Cadolzburger Philatelist schwebt im Sammlerglück

10.11.2017, 13:00 Uhr
Cadolzburger Philatelist schwebt im Sammlerglück

© Foto: Hans von Draminski

Hugo R. (Name geändert) freut sich. Denn nach dem Fehldruck, den die Post im Winter 2016 zu Weihnachten auf den Markt warf und der nach Bekanntwerden des Missgeschicks in Windeseile zurückgerufen und eingestampft wurde, hat er eine ganze Weile gesucht. "Ein bisschen peinlich ist die Sache schon", sagt der Rentner grinsend und meint damit die sehr offenkundige Fehlleistung, die sich der zuständige Grafiker bei der Gestaltung der mit einem Christbaumkugel-Motiv verzierten Weihnachtsmarke geleistet hat: In zehn europäischen Sprachen soll die Marke "Frohe Weihnachten" wünschen. Allein die dänischen und niederländischen Versionen sind danebengegangen. So wird im dänischen Festtagsgruß "Glædelig jul" das Wort jul für Weihnachten grundsätzlich klein geschrieben, auf der Ursprungsfassung der Marke fängt es aber mit einem Großbuchstaben an.

Ähnlich nachlässig ging man mit der niederländischen Fassung um: In Holland ruft man sich im Advent "Vrolijk Kerstfeest" zu. Die Briefmarkendesigner hielten es dagegen mit der deutschen Schreibweise und druckten "Kerstfest" mit einem "e".

Fehler, die zur Folge hatten, dass die komplette bis dahin gefertigte Charge des Fehldrucks zurückgerufen und eingestampft wurde – vermeintlich, bevor die Marken in den Handel kamen. Hugo R. hat allerdings das Briefzentrum 21 in Niedersachsen im Verdacht, dass man dort entweder der Rückruforder der Postzentrale nicht Folge leistete oder ein paar der Marken schon vor dem Erstverkaufstag "unters Volk" brachte, denn die bisher bekannt gewordenen Exemplare des Fehldrucks sind, sofern sie gestempelt wurden, allesamt in jenem Briefzentrum über den Tresen gegangen.

Viele Exemplare waren es gleichwohl nicht, die in den Handel kamen, deshalb ist der Fehldruck sehr gesucht – und entsprechend teuer. Hugo R.’s Exemplar sollte ursprünglich "einen niedrigen vierstelligen Betrag" kosten, allerdings ließ der Verkäufer mit sich reden: Am Ende einigte man sich auf 980 Euro für eine Selbstklebefolien-Variante der Marke, die in besagtem Briefzentrum am 24. Januar 2017 mit einem schmucken Prägestempel entwertet wurde. Ein Indiz, dass die Niedersachsen wohl nicht alle Exemplare des Fehldrucks zur Vernichtung zurückschickten.

Postfrisch, also neu wie aus der Postfiliale, kostet die verunglückte Briefmarke über 2000 Euro, denn es gibt nur sehr wenige Stücke davon. Noch teurer gehandelt wird ein vollständiges Folienblatt. Von den zwei bis dato aufgetauchten Stücken wurde eines vom Käufer fachkundig in Einzelmarken auseinander geschnitten. "Damit macht er todsicher guten Gewinn", weiß Hugo R. Das zweite, noch unversehrte Exemplar steht mit 10 000 Euro im Katalog. So viel mag Hugo R. nicht ausgeben. Ein ungestempeltes, einwandfreies Exemplar des Fehldrucks hätte er aber schon gerne – allein der Vollständigkeit halber: "Wenn man ein klar definiertes Sammelgebiet hat, dann hört man nicht auf, bis die Kollektion komplett ist", sagt Hugo R. und lächelt wissend.

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