schmidt müsste vielleicht jetzt am morgigen Samstag kommen, dann würde es wohl wenigstens für eine Tasse Kaffee reichen.

 

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