Der OB will Fürth ins rechte Licht rücken

29.1.2019, 11:00 Uhr
Der OB will Fürth ins rechte Licht rücken

© Foto: Tim Händel

Bescheidenheit – diesen Begriff bemüht Thomas Jung in diesen Tagen auffällig oft, und auch beim Neujahrsempfang war das nicht anders. Doch das verbale Bekenntnis könnte schnell in die Irre führen: Das gesellige Beisammensein zu Jahresbeginn nämlich dient keineswegs dem Zweck, den Ball flach zu halten; es ist vor allem eine Bühne für den Rathauschef selbst. Und der nutzte die Gelegenheit auch in diesem Jahr weidlich.

Denn, so Jung, es sei doch notwendig, "Fürth immer wieder ins rechte Licht zu rücken". Was er nicht dazu sagt, was man sich aber inzwischen getrost hinzudenken darf: Er hält es deshalb für notwendig, weil die Stadt in seinen Augen nach wie vor nicht so strahlend, so aufstrebend wahrgenommen wird, wie sie es verdient habe. Und wie man das im Rathaus gern sähe.

Diese bisweilen etwas komplexbeladene Selbstwahrnehmung, sie hat 2018 nicht zuletzt zum Start einer aufwendigen Imagekampagne für die Kleeblattstadt geführt. Den zugehörigen Werbestreifen durften die Gäste des Empfangs noch vor der OB-Rede anschauen. Die Imagepflege setzte das Stadtoberhaupt im Anschluss konsequent fort.

Jung schwärmte etwa vom gelungenen Jubiläumsjahr, von "tollen Grünanlagen", einer "starken Leistung" in Sachen kommunaler Schuldenabbau; und er pries einmal mehr das Fürther "Wirtschaftswunder" mit Rekord-Gewerbesteuereinnahmen und Tiefststand bei den Arbeitslosenzahlen – beides indes Phänomene, die es, wie man ehrlicherweise hinzufügen muss, wegen der brummenden Konjunktur andernorts ebenso gibt.

Vorbildliches Zusammenleben

Als "vorbildlich" bezeichnet Jung das Zusammenleben verschiedener sozialer Gruppen und Schichten, etwa in der Innenstadt und auf der Hardhöhe. Dies gelinge in Fürth wie fast nirgendwo sonst. In vielen Städten sei ein klare Spaltung in Viertel für Reiche und Viertel für Arme zu beobachten.

Erneut trat er in diesem Zusammenhang dem Vorwurf entgegen, in Fürth sei nicht genug Wohnraum für Menschen mit schmalem Geldbeutel vorhanden. Er verwies einmal mehr auf die seit einiger Zeit rückläufige Nachfrage, auf das "niedrigste Mietniveau aller bayerischen Großstädte" und auf rund 500 neue günstige Wohnungen, die soziale Bauträger bis 2020 schaffen sollen.

Trotz dieser beachtlichen Prognose betont der OB im Gegensatz zu früher immer öfter, dass weniger Zuzug in die Stadt durchaus erwünscht ist, denn es gebe nicht mehr genug Raum für alle. Flussauen, Waldflächen und Knoblauchsland müssten weiter strikt tabu bleiben. Mehr Bescheidenheit also auch auf diesem Sektor – selbst wenn ein Immobilienportal Fürth unlängst bescheinigt habe, "jung und hip" zu sein. Womit auch dieses Lob elegant untergebracht wäre.

Erwiderung auf Kritik

Harsche Kritik, die auf ihn wegen seiner Haltung zur Abschiebung schwer krimineller Ausländer eingeprasselt war, thematisierte der OB im festlichen Rahmen noch einmal. Er habe lediglich auf "eine Lücke im Rechtsstaat" hinweisen wollen, unverständlich bleibe ihm, weshalb er dafür gescholten wurde. Jung beruft sich gar auf den "Urvater der Sozialdemokratie", Ferdinand Lasalle: Der habe schon vor 150 Jahren geäußert, jede politische Aktion von Bedeutung beginne "mit dem Aussprechen, dessen, was ist". Er werde sich das auch weiterhin nicht nehmen lassen.

Nicht nehmen ließ sich Thomas Jung schließlich den Appell, angesichts der bevorstehenden Wahlen für ein vereintes Europa zu kämpfen. Sein Credo: "Wer Europa beschädigt, beschädigt unsere eigene Heimat, unser eigenes Land."

 

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