Der Biber macht sich über Fürths Uferbäume her

23.1.2019, 06:00 Uhr
Der Biber macht sich über Fürths Uferbäume her

© Foto: Horst Linke

Ein Deich aus Sandsäcken schützt seit einigen Wochen den Fußweg am Farrnbach in der Mühltalstraße vor Überflutungen. Und am Scherbsgraben bei der Kapellenruh weisen Schilder darauf hin, dass dieses Biberrevier überflutet werden kann. Die zuständigen Fachleute der Verwaltungen bemühen sich, die Folgen der Biberaktivitäten abzufedern, ohne zu sehr in den Lebensraum des Wasserbewohners einzugreifen. So wurde am Scherbsgraben ein Umgehungsgerinne um den Staubereich geschaffen, und am Farrnbach soll nach einer Testphase ein Erdwall den Sandsack-Deich ersetzen.

An der Pegnitz auf Höhe des des Stadtparks, hat das Wasserwirtschaftsamt Baumstämme mit Drahtgeflecht als Bissschutz versehen. Meist arbeitet der nachtaktive Nager im Abseits. Doch inzwischen scheut er auch vor viel frequentierten Bereichen nicht zurück. Auffällig geworden ist er nun auch am Beginn der Uferpromenade beim Parkplatz Stadthalle.

Ausgerechnet hier nahe der Gedenkstätte für die ersten jüdischen NS-Opfer der Stadt, Rudolf Benario und Ernst Goldmann, wo vermutlich Neonazis 2017 drei Birken schwer beschädigt haben, nagt der Biber nun im großen Stil am Uferbewuchs. Die Auswirkungen sind noch weitaus größer als nebenan die Sägeattacken auf die von Goldmann und Benario einst selbst gepflanzten Birken: kegelförmig abgenagt die Stämme, die saftige Rinde großflächig zerfurcht vom starken Beißwerkzeug des Wasserbewohners. Seine Visitenkarte hatte der Biber im vergangenen Sommer bereits am interkulturellen Garten hinterlassen — in Form eines kunstvoll mitten auf dem Uferstreifen umgelegten Prachtexemplars eines Baumes.

"Man kann nicht jeden Baum vor dem Verbiss schützen", sagt Jürgen Tölk, der Umweltexperte des Ordnungsamtes. Jetzt im Winter seien die Schäden besonders auffällig. Weil die Biber kein frisches Grün mehr fänden, ernährten sie sich von Baumrinde. Tölk, der für Toleranz gegenüber dem Biber wirbt, stößt jedoch nicht nur auf Verständnis. Vor allem die Sorge um die Bäume treiben manche Bürger um. Baumpfleger Dirk Osterloh vom Grünflächenamt berichtet, dass wertvolle Gewächse zum Schutz vor Verbiss mit einem quarzsandhaltigen Schälschutzmittel angestrichen werden, das ungiftig, wasserfest, transparent und bis zu 15 Jahre wirksam sei. Anders als bei der Maschendrahtmethode müssen die Bäume dann nicht regelmäßig kontrolliert werden, damit das Geflecht nicht einwächst. Allerdings ist der Anstrich teurer als Draht.

Jeder Schutz vermag allerdings den Appetit des Bibers nicht zu bremsen. Das hungrige Tier weicht dann eben auf ungeschützte Jungbäume aus. Osterloh: "Die sind für den Biber wie Gemüse." Am Zirndorfer Banderbach, haben Schüler, wie berichtet, im Rahmen eines vom Bund Naturschutz unterstützten Projekts dieser Tage junge Weiden als rasch nachwachsende Bibernahrung gepflanzt, damit der Nager nicht länger die alten großen Uferbäume angreift.

Am Burgfarrnbacher Farrnbach hat der Landschaftspflegeverband Mittelfranken bereits von einer umfangreichen Renaturierungsmaßnahme abgesehen und dem Biber das Feld überlassen. "Das erledigt der viel billiger und effektiver für die Artenvielfalt", erklärte der stellvertretende Verbandsgeschäftsführer Dieter Speer.

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