Cadolzburg hat einen Altbürgermeister

10.10.2017, 06:00 Uhr
Cadolzburg hat einen Altbürgermeister

© Foto: Martin Kypta

In Pierers Amtszeit fallen die Umgestaltung des heutigen Rathauses sowie die Einrichtung eines Heimatmuseums im alten Rathaus. Mehrere Baugebiete wurden in über zwei Jahren geplant und bezogen, darunter das Wohngebiet im Cadolzburger Süden und die Gewerbefläche zwischen dem Hauptort und der B 8. Zweckverbände für Grund- und Mittelschulen sowie die Musikschule wurden außerdem gegründet.

Ihm selbst war die Renovierung der Seckendorfer Kapelle in den 80er Jahren ganz besonders wichtig: In dem Sandsteinbau mit Fresken aus dem 15. Jahrhundert finden heute regelmäßig Gottesdienste statt. Das Schmuckstück zu besichtigen, ist ein Geheimtipp.

Pierer hinterließ auch außerhalb der Gemeinde Spuren, etwa bei der Fusion der Sparkassen von Stadt und Landkreis Fürth oder als Vizepräsident des Bayerischen Gemeindetags. "Sie haben auch umstrittene Entscheidungen getroffen und niemandem nach dem Mund geredet", sagte Obst anerkennend. SPD-Mann Pierer selbst ergänzte: "Ich habe Kommunalpolitik nie als Parteiengeschäft betrieben."

Ein "herzliches Dankeschön" sagte Obst seinem Vorgänger im Namen des Gemeinderats und aller Cadolzburgerinnen und Cadolzburger. Obst selbst habe seit 2002 gut auf den Leistungen von Pierer aufbauen können.

Auch wenn es bei der Ehrung vor der öffentlichen Sitzung des Gemeinderats kein Thema mehr war: Die CSU/FWG, der der jetzige Bürgermeister angehört, war im Gemeinderat nicht immer dieser Meinung. Nach dem damals überraschenden Wahlerfolg von Bernd Obst gegen Pierer in einer Stichwahl stand Pierer oft im Zentrum der Kritik von CSU/FWG und auch PWG. Mehrere Juristen mussten sich mit der Vergangenheitsbewältigung des damaligen Gemeinderats beschäftigen. Ruhe kehrte endlich ein, als Claus Pierer im Februar 2006 sein Mandat abgab.

"Mittlerweile hat sich die Sache geregelt", sagte Bernd Obst nach der Sitzung. Er wolle die Leistungen des Altbürgermeisters nicht durch alte Geschichten von früher relativieren. Den Beschluss, Pierer die Würde zu verleihen, hatte der Gemeinderat im Juni einstimmig gefasst. "Niemand musste mehr überredet werden", sagte Obst. Und so müsse es bei einer solchen Ehrung auch sein.

In einer kurzen Danksagung nach der Laudatio sprach Pierer von einem "mutigen Entschluss" des Gemeinderats. Dass der 75-Jährige nicht schon vor der Sommerpause ausgezeichnet wurde, lag an einem Malheur: Beim Besuch in der Partnerkommune Mauterndorf war Pierer schwer gestürzt und hatte sich den Oberschenkel gebrochen. Mittlerweile ist er aber wieder auf den Beinen.

Aktuell bereitet sich Pierer auf die Fortsetzung seines Studiums der Theologie und Geschichte vor. Gemeinsam mit Zirndorfs Altbürgermeister Gert Kohl studiert er an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen.

Er sei immer Kommunalpolitiker mit Herz und Leidenschaft gewesen, sagte Pierer. Seine Familie habe er dabei meist einbezogen, zu Veranstaltungen oder auf Reisen mitgenommen. Frau Ursula, Tochter Barbara und Sohn Florian sowie seine Enkelkinder begleiteten Claus Pierer nun zur Ehrung in den Gemeinderat und gingen danach gemeinsam essen, um die Altbürgermeister-Würde im Kreis der Familie zu feiern.

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