Cadolzburg: Noch ist alles offen

1.3.2015, 06:00 Uhr
Cadolzburg: Noch ist alles offen

© Foto: Staatliches Bauamt Nürnberg

Mit einem Zwischenbericht im Marktgemeinderat wollten die Vertreter des zuständigen Staatlichen Bauamtes Nürnberg, der stellvertretende Leiter Rainer Popp und Straßenplaner Christian Peetz, wieder Ruhe in die Debatte bringen. Hier die wichtigsten Punkte kurz zusammengefasst.

*Braucht Cadolzburg eine Umgehung?

Ein klares Ja aus Sicht der Verkehrsplaner. Immerhin fahren rund 19 000 Fahrzeuge täglich durch den Ort und das auf einer Staatsstraße, die dafür nicht ausgelegt ist. Aus dem Ja zu dem Straßenbauprojekt kann aber schnell ein Vielleicht oder sogar ein Nein werden. Denn es gilt, viele andere Kriterien zu bedenken: Umwelt, Entlastung und Belastung von Anwohnern der alten und neuen Straße, Lärmschutz, Sicherheit, bauliche Machbarkeit und natürlich die Kosten.

*Was wird eine Umgehung kosten?

Keiner kennt darauf die Antwort. Bei der allerersten Vorstellung im Sommer 2013 war vom Staatlichen Bauamt von rund acht Millionen Euro gesprochen worden. Eine Zahl, die vermutlich längst von der Realität überholt ist. Denn bis heute weiß niemand, ob nicht mehrere Kreisel und/oder Tunnelbauwerke nötig sind, die das Vorhaben enorm verteuern würden.

*Bekommt Cadolzburg auf jeden Fall eine Umgehungsstraße?

Nein. Die Beratungen sind ergebnisoffen. Die potenzielle Umgehung könnte im Osten oder Westen verlaufen, beides ist mit erheblichen Eingriffen in die Landschaft verbunden. Es könnte aber auch auf sie verzichtet werden. Den Versuch, darauf eine Antwort zu finden, macht die Projektwerkstatt.

*Was ist die Projektwerkstatt?

Sie ist ein loser Zusammenschluss von 20 bis 30 Cadolzburger Bürgern, Marktgemeinderäten und Vertretern verschiedener Interessengruppen wie Naturschützern oder Landwirten. In unregelmäßigen Abständen kommen sie mit Fachleuten zusammen, erhalten die Resultate verschiedener Studien, bewerten sie und ziehen sie zur Entscheidungsfindung heran. Diese Form der Kooperation zwischen einer Kommune und dem Staatlichen Bauamt ist bislang in Bayern ein absolutes Novum. Cadolzburg hat damit das Privileg erhalten, selbst über ein staatliches Bauprojekt entscheiden zu können.

*Entscheidet die Projektwerkstatt, ob die Umgehung kommt und wenn ja, wohin?

Nein. Die Beratungen der Projektwerkstatt sind ergebnisoffen. Sie könnte am Schluss für eine Ost- oder Westvariante, aber genauso für eine Nullvariante, also das Aus des Straßenneubaus, votieren. Bei dem Votum handelt es sich nur um eine Empfehlung, das Beratungsresultat gibt zwar eine Richtung vor, ist aber nicht bindend.

*Wer beschließt über das Projekt?

Die Entscheidung liegt in diesem Fall beim Marktgemeinderat. Rainer Popp dazu: „Cadolzburg hat die Möglichkeit, das Projekt zu stoppen.“ Auf welchem Weg der Beschluss fällt, ob allein durch die Marktgemeinderäte oder über ein Ratsbegehren, also durch die Bürger, ist noch völlig offen. Bürgermeister Bernd Obst (CSU/FWG) hat bereits klar gemacht, dass er ein Ratsbegehren favorisieren würde.

*Bekommt Cadolzburg dank der Umgehung eine bessere Anbindung von Egersdorf-Nord?

Das Staatliche Bauamt tut sich mit einer Antwort schwer. Denn die Verbindung nach Egersdorf ist eine gemeindliche Aufgabe. Sollte die Ostumgehung realisiert werden, dann allerdings spart sich die Marktgemeinde die eigenen Ausgaben, weil der Ortsteil damit automatisch angeschlossen ist. Für Bürgermeister Obst ist das jedoch nur ein „Nebenschauplatz“, der bei der Umgehungsdiskussion eine untergeordnete Rolle spiele.

*Wird auch die Verkehrsentwicklung ohne Umgehung betrachtet?

Ja. Im Mai wird sich die Projektwerkstatt auch mit der Nullvariante befassen und den Möglichkeiten, die innerörtliche Straße aufzurüsten und für Fußgänger und Anwohner Entlastungen zu schaffen.

*Wie verläuft der Fahrplan in den nächsten Monaten?

Die Projektwerkstatt, die sich hauptsächlich als Arbeitsgremium versteht, tagt ab sofort nur noch nicht- öffentlich. Jedoch werden die Bürger regelmäßig über die Resultate der Besprechungen auf dem Laufenden gehalten. Erster Termin ist am Donnerstag, 19. März, um 19 Uhr im Cadolzburger Betriebshof (Egersdorfer Straße). Weitere öffentliche Informationen sind im Juli und September geplant.

*Welche Informationen gibt es bei den Veranstaltungen?

Interessant ist vor allem die Juli-Veranstaltung (der genaue Termin steht noch nicht fest). Dann soll eine Vorzugsvariante präsentiert werden. Wobei es auch heißen könnte, dass eine Umgehung nicht machbar ist. Im September werden nochmals alle Pro & Contra-Statements dargestellt.

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