Das kleine Gespenst spukt durch den Klosterhof

4.7.2017, 10:00 Uhr
Das kleine Gespenst spukt durch den Klosterhof

© Foto: Blind

"Einmal die Welt bei Tag zu erleben… ein einziges Mal", seufzt das kleine, perlweiß schimmernde Gespenst (herzergreifend: Noah Ufer). Seit Jahrhunderten muss es nun schon zur nächtlichen Geisterstunde durch die verstaubte Burg Eulenstein irren.

Plötzlich bleibt jedoch die Uhr stehen- und der entfesselte Schelm sorgt am helllichten Tage für jede Menge Klamauk.

Gruseln musste sich am Wochenende bei den Klostermäusen keiner. Stattdessen sorgte die Neuinszenierung von Otfried Preußlers fröhlicher Spukgeschichte für jede Menge jauchzende Kinder- aber auch amüsierte Erwachsenenmienen.

Schlagfertige Dialoge

Unter dem bewährten Regieteam Sonja Soydan, Sue Rose und Sandra Fritsch sparte die gespenstische Komödie weder an neckischen Rollenklischees, schlagfertigen Dialogen noch an heiterer Körperkomik.

So hetzte die kesse Naira Pilsberger als schwarzes Gespenst übermütig durch den Klosterhof, erschreckte unter begeisterten Anfeuerungsrufen spießige Bürgersleute und forderte den schwedischen Feldherrn Torstenson mit einem rotzigen "Na, du alter Schwede?" heraus.

Der große Schauspieler-Feldherr (Slapstick-Talent Anna Ufer) sorgte für schallendes Gelächter, als er unter dröhnender Blasmusik (ganz groß: die Kleinen der Stadtkapelle Langenzenn) mit drolligem Stofftier-Gaul anritt. Aus der herrschaftlichen Haltung brachte ihn das zwar nicht, dafür aber seine "verdammten historischen schwedischen Reiterstiefel."

Ob mürrischer Burggraf ("Da muss doch einer ein gescheites Bier haben!"), adrette Sekretärin oder großspuriger Bürgermeister- jeder Knirps geht hier in seiner Rolle auf, ohne die kindische Ausgelassenheit zu verlieren. Das ist auch den liebevoll gestalteten Kostümen und Masken zu verdanken. Die Burgleute stolzieren in barocken Roben umher, Verwalter Finsterwalder wird zeitgemäß (Preußlers Buch erschien 1966) zum ausgeflippten Hippie und Lehrling Herbert zum buchstäblichen "Minion" des Uhrmachers.

Am Ende siegt die Freundschaft, der kleine Geist findet dank helfender, Uhren drehender Hände zu seiner weißen Farbe und damit zu seinem Frohsinn zurück. Mit Blick auf den niedlichen Geist ist "böse" nicht immer so einfach von "gut" zu unterscheiden.

"Das kleine Gespenst" regt auch im Klosterhof zum Lachen und zum Nachdenken an. Passend zu ihrem 15-jährigen Bestehen beweisen die Mäuse des Klosterspielvereins, wie man das alte Gemäuer mit buntem Schabernack und bewährten Weisheiten füllt.

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