Der Herbst ist gekommen und das Häckseln beginnt

30.9.2014, 06:00 Uhr
Der Herbst ist gekommen und das Häckseln beginnt

© Foto: Hans Winckler

Dunkelbraun und verschrumpelt sind die Blätter, die rund um den Walnussbaum liegen. Mit dem vielgepriesenen Herbstlaub in Rot, Gold oder strahlendem Orange haben sie nichts gemeinsam. „Die werde ich nachher zusammenkehren“, sagt Stefan Seeger. Der 47-Jährige nutzt seinen freien Tag, um die 320 Quadratmeter, die er mit seiner Familie in der Anlage des Gartenbauvereins 1885 an der Kutzerstraße hegt und pflegt, herbstfit zu machen.

„Das Laub von der Walnuss werde ich nicht kompostieren“, sagt Seeger, der in der Altstadt wohnt. Die dicken Blätter verrotten nur schwer und enthalten viel Gerbsäure. „Ich werde damit zur Kompostieranlage nach Burgfarrnbach fahren“, plant er. Gerade hat er einen üppigen Ranunkelstrauch geteilt, jetzt ist das nächste Projekt an der Reihe: „Die Hecke ist von Efeu durchwuchert und stellenweise kahl, da werde ich erst schneiden und später neu pflanzen.“

Für Seeger ist sein Garten, der einen Postkartenblick auf die Stadtsilhouette erlaubt, fast so etwas wie ein Sahnestück. „Ich möchte wirklich mit keinem tauschen.“ Ringsum erlebt er, dass die Kleingarten-Idee zunehmend neue Freunde findet. Das Spektrum der Interessenten reicht von Familien mit kleinen Kindern bis zu Senioren. Der Fürther Stadtverband der Kleingärtner zählt auf seiner Homepage 33 Kleingartenanlagen mit rund 1600 Mitgliedern, dazu kommen zehn private Anlagen und 30 Einzelmitglieder.

„Die Fürther Riviera“

Warum Gärtnern glücklich macht, darauf weiß auch Claudia Wendt eine Antwort. Allein der Name der Anlage an der Kutzerstraße, in der sie das perfekte Grün gefunden hat, spricht für sich. Sie heißt: „Sonnenhügel“. „Die Fürther Riviera“, lacht die 54-jährige Innenarchitektin. Seit zwei Jahren gestaltet sie hier ein Grundstück. Eine echte Familiensache. Gleich nebenan liegt – ohne trennenden Zaun – die Parzelle ihrer Schwester, der Goldschmiedin Patricia Händel.

Der Herbst ist gekommen und das Häckseln beginnt

© Foto: Hans Winckler

„Ich verbringe jede freie Minute hier“, freut sich Claudia Wendt. Auch sie lebt in der Innenstadt und nutzt ihren freien Tag, um „den Kompost umzusetzen und die restlichen Früchte zu ernten“. Dank Garten hat ihr Jahr einen besonderen Takt bekommen: „Mit der Fürther Kirchweih beginnt die kalte Periode, man geht doch immer zuerst im T-Shirt dahin und am Ende muss man den Wintermantel hervorholen. Dann müssen hier die Rosen abgedeckt werden, es wird umgepflanzt, Neues gesetzt.“

Sie mag nicht zuletzt, dass „sich im Grünen alles ständig verändert“. Deshalb fotografiert sie den Garten oft und gerne. Noch eines hat Claudia Wendt auf dem Sonnenhügel schätzen gelernt: „Ich habe natürlich eine intensivere Beziehung zur Natur gewonnen, zuvor mochte ich zum Beispiel die dunkle Jahreszeit nicht sehr. Jetzt ist das anders, weil ich auch im Winter in unseren Garten gehe und so viel mehr ans Licht komme. Dadurch erscheint einem alles positiver.“

Der Herbst ist gekommen und das Häckseln beginnt

© Foto: Hans Winckler

Ganz unübersehbar fleißig waren an diesem Vormittag auch schon Ingrid Schwertfeger (70) und ihre Helfer. In der Dauerkleingartenanlage Espan II steht Sohn Roland Schwertfeger (50) am Häcksler, Ruth Hertlein (77) holt die Dahlien aus dem Boden. Ingrid Schwertfeger ist dankbar für so viel Unterstützung. Seit 23 Jahren nutzt sie das 440 Quadratmeter große Areal. Auch in dieser Saison hat sie wieder selbstgezogenes Gemüse geerntet. „Der Wirsing und die Kohlrabi stehen noch, der Rest ist portionsweise eingefroren für den Winter.“

Freilich macht der Garten viel Arbeit. „Aber mein Herz hängt daran“, bekennt die Rentnerin. „Als vor vier Jahren mein Mann gestorben ist, habe ich überlegt, ob ich alles aufgebe.“ Sie hat sich dagegen entschieden: „Der Garten tut gut, weil man einfach weiß, wo man hin muss.“

Gemeinsam mit Ruth Hertlein hält sie alles in Schuss, für die schweren Arbeiten kommt ihr Sohn Roland vorbei. „Aber wir essen hier auch mal zu Mittag und nehmen uns Zeit fürs Kaffeetrinken.“ Ruth Hertlein mag sogar Arbeiten wie Unkraut ausmachen. Ihre grüne Philosophie leuchtet ein: „Ich liebe den Garten. Und der mag mich vielleicht auch ein bisschen.“

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