Cadolzburg: Die feinsten Exponate aus dem Museum

10.4.2017, 06:00 Uhr
Cadolzburg: Die feinsten Exponate aus dem Museum

© Foto: privat

Drei Jahre blieben die Burgtore verschlossen. Während dieser Zeit arbeiteten die Museumspädagogen, Handwerker und Kunsthistoriker an einem Konzept für die ungewöhnliche Schau "HerrschaftsZeiten — Erlebnis Cadolzburg". Sie soll die Besucher nicht einfach von Vitrine zu Vitrine leiten, sondern wird Mittelalter und das Leben auf einer Hohenzollernburg zum Nachempfinden anbieten — eben eine echte Erfahrung mit allen Sinnen im Museum. Zehn Objekte stellen die FN in den nächsten Wochen vor. In Teil eins der Serie wird’s kriegerisch — dafür steht eine Präzisionswaffe aus dem 15. Jahrhundert: eine Armbrust. Aus Bein, Tiersehnen, Holz, Birkenrinde und ein bisschen Metall.

Die Hornbogenarmbrust, die als Dauerleihgabe aus dem Bayerischen Nationalmuseum in der Cadolzburg zu sehen sein wird, ist eine Präzisionswaffe der Zeit um 1500. Im späten 15. Jahrhundert waren solche Waffen gängig. Sie wurden sowohl von professionellen Kämpfern als auch von relativ Ungeübten genutzt. Armbrüste konnten zielgenau auf 30 bis 100 Meter eingesetzt werden, sei es zur Burgverteidigung, sei es im Feld. Allerdings sind solche Hornbogenarmbrüste nicht mehr allzu oft erhalten. Häufiger gibt es die jüngere und wetterunempfindlichere Version mit Stahlbogen.

Cadolzburg: Die feinsten Exponate aus dem Museum

© Foto: Bayerisches Nationalmuseum/Krack

Auch bei der friedlichen Übung in kriegerischen Fertigkeiten, wie auf der Jagd, wurden Armbrüste eingesetzt. Zu Zeiten ohne Krieg hielt man übrigens in Cadolzburg – neben 46 Feuerwaffen – allein 23 Armbrüste und 5000 Pfeile sicherheitshalber vor, wie aus einem Inventar von 1471 bekannt ist. Was aber bedeutete Krieg damals unter den streitlustigen Herren der Cadolzburg, den Zollern als Burggrafen von Nürnberg und zugleich Kurfürsten der Mark Brandenburg?

Feuerwaffen waren noch schwer beweglich

Sie scheuten handfeste Auseinandersetzungen nicht. Zunächst hieß das: Brandschatzung von Dörfern des Gegners, Plünderungen und Geiselnahmen von Vieh und Menschen, also Zerstörung der wirtschaftlichen Grundlagen der feindlichen Herrschaft. Kam es aber doch zu einer echten Schlacht, führte man eine relativ kleine Gruppe an Reitern als schmale Spitze und darauf folgend haufenweise Fußtruppen mit Stichwaffen ins Feld. Gegen deren schräg am Boden aufgerichtete Langspieße konnten sich Reiter nur schwer wehren.

Armbrustschützen und ein Tross mit Wagen, Büchsen, Rüst- und Schanzmaterialien ergänzten das Waffenarsenal. Feuerwaffen waren noch schwer beweglich und wurden vor allem gegen feste Ziele, wie Stadtmauern oder Gebäude, eingesetzt.

Für die Berittenen, aber auch für Wagen und zum Ziehen schwerer Geschütze waren Pferde wichtig und wertvoll. In den oft mehrere tausend Kämpfer umfassenden markgräflichen Truppen stritten neben eigenen Leuten und Untertanen ebenso verbündete Niederadlige und eigens angeheuerte, bezahlte Söldner.

Auch deswegen ließen die Befehlsstrukturen noch zu wünschen übrig. Viele Schlachten endeten in Flucht und Chaos. Auch Uniformen gab es keine. Wichtig zur Orientierung waren Standarten, die als Kriegsbeute zu regelrechten Siegestrophäen wurden. Als die Zollern von der Cadolzburg aus zu Kurfürsten in der Mark Brandenburg wurden, waren also die Zeiten heroischer Ritterkämpfe längst vorbei.

Im Themenraum "Pulverdampf und Beutezug" gibt es ab Juni mehr zu erfahren.

 

 

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