Der Jungstar der Rettungshundestaffel

16.6.2015, 21:00 Uhr
Der Jungstar der Rettungshundestaffel

© Foto: Beck

Wenn Nikan im Wald im Einsatz ist, interessiert ihn weder der Geruch von Rehen noch der verlockende Duft läufiger Hündinnen. Auch Jogger oder Radfahrer sind ihm völlig schnuppe: Er ist nur darauf fixiert, vermisste Menschen aufzuspüren, und lässt sich durch nichts ablenken.

Hat er das Opfer gefunden, bellt er so lange an Ort und Stelle, bis seine Hundeführerin hinzukommt und sich um die medizinische Erstversorgung und weitere Hilfe kümmert. „Die Flächensuche in Wäldern und unwegsamem Gelände ist nötig, wenn Kinder oder verwirrte, demente oder suizidgefährdete Menschen vermisst werden“, erklärt Nadja Pielmann (29), die mit Nikan die Rettungshunde-Ausbildung beim BRK in Atzenhof begann, als er noch ein Welpe war.

Seither trainieren die beiden zwei Mal pro Woche im Gelände oder an Geräten. Dabei sucht Nikan „Opfer“, überwindet Wackelbrücken, steigt auf Leitern. „Er hat viel Freude an der Rettungsarbeit und lernt schnell“, beobachtet Pielmann. Unterrichtstoff gibt es während der Ausbildung für die Vier- und Zweibeiner reichlich. Die Hunde müssen lernen, auch aus großer Distanz und unter starker Ablenkung zu gehorchen, müssen das Klettern und Kriechen üben und sich in dunkle Räume und Röhren hineinwagen. Eine Eignungsprüfung ist die Voraussetzung. Die Hundeführer wiederum müssen über eine gute physische und psychische Verfassung sowie über eine Sanitätsausbildung verfügen und Kenntnisse in Einsatztaktik, Kynologie – das ist die Lehre von den Haushunden – oder Bergung nachweisen.

Genau ihr Ding

Nadja Pielmann, die seit ihrer Jugend bei der Freiwilligen Feuerwehr tätig und mit der Katastrophenschutzarbeit bestens vertraut ist, wurde übers Internet auf die Rettungshundestaffel aufmerksam und ahnte, dass diese Aufgabe genau ihr und Nikans Ding ist. Inzwischen ist der zweijährige Rüde der jüngste Fürther Rettungshund: Er hat die sogenannte Flächen-Ausbildung, die regulär bis zu drei Jahren dauert, in kürzester Zeit gemeistert und die Prüfung nach den strengen Regeln des Deutschen Rotes Kreuzes abgelegt.

„Dass Nikan schnell begreift, weil er rassetypisch intelligent, gelehrig und ausdauernd ist, war mir klar. Aber dass wir die Prüfung so früh so gut bestehen, hat mich selbst überrascht“, sagt die junge Frau, die neben dem Ehrenamt als Bautechnikerin arbeitet und sich mit ihrem Lebensgefährten noch um Nikans besten Kumpel, den neunjährigen Schäferhund Berry, kümmert.

Bis zu 50 Einsätze pro Jahr leistet die Rettungshundestaffel, die sich zurzeit aus neun einsatzbereiten und vier in Ausbildung befindlichen Flächenteams sowie zwei angehenden Mantrailern zusammensetzt. Der Unterschied: Während Flächensuchhunde durchs Gelände stöbern, folgen Mantrailer eine ganz bestimmte Spur – die Duftnote des Vermissten.

„Unsere Arbeit findet meistens nachts statt, wenn der Mensch nichts mehr sieht, und dauert oft mehrere Stunden“, erzählt Pielmann, die mit Nikan bisher sechs Einsätze erlebt hat. Sie und ihre Kollegen fahren häufig mit ihren eigenen Autos zu den Einsatzorten, die im Umkreis von bis zu 60 Kilometern liegen. Wie andere Ehrenamtliche zeichnen sie Idealismus und Optimismus aus: Auch wenn ein Einsatz die ganze Nacht dauert, muss die 29-Jährige morgens pünktlich am Schreibtisch sein. Immerhin von der Hundesteuer sind die Rettungshunde befreit.

Weil Nikan begeistert arbeitet und problemlos aus dem Familienhund- in den Rettungshund-Modus wechseln kann, möchte Nadja Pielmann vielleicht noch die Trümmer-Ausbildung mit ihm absolvieren. „Mal sehen, ob ihm auch die Trümmersuche liegt.“ Unterdessen liegt der junge Rüde nach getaner Arbeit entspannt vor seiner Hundeführerin und strahlt aus, was einen Suchhund ausmacht: Er wirkt wesensfest, ruhig, konditionsstark – und sehr menschenfreundlich. Wer sich davon überzeugen möchte: Freiwillige Trainings-Opfer sind bei der Rettungshundestaffel stets willkommen!

Mehr Informationen gibt es unter www.rettungshunde-brk-fuerth.de

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