Bloß keinen Fuß auf den Boden setzen

10.4.2008, 00:00 Uhr
Bloß keinen Fuß auf den Boden setzen

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Siegfried Christ steht vor seiner Royal Enfield und wünscht sich vor allem eines: schadenfrei über die zwei Renntage zu kommen. An seinem Motorrad ist eigentlich nur noch der Motor original. «Das Baujahr dürfte so um 1953 herum liegen, genau weiß ich es selbst nicht», sagt der Fahrer des MSC Engelsberg aus Oberbayern. Damit ist das Moped nur unwesentlich jünger als der 59-Jährige, der sich mehr um Schrammen an seinem Fahrzeug sorgt, als darum, selbst einen Kratzer abzubekommen.

An Classic-Trial-Wettbewerben nehmen europaweit nur einige hundert Menschen teil. Vom AMC Zirndorf sind neben Vereinschef Franz Grossinger, der im Vorjahr Erster seiner Klasse wurde, noch sieben weitere Starter dabei. Drei Mal gilt es, die zwölf Parcours, die Biker nennen sie Sektionen, möglichst fehlerfrei zu durchfahren.

Dabei geht es sprichwörtlich über Stock und Stein. Enge Kurven, steile Anfahrten in der Deponie verlangen alles an Körper- und vor allem Fahrzeugbeherrschung ab. Wer einen Fuß auf den Boden setzt, den Motor abwürgt oder gar stürzt, bekommt Strafpunkte aufgebrummt. Gewinner ist derjenige, der am Ende die wenigsten gesammelt hat. Damit die Chancen einigermaßen gleich verteilt sind, gibt es vier Schwierigkeitsklassen: Anfänger, Fortgeschrittene, Spezialisten und Experten.

Mit Wohnmobil über den Kanal

George Greenland geht als Spezialist in der Kategorie Pre 65 - Motorräder, die vor 1965 gebaut wurden - an den Start. Der 75-Jährige tourt bereits seit vier Wochen mit Freunden durch den Kontinent. «Wir versuchen, möglichst alle Läufe zum Eurocup mitzufahren», sagt der Brite. Nach dem Zirndorfer Rennen geht es mit seinem Wohnmobil wieder zurück über den Ärmelkanal. Am Samstag, beim 3. Lauf zum Eurocup, landet Greenland mit seiner BSA auf dem 4. Platz. Beim 4. Lauf am Sonntag wird er Zweiter.

Auch ein paar Fahrer aus der Region können auf die vorderen Plätze fahren, zumindest am Sonntag. Reinhard Janeck vom MV Franken verweist in der Kategorie Fortgeschrittene Pre 65 die Konkurrenz auf die Ränge. Nur 18 Strafpunkte sind ein ausgezeichnetes Ergebnis. Ebenfalls Erster wurde Lukas Schomann vom gastgebenden AMC Zirndorf. Er startete bei den Anfängern der Kategorie Twinshocker, das sind Motorräder mit zwei Federbeinen, die bis Mitte der 80er Jahre gebaut wurden.

Für die Zuschauer immer besonders reizvoll ist der von AMC und Raiffeisenbank Zirndorf gestiftete Nationencup. Zwei oder drei Fahrer pro Team müssen durch zwei verschiedene Sektionen fahren, das Ergebnis der beiden Besten kommt in die Wertung. Nach jeder Runde fliegt eine Mannschaft raus. Nach langem Wettkampf - bei Punktgleichheit muss ein Stechen entscheiden - setzte sich Team Deutschland 2 vor Deutschland 1 und Österreich 2 an die Spitze.