Bürgermedaille für einen Cadolzburger Naturfreund

14.4.2015, 13:00 Uhr
Bürgermedaille für einen Cadolzburger Naturfreund

© Foto: Martin Kypta

Die siebte Bürgermedaille Cadolzburgs ging an einen Menschen, der sich als Kommunalpolitiker versteht, ohne je das Amt eines Politikers bekleidet zu haben. Dass Bürger-Sein mehr bedeutet als Wählen, ist für den heute 75-Jährigen selbstverständlich.

Die Auszeichnung vor der jüngsten Sitzung des Marktgemeinderats mit musikalischer Begleitung aus dem neuesten Cadolzburger Musical und stehenden Ovationen nahm Müller bescheiden entgegen. „Das hätte es nicht gebraucht“, war eine seiner ersten Reaktionen. Beim Ausüben eines Ehrenamts bekomme man gleich etwas zurück, beteuerte er. Für den dreifachen Großvater war und ist das die Begegnung mit jungen Menschen: die Möglichkeit, Wissen und Erfahrungen weiterzugeben, und Einblick in das Denken der jüngeren Generationen zu gewinnen.

Politisch aktiv sein

„Diese Begegnungen lassen mich die Gesellschaft von heute besser verstehen“, erklärt der frühere Bankchef. Mit Interesse und Sorgen betrachte er die Entwicklung von Natur und Menschen. Jeder Einzelne sollte politisch tätig sein und sich eine eigene Meinung bilden, wünscht sich der Steinbacher.

Müller selbst ist ein Vorbild: Er bringt sich vor Ort ein. Den Prozess der Flurbereinigung in Steinbach begleitete er aktiv. Aktuell nimmt er an den Treffen der Projektwerkstatt Ortsumgehung teil, an der er die ergebnisoffenen Diskussionen mag. Festgelegt auf ein bestes Ergebnis ist er selbst nicht, wenngleich er betont, dass die Verkehrsströme in der Region in Zukunft noch besser großräumig geleitet werden müssen.

Die Offenheit mag der Vater zweier Töchter auch an der Beschäftigung mit Bienen. „Seit den alten Griechen gibt es Lehrbücher, doch wir wissen immer noch nicht alles.“ Diese Wissensgrenze erlebt er als Faszination. „Man beobachtet viel genauer, wenn man nicht alles schon zu wissen glaubt.“ Schon früh morgens kümmert sich Müller um die Tiere im hauseigenen Garten. Insgesamt betreut er Bienenstöcke an vier Standorten.

Schon in der Kindheit beschäftigte sich der Sohn eines Landwirts mit Bienen: Sein Großvater war Imker und seine Großmutter schmierte ihm regelmäßig frische Honigbrote. Mit Beginn der Rente ergriff ihn das Hobby als neues Betätigungsfeld.

„Wenn er etwas macht, dann richtig“, lobte Bürgermeister Bernd Obst denn auch bei der Auszeichnung. Zwölf Jahre lang führte Müller den örtlichen Imkerverein an, bis er im März sein Amt abgab. Auch auf Bezirksebene engagierte er sich als Schriftführer. Sein Gestaltungswille führte ihn bis nach Brüssel, wo er sich zu Themen wie Gentechnik oder Monokulturen und gegen das Bienensterben einsetzte.

Am Lehrbienenstand

Mit dem damaligen Schulleiter Norbert Autenrieth baute Müller in der Mittelschule Cadolzburg einen Lehrbienenstand auf, in dem heute ein Pflichtwahlfach der Ganztagsschule stattfindet. Auch Volkshochschul-Kurse für Erwachsene veranstaltet er hier.

Wegen der früher hohen beruflichen Belastung musste Müller seine Ehrenämter im Feuerwehrverein Steinbach aufgeben. Mitglied ist er dort seit 1958, leistete 30 Jahre lang aktiven Feuerwehrdienst. Engagiert hatte er sich zum Beispiel bei der Organisation der Steinbacher Kirchweih und in der Laientheatergruppe „Die Wiesentaler“, die in den 60er Jahren gegründet wurde. Viele Chroniken tragen seine Handschrift.

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