Burgfarrnbacher Eisenmann fliegt nach Hawaii
21.9.2018, 18:26 UhrMaastricht, Niederlande, im August. Einen Tag zuvor ging dort einer von weltweit jährlich 38 Ironman-Wettkämpfen über die Bühne. Bei jedem kann sich eine sehr kleine Anzahl von Extremsportlern für das Rennen im Oktober auf Hawaii qualifizieren, dem Triathleten-Mekka. Für die Vergabe dieser Startplätze am Tag danach haben die Maastrichter Veranstalter eine Kirche ausgesucht. Für Benjamin Weigel ein überaus passender Ort. Denn als sein Name ausgerufen wird, ist dies für den 28-Jährigen ein nahezu heiliges Erlebnis. Tränen steigen ihm in die Augen, ungläubig schaut er in Richtung seiner mitgereisten Eltern und Freunde. Am Ironman Hawaii teilzunehmen, das war und ist sein Herzenswunsch.
Rückblick: Vor sechs Jahren verletzte sich der begeisterte Sportler beim Surfen, vier Knieoperationen folgten. "Es stand auf der Kippe, ob ich überhaupt wieder normal gehen kann." Den Triathlonsport kannte er damals kaum Um nach den OPs wieder fit zu werden, musste er viel Fahrrad fahren. Die Freude daran wuchs schnell, das Knie hielt, bald legte er sich das erste Rennrad zu. Und dann das: "Ein Freund überredete mich 2014, beim Challenge in Roth zuzuschauen. Ich war sofort gebannt von der Atmosphäre und den Leistungen der Teilnehmer. An diesem Tag entschied ich, dass ich das auch mal machen will", erzählt Weigel. "Am liebsten irgendwann auf Hawaii, wo nur die Besten der Welt starten."
Um irgendwann mal eine Triathlon-Langdistanz bewältigen zu können – 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren, 42 Kilometer Laufen –, musste er seine Leistung kontinuierlich steigern. "Dabei ist Geduld wichtig." Langsame, kontinuierliche Erhöhungen über Monate, manchmal sogar Jahre seien notwendig, um langwierigen Verletzungen vorzubeugen, etwa an den Gelenken.
18 Stunden Training pro Woche
In den vergangenen zwölf Monaten hat Weigel, der in der Logistik eines großen Autoherstellers arbeitet, rund 2000 Kilometer zu Fuß, 12 000 Kilometer auf dem Rad und 300 Kilometer im Wasser hinter sich gebracht. Das entspricht etwa 18 Stunden Training pro Woche. Bei Wind und Wetter. Auch Wettkampferfahrung hat er mittlerweile gesammelt. 2015 und 2016 bewältigte er einige Kurz- und Mittelstrecken, 2017 dann die erste Langdistanz in Roth in neun Stunden und 38 Minuten. In Maastricht, bei der Qualifikation für Hawaii, war er bereits acht Minuten schneller. "Irgendwann soll die Neun-Stunden-Marke fallen."
Um das zu schaffen, spielt auch die Ernährung eine große Rolle. So verbraucht Weigel an einem langen Trainings-Sonntag 7000 bis 8000 Kalorien, bei einem Langdistanz-Wettkampf können es über 10 000 werden. Diese Energiemenge steckt ungefähr in sechs Kilogramm gekochten Nudeln oder in 50 Wurstbroten. Bei Weigel kommt hinzu, dass er Vegetarier ist. "Ich esse viele Milchprodukte und auch ein bisschen Fisch. Beim Training und im Wettkampf kommen dann Kohlehydrat-Gels und Power-Riegel dazu", erklärt er.
Während Weigel erzählt, liegt eine schwarzgraue Münze auf dem Tisch, der "Slot"; er berechtigt zum Start auf der Pazifikinsel. Den Slot gibt es allerdings nur gegen eine Startgebühr in Höhe von umgerechnet 940 Euro. Auch sonst ist Triathlon kein günstiger Sport. Ein geeignetes Rad für Hobby-Triathleten kostet um die 5000 Euro, dazu kommen weiteres Equipment, Nahrungsergänzungsmittel und nicht zuletzt die Kosten für die Anreise. "Hawaii stellt hier alles in den Schatten", so Weigel.
Für jede Stunde Zeitverschiebung sollte man einen Tag früher anreisen, um am Wettkampftag Höchstleistung bringen zu können. In Weigels Fall sind das zwölf Tage plus zwei Tage Puffer. Die Kosten dafür stemmt er selbst, Sponsoren oder Trainer hat er nicht. Doch das ist kein Hinderungsgrund: "Ich mache das für mich. Weil es mir Spaß macht und Hawaii mein großer Traum ist."
1 Kommentar
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich zuvor registrieren.
0/1000 Zeichen