Brache im Umbruch

6.11.2011, 10:00 Uhr
Brache im Umbruch

Was wurde hier, zwischen Frankenschnellweg, Espanstraße und Poppenreuther Straße, in bald 30 Jahren nicht alles geplant. Wie viele selbstbewusst auftretende Herren, die jeweiligen Oberbürgermeister im Schlepptau, entwarfen hier schon schillernde Visionen. Von einem Thermalbad samt Hotel und Klinik war in den 80ern die Rede, später von einem gigantischen Multiplex-Kino, schließlich etwas profaner von einem Altenheim.

Alles scheiterte, einmal an überzogenen Dimensionen, dann am Geld und an gerade grassierenden Krisen. Einem großen Einkaufsmarkt oder einem Fachmarktzentrum wiederum verweigerte die Kommune mit Rücksicht auf ihre geplagte Innenstadt zuletzt hartnäckig den Segen.

Zwischendurch nutzten findige Zeitgenossen die Lücke, eroberten frohen Mutes das verwaiste Areal: Ein Tüftler präsentierte im Gestrüpp mächtige Plastik-Dinos, junge Mountainbiker bauten sich einen Parcours durchs Dickicht — und die Fürther gewöhnten sich irgendwie an dieses merkwürdige Stück Brachland mitten in der Stadt.

Auch dem heute amtierenden Rathauschef ist die heikle Vorgeschichte natürlich präsent. Deshalb sagt Thomas Jung, mit den neuesten Investoren und Planern am Rande des zugewucherten Kavierleins stehend, vorsichtshalber und fast etwas verlegen: „Ich hoffe, dass es mir anders geht als meinen Vorgängern.“ Denn auch Uwe Lichtenberg, der einst die Thermalbadpläne forcieren wollte, und Wilhelm Wenning, unter dessen Ägide das Multiplex im Gespräch war, seien ja „in gutem Glauben“ gewesen.

So wie heute er, Jung, der rasch die Schatten der Vergangenheit verscheucht und mächtig auf die Zuversichts-Tube drückt. Den Leerstand habe er „nie verstanden“, von einer „1-a-Lage“ für Wohnungen spricht Jung, die „unglaubliche Vorzüge“ habe: die Nachbarschaft zu den Pegnitzauen, die fußläufig erreichbare Innenstadt, Kindertagesstätten und Schulen im Umfeld, für Pendler die nahe Autobahn. „Das“, meint der OB, „wird ein Selbstläufer.“



Der Startschuss fürs Bauvorhaben im südlichen, ruhigeren Teil des Geländes, entlang der Straße Am Kavierlein, soll im Herbst nächsten Jahres fallen. Anfang 2015 werden alle Zwei-, Drei-, Vier- und Fünf-Zimmer-Wohnungen sowie Penthäuser fertig sein, sagt Anton Waffler, Vorstandschef der renommierten Nürnberger Schultheiss Wohnbau AG. Die nötigen 10000 Quadratmeter hat Schultheiss vom Eigentümer, einer Frankfurter Firma, erworben; 26 Millionen Euro wird das Bauunternehmen aus der Nachbarstadt, das bereits an zahlreichen Stellen in Fürth aktiv war, nach eigenen Angaben am Kavierlein investieren.

Für die immer noch verbleibenden 27000 Quadratmeter, den weit größeren Anteil des Areals bei Poppenreuth also, gibt es nach den Worten des zuständigen Projektentwicklers Volker Koch (Unternehmensgruppe Kochinvest) zwar bereits Entwürfe, die auch eng mit der Stadt abgestimmt sind. Geplant ist demnach eine mehrgeschossige Bebauung mit Gewerbeimmobilien und Mietwohnungen am gegenüberliegenden Nordrand, entlang der Poppenreuther Straße. Von konkreten Investoren für dieses Projekt indes ist noch nicht die Rede. Aber Abwarten ist in Sachen Kavierlein ja nichts Neues.

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