Dem Biber gefällt es gut in Fürth

12.3.2014, 06:00 Uhr
Dem Biber gefällt es gut in Fürth

© Klaus-Dieter Schreiter

Konrad Mühlehner hält regelmäßig nach seinen Schützlingen Ausschau und hat heuer schon einige Entdeckungen gemacht: „Die Spuren sind nicht zu übersehen“, sagt der städtische Biberbeauftragte, der alle Funde dokumentiert und kartiert. Neben Bissspuren in den Rinden sind im Frühjahr, wenn die kahlen Sträucher und Bäume noch freie Sicht erlauben, vor allem auch die mit Laub abgedeckten Biberburgen gut zu erkennen. Sie zeigen dem Fachmann, wo und wie der Nager lebt.

Im Blick zu haben, wie viele Biber in Fürth heimisch geworden sind und wie gut sie von den Fürthern gelitten sind, ist Mühlehners Hauptaufgabe. Im vergangenen Jahr zählte er zwölf bis 14 ausgewachsene Tiere, die sich an sechs bis sieben Orten, unter anderem entlang der Zenn und der Rednitz, angesiedelt haben. „Der Biber sucht sich vor allem Plätze, die ihm möglichst wenig Arbeit bereiten“, weiß Mühlehner. In der Kleeblattstadt finde er „wunderschöne Lebensräume, die eine gute Nahrungsgrundlage bieten“.

Der Biber dürfte sich hier also sehr wohl fühlen — allerdings sind heuer offenbar keine neuen Familien hinzugekommen. Das kann verschiedene Gründe haben. Die Jungtiere, erklärt Andreas Lessmann, Beauftragter für Naturschutz und Landschaftspflege des Landratsamts, werden nach zwei Jahren aus dem elterlichen Zuhause vertrieben – wohin sie dann gehen und ob sie überleben, weiß niemand. Experte Mühlehner schätzt zudem, dass das Hochwasser im Juni „eine unglückliche Phase“ für die schwimm-unfähigen Jungtiere war.

Bekanntlich ist der streng geschützte Biber nicht überall ein gern gesehener Nachbar. Teichbauern sehen mit Sorge, dass er sich nicht nur an Flüssen, sondern auch an Fischteichen ausbreitet; und Landwirte klagen darüber, dass er an Bächen das Wasser staut und ihre Felder immer wieder vernässen. Als Folge davon machte sich der Bauernverband in Mittelfranken vor drei Jahren für eine Wegfang- und Schießerlaubnis stark. Tatsächlich wies der Umweltminister daraufhin mehr Zonen aus, in denen die Tiere geschossen werden dürfen.

„Geschossen wird nicht“

In Fürth indes gibt es laut Mühlehner keine nennenswerten Probleme. „Wir sind hier in einer glücklichen Lage“, denn zum einen sei die Zahl der Biber überschaubar, zum anderen ist die hiesige Uferlandschaft von Wiesen und Weidewirtschaft geprägt, so dass die Nager dem Ackerbau nicht schaden können. Auch im Landkreis gebe es keine Plage, sagt Lessmann, und auch dort herrscht striktes Gewaltverbot: „Geschossen wird bei uns nicht. Und gefangen genommen werden darf der Biber nur, wenn er Probleme im Bereich der öffentlichen Daseinsvorsorge macht – also beispielsweise die Funktionalität von Kläranlagen einschränkt.“

Das örtliche Bibermanagement sorge für ein harmonisches Miteinander. Sobald ein unliebsamer Nager gemeldet wird, werde nach Lösungen gesucht, die die Rechte und Interessen von Mensch und Tier gleichermaßen berücksichtigen. Sollte es dennoch zwischen Biber und Bauer kriseln, hilft ein Fond des Freistaates finanziell, sagt Lessmann.

Abgesehen von den eher seltenen unerwünschten Nebeneffekten bringt das geschäftige Tun des Bibers übrigens viel Gutes: Durch das Bäumefällen schaffe er für andere Tiere wie Insekten und Vögel neue Lebensräume. Und auch der Mensch kann von Biberbauten, die Gewässerströme stellenweise regeln, profitieren. Den Biber allerdings nur danach zu beurteilen, welchen Schaden er anrichtet oder nicht, hält Mühlehner für falsch, denn: „Der Biber gehört nun mal zur Natur!“ Es sei nicht seine Aufgabe, dem Menschen Vorteile zu bringen – der Mensch müsse einfach lernen, mit dem Tier im Einklang zu leben.

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