Der Fürther Friedhof begeistert die Experten

2.12.2016, 06:00 Uhr
Der Fürther Friedhof begeistert die Experten

© Archivfoto: Hans-Joachim Winckler

Stattliche Bäume, prächtige Gebäude und denkmalgeschützte Grabstätten: Der über 130 Jahre alte Fürther Friedhof ist keine Begräbnisstätte wie jede andere.

Gewürdigt hat das nun eine Jury, der auch der frühere evangelische Landesbischof in Bayern, Johannes Friedrich, angehörte. Seit sechs Jahren ruft die „Gesellschaft für Bestattung und Vorsorge“ mit Sitz in Hamburg unter der Überschrift „bestattungen.de-Awards“ zum Wettbewerb auf. Gute Chancen haben Friedhöfe, so heißt es, die „eindrucksvolle Architektur, moderne Grabstätten und naturreiche Erholungsplätze erfolgreich miteinander verbinden“.

Für Fürth sprang Platz sieben heraus, dabei war eine Teilnahme gar nicht unbedingt geplant, verrät Ralf Meyer, der das städtische Standesamt und damit auch den Friedhof leitet. Die Veranstalter hätten sanft dazu gedrängt, mitzumachen.

Entlastung für Angehörige

In den Mittelpunkt ihrer Bewerbung stellte die Fürther Friedhofsverwaltung jene historischen Grabanlagen, mit denen sie seit einiger Zeit neue Wege beschreitet. Von den gut 25 000 Begräbnisstätten auf dem Areal stehen etwa 350 unter Denkmalschutz. Sie müssen erhalten werden, auch wenn die Familie das Grab längst aufgelassen hat. Um sie auch in Zukunft nutzen zu können, hat die Verwaltung bereits sieben von ihnen in Gemeinschaftsgrabstätten für Urnen umgewandelt.

Damit wird ein Trend deutlich, der seit den 70er Jahren anhält. Das klassische Erdgrab mit Sarg macht nur noch 38 Prozent der Bestattungen aus. Der große Rest entfällt auf Urnengräber: im Friedpark unter Bäumen, in einer Nische des Kolumbariums, in einem kleinen Biotop neben einem Weiher oder in anderen Gemeinschaftsfeldern. Der Fürther Friedhof bietet diese Möglichkeiten, denn die Nachfrage ist da.

Viele Menschen wollen ihren Angehörigen keine aufwändige Grabpflege aufbürden. Das gilt insbesondere dann, wenn es die Kinder beruflich in andere Städte oder gar Länder gezogen hat. Bei Gemeinschaftsurnengräbern muss man sich darüber keine Gedanken machen, die Pflege wie das Rasenmähen übernimmt die Friedhofsverwaltung. Dafür sind die jährlichen Gebühren etwas teurer. Andererseits benötigen Urnengräber weniger Platz – und das hat Folgen: Obwohl Fürths Bevölkerung stetig wächst, füllt sich der Friedhof nicht. Stattdessen tun sich Lücken in einst geschlossenen Feldern auf – überall dort, wo Gräber aufgelassen wurden und nicht wieder belegt werden können.

Wahrscheinlich müssen sich mit dieser Entwicklung auch die anderen Teilnehmer des Wettbewerbs „Schönster Friedhof Deutschlands“ auseinandersetzen. Gewonnen hat in diesem Jahr übrigens der Johannisfriedhof in Bielefeld.

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