Bürger rufen nach mehr Knöllchen

16.11.2017, 06:00 Uhr
Bürger rufen nach mehr Knöllchen

© Foto: Michael Müller

Oberbürgermeister Thomas Jung hat in 15 Amtsjahren schon viele Bürgerversammlungen geleitet. Sein Eindruck: In der letzten Zeit hat sich etwas verändert.

Früher, sagt er, haben sich die Menschen aufgeregt, wenn fleißig Strafzettel verteilt wurden. Zurzeit aber wünschen sich angesichts zugeparkter Straßen vor ihren Haustüren offenbar etliche mehr Kontrollen und ein strengeres Vorgehen gegen Falschparker. Am Straßenrand abgestellte Laster und Transporter sorgen besonders für Ärger.

Das wurde schon bei der Bürgerversammlung in Sack deutlich – und am Montagabend dann auch in der Turnhalle der Hans-Böckler-Schule. Dort konnten Bürger aus der Alt-, Innen- und Südstadt, aus Weikershof und dem Fürther Osten der Stadtspitze berichten, was sie umtreibt.

"Gibt es eigentlich einen Freibrief für alle, in Kurven zu parken?", fragte ein Mann genervt. Er hatte speziell die Südstadt im Blick, wo sogar Zufahrten zu Altenheimen und Schulen blockiert würden. In der Karolinenstraße müsste die Stadt etwas gegen die Lkw tun, die ständig am Straßenrand stehen, ergänzte eine Frau.

Die Probleme werden sich nicht so leicht lösen lassen. In der Süd-, Innen- und der Oststadt gibt es definitiv zu wenig Parkraum, sagte auch OB Thomas Jung. Das neue Parkhaus, das in der Gebhardtstraße entsteht, wird den Mangel nur begrenzt reduzieren. Und auch das Falschparken könne man nur in einem gewissen Maß ahnden, sagte Hans-Joachim Gleißner, Leiter des Straßenverkehrsamts. Mit der bisherigen Zahl der Mitarbeiter der Verkehrsüberwachung sei es nicht möglich, das gesamte Stadtgebiet rund um die Uhr zu kontrollieren. "Wir müssen Prioritäten setzen, wir können nicht überall sein."

Auch am Abend unterwegs

In der Südstadt, in der der Parkdruck wegen der vielen neuen Wohnungen zugenommen hat, seien die Mitarbeiter aber oft unterwegs – auch am Abend. Genauso wie etwa in der westlichen Innenstadt, wo in Kurven abgestellte Autos die Feuerwehr mehrfach behindert haben. Die Einsatzzeiten jedoch seien, ohne personelle Verstärkung, beschränkt.

"Wir müssen Prioritäten setzen", hieß es im April auch seitens der Polizei, als die FN über Falschparker in der Südstadt berichteten. Ein Anwohner, der immer wieder Verstöße rund um die Dambacher Straße meldete, hatte damals den Eindruck, dass dies nur selten Folgen nach sich zog. Martin Taschner, zuständig fürs Sachgebiet Verkehr bei der Fürther Polizei, erklärte, dass man solchen Hinweisen nachgehe, wenn es möglich ist. Wenn man zur gleichen Zeit zu einer Schlägerei oder einem Unfall gerufen wird, habe dies jedoch Vorrang.

In der Bürgerversammlung kündigte OB Jung an, dass man im Stadtrat besprechen müsse, ob die städtische Verkehrsüberwachung personell besser ausgestattet werden muss. In Sachen Lkw-Parken in Wohngebieten jedoch bleibe ihm nur, auf einen neuen Verkehrsminister zu hoffen.

Wie berichtet, hatte Jung nach mehreren Beschwerden von Bürgern im Juni Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) in einem Brief gebeten, das Parken von Fahrzeugen mit einem Gesamtgewicht von über 3,5 Tonnen in Wohnvierteln zu untersagen. Dobrindt habe geantwortet, "dass er das Problem nicht kennt", ließ Jung das Publikum in der Turnhalle wissen. Ohne eine rechtliche Änderung jedoch könne die Stadt nichts tun. Verboten ist bislang nur, Lkw und Anhänger regelmäßig in Wohngebieten abzustellen. Der Begriff "regelmäßig" sei zu diffus, klagen Jung und Gleißner. Und: Um eine Regelmäßigkeit nachweisen zu können, braucht es Personal.

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