Der Mann für alle Fälle im Fürther Rathaus

12.1.2018, 06:00 Uhr
Der Mann für alle Fälle im Fürther Rathaus

© Foto: Armin Leberzammer

Obgleich er als Hausmeister vor allem mit der Technik und ihren Tücken zu tun hatte, lag ihm der Umgang mit den Menschen im Rathaus – egal ob Mitarbeiter oder Besucher – besonders am Herzen. "Mit 99,9 Prozent von ihnen bin ich gut ausgekommen", resümiert Norbert Gramlich, der als sogenannter Objektsbereichsleiter zusätzlich auch für die Dienstpläne und Teamarbeit einer Reihe weiterer städtischer Immobilien zuständig war.

Bei der Stadt angefangen hatte der gelernte Kfz-Mechaniker 1987 als Mitarbeiter der Straßenreinigung. Es folgte eine Anstellung im Wasserwerk, bevor er im Jahr 2000 den Hausmeisterposten im Sozialrathaus übernahm und 2007 ins Rathaus wechselte. Anekdoten aus den vergangenen 30 Jahren weiß der 63-Jährige zur Genüge zu berichten. Dass er dabei eher sich selbst als andere aufs Korn nimmt, spricht für seinen Humor. Mitunter müssen Gramlichs "kleine Unfälle" tatsächlich an Slapstick erinnert haben.

So etwa, als er einer älteren Besucherin helfen wollte, die bei stürmischem Wetter über den Teppich im Eingangsbereich gestolpert war. Die Dame war leicht verletzt, doch als der Hausmeister das Erste-Hilfe-Set aus dem Verbandskasten holen wollte, fiel ihm selbiger prompt auf die Nase. "Mit meinem blutüberströmten Gesicht muss ich ihr einen ziemlichen Schrecken eingejagt haben", erinnert er sich mit einem breiten Schmunzeln.

Gänzlich unblutig lief ein Zwischenfall ab, der im Dezember 2016 Schlagzeilen machte. Bayerns Finanzminister Markus Söder war beim Besuch in Fürth zusammen mit Oberbürgermeister Thomas Jung im Aufzug stecken geblieben – Söder postete gut gelaunt ein Video auf Facebook. Norbert Gramlich war zwar nicht im Dienst, das Malheur bekam er allerdings auch im Urlaub umgehend mit. "Der OB hat im Bürgermeisteramt angerufen und von dort kam dann gleich der Anruf auf mein Handy", erinnert er sich. Gramlich selbst gab den Notfall an seinen ebenfalls im Rathaus beschäftigten Bruder Alfred weiter. Trotz dieser Anrufkette nach Buchbinder-Wanninger-Art konnten die beiden Politiker alsbald aus dem Lift befreit werden. "Und zwar schneller als in den für solche Fälle vorgeschriebenen zwölf Minuten."

Als Höhepunkt seiner Zeit im Rathaus nennt er allerdings, ohne groß nachzudenken, die Aufstiegsfeier der Spielvereinigung 2012 – und das, obwohl er es von klein auf eher mit den Rivalen jenseits der Stadtgrenze hält. "Ich bin Glubberer mit weiß-grünem Herzen", sagt der scheidende Hausmeister über sich selbst und dürfte damit eine im Umkreis eher rare Spezies sein. Die Vorbereitungen zur großen Aufstiegsfeier samt TV-Übertragung fand der gebürtige Fürther ungemein interessant. "Da lernst du Prominente ebenso wie Leute aus dem Hintergrund kennen, ohne die so eine Veranstaltung überhaupt nicht laufen würde."

In solchen Ausnahmesituation sei er sich genauso wie im Alltag für keine Tätigkeit zu schade gewesen. Vom Straßenkehren bis zum Konfigurieren der modernen Klimaanlage habe sich keiner über seinen eigentlichen Arbeitsbereich hinausgehenden Aufgabe verschlossen. "Ich habe immer gerne über den eigenen Tellerrand hinausgeblickt", sagt Gramlich.

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