Chaos vor dem Siegelsdorfer Bahnhof

9.12.2016, 11:00 Uhr
Chaos vor dem Siegelsdorfer Bahnhof

© Foto: privat

Wie Roland Meyer, Chef der Zirndorfer Inspektion, auf Nachfrage sagte, hatte der Fahrer eines Linienbusses Alarm geschlagen, weil er auf dem Wendehammer vor dem Bahnhofsgebäude nicht wenden konnte. Trotz absoluten Halteverbots standen diverse Pkw im Weg, deren Fahrer Bahnpendler ein- oder aussteigen lassen wollten. Zwischen dem Bus- und einem Autofahrer kam es laut Meyer zu einer „längeren verbalen Auseinandersetzung“. Die Wogen glätteten sich „im Beisein der Polizei“, der Pkw-Fahrer bekam ein Bußgeld aufgebrummt. Nach einer halben Stunde löste sich der Stau auf.

Dass Verkehrsprobleme am Siegelsdorfer Bahnhof von der Polizei geregelt werden müssen, ist die Ausnahme. Doch kollabiert der Verkehr immer wieder. Auf Nachfrage bei der Firma Schmetterling Reisen, die hier im Auftrag des Landkreises drei Linien bedient, sagt Busfahrer Viktor Pet: Er wisse von seinen Kollegen, dass die Wendeschleife im Berufsverkehr gegen 17 bzw. 18 Uhr „regelmäßig zugeparkt“ ist. „Das ist jeden Tag das gleiche Problem.“ Manche Autofahrer machten den Bussen dann Platz, andere reagierten aggressiv. „Und gestern war wohl alles dicht.“

Bürgermeister Marco Kistner ist mit dem ständigen Verkehrskollaps alles andere als glücklich. Nur: „Eine einfache Lösung gibt’s da nicht.“ Drei Buslinien sind vor dem Bahnhof zu Stoßzeiten mit fünf Fahrzeugen vertreten. Das ist gewollt. Die Takte seien aufeinander abgestimmt, so dass Fahrgäste in die Bahn, aber auch von Bus zu Bus barrierefrei (!) umsteigen können. Damit wäre es vorbei, würde ein Teil der Busse auf der anderen Seite der Gleise am Reitweg starten. Denn: Die Treppen in der Bahnhofsunterführung sind etwa für Rollstuhlfahrer ein unüberwindbares Hindernis.

„Fluch und Segen“

Kistner hofft, dass der Bahnhof eines Tages behindertengerecht umgebaut wird. Doch er fürchtet, dass das dauert. Dabei hat sich Siegelsdorf, wo neben Bummelzügen auch der Regionalexpress hält, längst zu einem kleinen Verkehrsdrehkreuz entwickelt. An den Kfz-Kennzeichen lässt sich ablesen, dass Pendler aus den Nachbarlandkreisen vom Pkw in den Zug umsteigen und umgekehrt.

Der Bürgermeister sagt denn auch: „Der Bahnhof ist für uns Fluch und Segen zugleich.“ Er biete der Gemeinde eine „hervorragende Verkehrsanbindung“ in Richtung Nürnberg/ Fürth, Würzburg und Markt Erlbach, ziehe aber auch viele Auswärtige und ihre Autos an.

Weitere unschöne Folge sind die Zustände um den Park-and-Ride-Parkplatz. Wie bereits vor einem Jahr berichtet, reichen die 134 Stellplätze bei weitem nicht aus, wird rund um den Bahnhof wild geparkt. Eine Analyse des Verkehrsverbunds Großraum Nürnberg (VGN) hat zwischenzeitlich einen Bedarf für 100 weitere Stellplätze ergeben. Nur: Wo sollen die hin?

Der Gemeinde gehört ein Grundstück am Reitweg. Staatliche Zuschüsse vorausgesetzt, könnte sich Kistner dort ein Parkhaus vorstellen. Doch von dort zum Bahnhof sind es 500 Meter. Der Rathauschef fragt sich nun: Welche Entfernungen akzeptieren Bahnkunden beim Park-and-Ride? Er will den Gemeinderat dazu bewegen, 2017 Geld für weitere Untersuchungen bereitzustellen.

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