Cadolzburg: Ostspange leicht favorisiert

20.10.2014, 13:00 Uhr
Cadolzburg: Ostspange leicht favorisiert

© Foto: Armin Leberzammer

Für sich gesehen, sei die Westumfahrung gut. „In anderen Orten würde man das jetzt schon so bauen“, ist Rainer Popp vom Staatlichen Bauamt überzeugt. Die Tendenz gehe trotzdem zur Ostspange, „weil sie mehr bringt“. Eine Vorentscheidung sei deswegen jedoch noch nicht gefallen.

Schließlich sind die Ergebnisse einer notwendigen Umweltverträglichkeitsprüfung völlig offen. Und die könnte durchaus gegen eine östliche Umfahrung der Marktgemeinde sprechen – obwohl diese auf den ersten Blick deutlich geringere Eingriffe in Wald und Flur mit sich brächte und stärker über den Ausbau von Bestandsstraßen erreicht werden könnte. Sollte diese Prüfung allerdings zu Tage bringen, dass im Cadolzburger Osten mehrere Rote- Liste-Arten heimisch sind, im Westen dagegen gar nichts, so Popps Gedankenspiel, „sieht es ganz anders aus, egal wie schwer der Einschnitt selbst sein wird“.

Die in der Projektwerkstatt vorgestellten Erkenntnisse sind das Ergebnis eines großräumigen Verkehrsmodells. Zu diesem Zweck hatten die Beamten des Staatlichen Bauamts ein Raster von 250 mal 250 Meter über Cadolzburg gelegt. „Damit ließ sich der potenzielle Verkehr der Einwohnerschaft ermitteln“, so Straßenplaner Christian Peetz.

Besonders viel befahren waren demnach die Staatsstraße 2409 südlich der Schwadermühle, die Untere und Obere Bahnhofstraße, aber auch die Eichenstraße und die Egersdorfer Straße. „Diese Diagonale durch das Wohngebiet wird offenbar vom Schleichverkehr genutzt“, so Peetz. Der Anteil des Durchgangsverkehrs dagegen sei – je nach Messpunkt – zwischen 17 und 37 Prozent und damit in den Augen des Bauamts eher gering.

Zubringer zur B 8

Die Staatsstraße 2409 erfülle in erster Linie die Funktion eines Zubringers zur B 8, der Verkehr ist größtenteils lokal. „Weiträumige Verbindungen spielen eine untergeordnete Rolle“, betonte Christian Peetz. Etwa fünf Sechstel des mit 3413 Kraftfahrzeugen gemessenen Durchgangsverkehrs stammt aus den umliegenden Orten Weinzierlein, Roßtal, Ammerndorf und Großhabersdorf. Diese seien jedoch nicht gleichzusetzen mit auf eine Ortsumfahrung verlagerungsfähigem Verkehr.

Auf diesen Ergebnissen fußend wurden anschließend die tendenziellen Wirkungen einer West- beziehungsweise Ostspange mittels Computersimulation – „der Rechner lief zum Teil die ganze Nacht durch, um diese Modelle zu errechnen“ – ermittelt. Bei beiden Varianten gleich war die erwartete unwesentliche großräumige Verlagerung. Innerorts seien allerdings recht unterschiedliche Entlastungs- oder Zunahmeeffekte zu erwarten. Eine Westspange würde demnach zu vermehrtem Verkehr in Schwadermühlweg, Tiembacher Straße, Greimersdorfer und Eichenstraße führen; zu einem Rückgang in der alten Ortsdurchfahrt, Gonnersdorfer, Tal- und Sudetenstraße sowie in der Unteren Bahnhof- und der Steinbacher Straße.

Eine Ostspange wiederum würde dem Modell zufolge eine starke bis sehr starke Entlastung der Wachendorfer Straße und des Ortsteils Steinbach bewirken, Wachendorf und Egersdorf gleichzeitig besser anbinden.

Der Schleichverkehr durch die Eichenstraße würde zurückgehen, die Steinbacher Straße sowie die beiden Bahnhofstraßen und natürlich die alte Ortsdurchfahrt würden ebenfalls entlastet. Eine Zunahme werde für die Cadolzburger und Fürther Straße in Egersdorf und die Steinbacher Hauptstraße nördlich dieses Ortsteils prognostiziert.

Größere Entlastung

Die östliche Variante ist für die Planer aber auch deshalb interessant, weil sie mit bis zu 11 000 Kraftfahrzeugen pro Tag deutlich mehr als die westliche erwarten lasse (bis zu 7600) und somit eine flächige Entlastung der Wohngebiete sowie der Ortsdurchfahrt bewirke.

Egal, ob und – wenn ja – welche Variante komme, „Cadolzburg kann sich entscheiden ohne anderen nach dem Sankt-Florians-Prinzip etwas anzutun“, betonte Rainer Popp, „denn es geht um keine Autobahn, sondern um eine eigene Ortsstraße.“

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