Bombensprengung: Darum wurde Wasser aus Kanal abgelassen

22.2.2019, 15:26 Uhr
Nah beieinander: Von der Pyramide, dem heutigen Hotel Excelsior, aus kann man auf die Schön-Klinik (rechts), aber auch auf die Südwesttangente und den Kanal blicken - eine brisante Stelle für einen Bombenfund.

© Foto: Hans-Joachim Winckler Nah beieinander: Von der Pyramide, dem heutigen Hotel Excelsior, aus kann man auf die Schön-Klinik (rechts), aber auch auf die Südwesttangente und den Kanal blicken - eine brisante Stelle für einen Bombenfund.

Nicht weit von der Fürther Hotel-Pyramide wurde die 250 Kilo schwere Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg am Montag gegen 10.15 Uhr gefunden. Der gefährliche Blindgänger, der nach Einschätzung von Experten jederzeit hochgehen konnte, lag damit an einer Stelle, die die Einsatzkräfte in mehrfacher Hinsicht herausfordern sollte: an der Stadtgrenze, nahe der Südwesttangente - und nahe dem Main-Donau-Kanal.

Schnell war klar: Bei einer Detonation könnte die Stoßwelle womöglich den Kanal beschädigen. Zwar war auch im schlimmsten Fall kein Dammbruch zu befürchten, wie ein Sprecher des Nürnberger Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts auf Nachfrage der Fürther Nachrichten sagte.

"Aber es hätte bei einer stärkeren Explosion zu Rissen in der Dichtung kommen können." Experten der Behörde waren deshalb in die Planung des Großeinsatzes eingebunden. Mit der Stadt Nürnberg habe man vereinbart, dass Fürth für den Kanal zuständig sein sollte, erklärt Christian Gußner, Chef der Fürther Berufsfeuerwehr.


Kosten und Haftung: Folgen des Nürnberger Bombenfunds.


Um den möglichen Schaden zu begrenzen, wurde beschlossen, Wasser aus diesem Abschnitt des Main-Donau-Kanals hinauszuleiten. Ein wenig Zeit gewann man noch hinzu, als sich am Abend herausstellte, dass die Bombe nicht entschärft werden konnte.

Wasserstand um 20 Zentimeter gesenkt

Bis zur Sprengung konnte der Wasserstand zwischen der Schleuse Nürnberg und der Schleuse Kriegenbrunn (zwischen Hüttendorf und Frauenaurach) von 4 Metern auf 3,80 Meter abgesenkt werden. Es wurden dabei ungefähr 225.000 Kubikmeter Wasser abgelassen.

Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt macht die Menge mit einem Vergleich anschaulich: Ein olympisches Schwimmbecken fasse 2500 Kubikmeter. Das bedeutet: Das Volumen von 90 olympischen Schwimmbecken wurde abgelassen.

Konkret sah das so aus: Über die Schleusungskette wurde das Wasser von Kriegenbrunn über Erlangen, Hausen, Forchheim, Strullendorf und Bamberg in den Main geleitet. Die Schleusen verfügen hierfür über einen sogenannten "Leerschuss", einen Bypass, der um sie herumführt. Der Wasserstand in den betroffenen Abschnitten blieb daher konstant bei 4 Metern.

Für Schifffahrt gesperrt

Zusätzlich wurde der Kanal für die Schifffahrt gesperrt - fünf Schiffe mussten ihre Reise unterbrechen - und das Sicherheitssperrtor in Fürth geschlossen. Dieses befindet sich bei Burgfarrnbach, in der Nähe der Brücke der Würzburger Straße, die über den Kanal führt. Ist es zu, kann bei einem Dammbruch nur das Wasser zwischen der Schleuse Nürnberg und dem Sicherheitssperrtor auslaufen.


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Um eventuelle Risse gleich abdecken zu können, wurden Matten herbeigeschafft, außerdem Sand zur Verstärkung des Dammquerschnitts. Vier Wasserrettungszüge aus dem Umland waren Gußner zufolge in Bereitschaft auf dem Selgros-Parkplatz.

Hund und Katze mussten abwarten

Aber nicht nur für den Kanal, auch etwa für die Schön-Klinik mussten Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden. Von der Bauaufsicht der Stadt Fürth besorgten sich die Fürther Verantwortlichen Statikpläne. Für die Kampfmittelbeseitigungsfirma, die zunächst die Entschärfung und später die Sprengung vorbereitete, sei wichtig gewesen, zu wissen, wie tief das Fundament der Tiefgarage liegt. Das habe mitbestimmt, wie stark man die Bombe mit Strohballen und Wassersäcken "polstern" musste.

Am Ende konnten alle aufatmen. Größere Schäden wurden nirgendwo festgestellt. Um Verständnis bittet Gußner derweil für eine andere Sicherheitsmaßnahme, die Einzelnen hart vorkam: Wer versuchte, in das Evakuierungsgebiet hineinzukommen, um seine Katze oder seinen Hund zu holen, wurde abgewiesen: "Wenn gesperrt ist, ist gesperrt", sagt er. Würden die Einsatzkräfte noch Leute hineinlassen, um Tiere rauszubringen, würden sie schlichtweg den Überblick verlieren.

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