Buchschwabach: Maria Magdalena drückt es von allen Seiten

27.8.2015, 06:00 Uhr
Buchschwabach: Maria Magdalena drückt es von allen Seiten

© Foto: Sabine Dietz

„So schnell wird die Kirche schon nicht einstürzen“: Das hört Roßtals Pfarrer Jörn Künne immer wieder. Auch der Satz, „Na, bis ich sterbe wird sie schon noch aushalten“, kam ihm schon zu Ohren. Recht haben diese Stimmen und Unrecht zugleich, meint Künne. Recht deswegen, weil tatsächlich nicht zu erwarten ist, dass die Roßtaler Filialkirche in Kürze zusammenbricht. Doch die Sparsamkeit von einst räche sich, sagt Künne. Gepaart mit einigen bautechnischen Veränderungen der zurückliegenden hundert Jahre ergebe sich eine brisante Mischung.

Da ist zuerst die mittelalterliche Kirche, die als kleine Kirchenburg Schutz und Sicherheit bieten sollte. Für diese brauchte man einen Turm, der mit wenig Geld und viel Sand im Osten der Kirche unzureichend gegründet wurde. Das Fundament wurde teils nicht auf Fels gebaut, sondern auf dem blanken Boden, insoweit ist es nur bedingt tragfähig.

Mehr Schein als Sein

Weil guter Sandstein teuer war, wurde der Turm auch nicht in einer Mauer hochgezogen, sondern zweischalig gebaut. Der Zwischenraum der je 20 bis 30 Zentimeter dicken Außen- und Innenschale wurde mit viel Sand verfüllt, so dass der Vierkant eine Mauerstärke und Stabilität vortäuscht, die er nie hatte. Hier liegt das Grundproblem der Magdalenenkirche: Bautechnisch ist sie mehr Schein als Sein.

Und darum sieht man nicht nur alte und neue Risse im Turm. Darum wurden bereits in der Vergangenheit Eisenträger eingebaut, um den Turm abzufangen. Doch mittlerweile wölbt sich sogar das Außenmauerwerk nach vorne.

Die Vergrößerung der Fenster im Turm und der neue Glockenstuhl samt neuem, schweren Geläut in den 1960er Jahren haben der Mauer auch nicht gut getan. Der Glockenstuhl an sich ist handwerklich gut ausgeführt und stabil, seine Auflagerbalken aber sind es nicht. Statt der üblichen drei Auflager gibt es nur einen Balken, der den Glockenstuhl trägt, und der war recycelt. Er stammt offensichtlich aus einem Abbruchgebäude. Unter ihm zeigen sich bereits deutliche Abnutzungen am Mauerwerk. Dazu wurde der Turm in späterer Zeit noch einmal erhöht. Zusätzlich üben die statischen Maßnahmen zur Sicherung des Kirchendaches Druck auf den Turm aus: Das Gewicht des Daches wird zum Teil auf die Innenmauer des Turmes abgeleitet. „Den Kirchturm drückt es also von allen Seiten, und das muss behoben werden“, erklärt Pfarrer Künne.

Geplant ist eine Verstärkung der Fundamente. Pfeiler sollen ein Abrutschen verhindern. Das Mauerwerk am Turm soll über eine Art Edelstahldübel, die die Steine verbinden, gesichert werden.

Nägel mit Köpfen

Dass diese Maßnahmen von verschiedenen denkmalschutzrechtlichen und statischen Analysen begleitet werden müssen, versteht sich von selbst. Diverse Gutachter gaben sich die Klinke der Kirchentüre in die Hand, damit jetzt — womöglich erstmals seit der Errichtung der Kirche, wie Künne glaubt — Nägel mit Köpfen gemacht werden und nach der Dachsanierung auch der Turm und das Mauerwerk der gesamten Kirche grundlegend und nachhaltig gesichert und renoviert sind.

Dass bereits zuvor die Trockenlegung des Mauerwerkes erfolgen musste und damit sowohl von außen als auch im Innenraum größere Baumaßnahmen durchgeführt wurden, ist noch am abgeschlagenen Putz in der Kirche zu erkennen. Bei diesen Maßnahmen entdeckten die Bauarbeiter noch dazu, dass die Friedhofskanalisation eingebrochen ist. Das führte zur weiteren Verteuerung.

Hinzu kommt, dass öffentliche Gebäude möglichst behindertengerecht erreichbar sein sollen. Noch ein Posten mehr, der sich auf die Rechnung schlägt. Und als der Efeu von der Friedhofsmauer entfernt war, zeigte sich, dass auch sie marode ist.

Alles in allem landen die Schätzungen für die Renovierung so bei der Summe von 580 000 Euro. Weshalb die Kirchengemeinde die Sanierung der Kirchhofmauer vorerst zurückstellt. Macht immer noch 420 000 Euro, die die Gemeinde zu 40 Prozent aus eigener Kasse bestreiten muss. In der Finanzierung klafft noch eine große Lücke, sagt Künne. Weder über Zuschüsse noch über den Holzverkauf aus dem Kirchenwald sei die zu schließen.

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