Das Ende einer illustren Ära

30.9.2010, 16:00 Uhr
Das Ende einer illustren Ära

© Edgar Pfrogner

Sang- und klanglos endet eine illustre Ära. Bedauerlich vor allem für prominente Fürth-Besucher wie die große Förderin des Jüdischen Museums, Helga Ayala Deutsch, aus Tel Aviv. Sie schätzte das großzügige Ambiente, den Abglanz vergangener Herrlichkeit und das persönliche Flair der Adresse. Möglichst immer dasselbe Zimmer musste es sein.

Fünf Meter hoch ist nicht nur der an der Stirnseite verspiegelte Frühstückssaal im ersten Stock, sondern auch die angrenzenden Gästezimmer. Dazu gehört die 100 Quadratmeter große „Präsidentensuite“ mit Blick auf die Freiheit. Bundeskanzler Gerhard Schröder ruhte sich hier nach seinem Wahlkampfauftritt im August 1998 aus. Selbst gestern noch war sie bewohnt. Die Nürnberger Verpackungsmesse FachPack bescherte dem betagten Hotel zum Finale noch einmal einen Ansturm.

Besonders gern erinnert sich Hoteldirektor Michael Vormbrock an bekannte Künstler, die während ihrer Gastspiele im nahen Stadttheater in seinem Haus Station machten. In Zusammenarbeit mit dem Fürther Intendanten Werner Müller habe sich der künstlerische Charakter seit 1994 gut entwickelt. Ruth Drechsel und Hans Brenner wohnten im Park-Hotel, Wolfgang Spier und Hans-Joachim Kulenkampff Die Stadt wiederum hat bevorzugt Besuchergruppen ehemaliger jüdischer Mitbürger hier einquartiert. Das Haus bot sich schon wegen der Nähe zum Jüdischen Museum und zur Synagoge an.

Das Ende einer illustren Ära

© Edgar Pfrogner



Seit 20 Jahren führt Vormbrock Regie in dem sechsstöckigen Hotel. Keine leichte Aufgabe, denn „das junge Publikum fehlt“, wie der Hotelier erfahren musste. Und auch die Defizite des Einzelhandels in der näheren Umgebung haben sich seiner Erkenntnis nach nicht gut aufs Geschäft ausgewirkt. Vergeblich hat sich Vormbrock darum bemüht, Besuchsanreize zu bieten. Mit der 24 Stunden täglich geöffneten Hotelbar zum Beispiel. „Aber die Fürther gehen einfach nicht ins Hotel aus“, sagt Vormbrock. Ob es heute eine Abschiedsfeier gibt, das soll ganz kurzfristig entschieden werden.

Still ist es geworden um das einstige Aushängeschild großstädtischen Lebens. „Hotel National“ prangte ursprünglich stolz auf der Fassade. Kontrastiert wurde der mondäne Anstrich im April 1919 jedoch , als der Arbeiter- und Soldatenrat bei einer Vollversammlung im Hotel die Räterepublik ausrief, die ganze vier Tage überdauert hat. Bereits 1913 eröffnete in der damaligen Weinstraße eines der ersten Fürther Kinos: die Park-Lichtspiele, später Luli. 1949 wurde über dem Luli das Admiral-Theater als zweites Kino im Park Hotel eröffnet, 1953 als drittes Kino das „Bambi“ mit 152 Plätzen. Luli und Admiral-Kino schlossen 1974, das Bambi ein Jahr später.

Der schmucke Eckturm ist schon 1953 einer Modernisierung zum Opfer gefallen. Unter Denkmalschutz steht lediglich das zur Moststraße hin gelegenen Rückgebäude mit dem Festsaal. Dieser war für das Admiral-Theater umgebaut worden. Für Verärgerung der Denkmalschützer gesorgt hat im Juli dieses Jahres erst das Abschlagen gut erhaltener Stuckmedaillons aus dem 19. Jahrhundert. Den Anstoß zur Errichtung des Hotels National hatte übrigens eine Fürther Bürgerinitiative gegeben.