Da tanzen sogar die Schafe auf der Bühne

18.3.2006, 00:00 Uhr

Sie bekommen zur Einstimmung von der dänischen Band Causa Sui mächtig was auf die Ohren. Dem Kritiker blieb nach dem Motto «Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“ dieser Hörgenuss verwehrt. Dass die Entschädigung für dieses Versäumnis bald folgen soll, ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht abzusehen. Jetzt heißt es erstmal bei Drive by Shooting Augen zu und durch.

Berliner Stottermotor

Das Trio aus der Bundeshauptstadt lässt einige Wünsche offen. Bluesinfizierter Rock der härteren Gangart hat sich die Band auf die Fahnen geschrieben, und es lässt sich auch energiegeladen an. Doch der Motor will nicht richtig rundlaufen. Immer wieder gerät das fett verzerrte, oftmals an die frühen Monster Magnet erinnernde Gefährt ins Stocken, purzeln Gitarrenakkorde ziellos über den Rock ’n’ Roll-Highway, Lautstärke- und Distortionregler sind dabei oftmals bis an die Schmerzgrenze aufgedreht.

Zwar ist das ferne Japan ein wichtiger Markt für die Pop- und Rockindustrie. Doch die dortige Musikszene bleibt Europäern immer noch ein kleines Geheimnis. Kein Wunder also, dass der kunstkeller beim Gastspiel der Tokioter rappelvoll war. Das 1987 gegründete Quintett legt mächtig los. Blues- und Heavyrock der psychedelischen Art lässt die Bühne erzittern; wie heiße Lava blubbert der Bass aus den Boxen und knüpft zusammen mit den zwei (!) Schlagzeugen einen derart mächtigen Rhythmusteppich, dass man schier glaubt, Godzilla stapft mit seiner Familie wütend durch den Keller - mal eher gemächlich-zeitlupenhaft, fast hypnotisch, dann wieder in Boogie-Hochgeschwindigkeit.

Eingeflochten in dieses Rhythmuskonglomerat sind melodische Gitarrenlinien, sphärisch anmutende Gitarenlicks, verziert von Feedback-, Wah-Wah- und Spacerockeffekten. Die epischen Songgebilde zerschneiden wilde Gitarrenduelle, um später wieder in Harmonie zusammenzufinden. Sicher, Marble Sheep erfinden den Rock nicht neu. Aber sie zelebrieren ihn mit einer Hingabe, dass selbst die Schafe auf der Bühne tanzen. sir