Cadolzburg: Umgehungsdebatte kocht wieder hoch

22.11.2018, 06:00 Uhr
Cadolzburg: Umgehungsdebatte kocht wieder hoch

© Edwin Grau

"Es geht längst nicht mehr nur um die Menge der Fahrzeuge, sondern um die Sicherheit der Menschen", sagt Sandra Ender vom Verein Zukunft Cadolzburg. Die Politik könne sich nicht länger zurücklehnen und den Entscheid vorschieben, sie spiele mit der Gesundheit und dem Leben der Bürger an der "überlasteten und gefährlichen Straße".

Monika Vlach-Kalogiannis dokumentiert seit November 2016 die Unfälle in ihrer Wohnstraße. Nicht immer wurde die Polizei gerufen, denn schließlich ist noch niemand verletzt worden, manchmal geht es nur um kleinere Sachschäden. Doch das sei lediglich Glück, meinen die Betroffenen.

Bemühungen vergebens

Allein von Juli bis November 2018 hat Monika Vlach-Kalogiannis drei Unglücksfälle mit erheblichen Schäden notiert. Alle ereigneten sich an der steilen Kurve der Hindenburgstraße: Im Juli fuhr ein Fahrzeug nicht nur einen Laternenmast um, sondern zerstörte auch einen Gartenzaun. Im Oktober schaffte ein Autofahrer die Kurve nicht und wurde mit seinem Pkw auf ein privates Grundstück geschleudert. Drei dort geparkte Fahrzeuge wurden beschädigt. Jüngster Vorfall: Ein Mercedes landete in der Mauer eines Grundstücks und zertrümmerte sie.

Zumindest eine Geschwindigkeitsbegrenzung müsse es an dieser Stelle geben, fordert Johanna Lipke, deren Wohnhaus genau in der Kurve liegt. "Man kann hier nicht mit Tempo 50 durchfahren", ist sie überzeugt. Doch alle Bemühungen, ein Limit zu erreichen, waren bislang vergebens.

Der Gehweg entlang der Hindenburgstraße ist teils sehr schmal, wird aber viel genutzt: Dort laufen Kinder zur Schule, bringen Eltern ihren Nachwuchs zum Kindergarten oder es sind Menschen unterwegs zu einem Waldspaziergang. Einen Unfall, in den Fußgänger verwickelt sind, möchte man sich nicht ausmalen.

Nur zehn Unfälle registriert

"Es gibt eine subjektive Wahrnehmung und eine objektive", stellt Karl-Heinz Harlacher, Leiter des Sachgebiets Verkehr beim Landratsamt fest. Ein Unfallschwerpunkt sei die Hindenburgstraße aus Sicht der Unfallkommission, der Harlacher angehört, nicht. Laut der Polizeistatistik hat es dort zwischen Januar 2000 und September 2018 zehn Unfälle gegeben.

Und hier setzt das oft zitierte Argument der Umgehungs-Befürworter an: "Muss es erst Tote geben, bevor etwas passiert?", empört sich Ernst Weinländer. Die Versprechen, die nach dem Bürgerbegehren von den Gegnern des Straßenbaus kamen, habe er noch gut im Ohr: Man werde nach Lösungen zur Entlastung der Straße suchen. "Was wir bekommen haben, sind Mitfahrbänke." Darüber kann Weinländer nur lachen: Die Bänke, auf die sich Bürger setzen, die auf eine innerörtliche Mitfahrgelegenheit warten, minderten den Verkehr kein bisschen.

Eine Entlastung könnte immerhin der in Kürze beginnende Modellversuch sein. Auf einem Teilabschnitt der Hindenburgstraße sind dann 30 Stundenkilometer die Höchstgeschwindigkeit. Der Testlauf soll klären, ob das langsamere Tempo mehr Menschen aufs Rad lockt.

Die Anwohner erwarten sich nicht viel davon. Die Straße sei zu gefährlich, um Menschen zum Umstieg vom Auto aufs Rad zu bewegen. Nur ein dauerhaftes Tempo 30, das dann auch überwacht werden müsse, könne helfen. Außerdem müsse der überörtliche Schwerlastverkehr und der landwirtschaftliche Verkehr in Richtung Biogasanlage runter von der Straße.

Gemeinde gibt Signal

"Manchmal kommen wir uns vor, als hätte man uns vergessen", sagt Ernst Weinländer. Und Sandra Ender erklärt warum: Der Antrag an die Gemeinde, die Umgehungsplanung wieder aufzunehmen, wurde wegen Nicht-Zuständigkeit gar nicht erst im Gemeinderat behandelt. Tatsächlich ist die Hindenburgstraße eine Staatsstraße und damit ist das Staatliche Bauamt für alle Maßnahmen verantwortlich. Dort liegen auch die aufwändigen Planungen für die Umgehung in der Schublade. Doch wenn sich die Cadolzburger an diese Behörde wenden, dann heißt es: Wir warten auf ein Signal der Gemeinde, bevor wir die Planung wieder aufnehmen.

Ein neues Bürgerbegehren, davon versprechen sich die Mitglieder des Vereins Zukunft Cadolzburg gar nichts. "Da stimmen Leute mit ab, die in den Ortsteilen wohnen, die mit der Umgehung nichts zu tun haben." Sandra Ender befürchtet, dass so niemals eine Mehrheit für die Umgehung zustande kommt.

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