Der Schlauersbach darf sich sein Bett selbst suchen

19.9.2016, 13:00 Uhr
Der Schlauersbach darf sich sein Bett selbst suchen

© Foto: Armin Leberzammer

Noch fließt der Schlauersbach in einem kanalisierten Bett, in das man ihn bereits vor einigen Jahrhunderten umgeleitet hatte. Ziel war seinerzeit die Unterschlauersbacher Mühle, deren Wasserräder er auf diese Weise umspülte. Das historische Gemäuer steht längst nicht mehr am angestammten Platz. Es wurde ab- und im Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim fachgerecht wieder aufgebaut. Zeit also, dem Bach sein altes Gesicht zurückzugeben.

„Leider existieren keine alten Landkarten aus der Zeit vor 300 Jahren“, bedauert Klaus Scheuber vom Planungsbüro Arbeitsgemeinschaft Stadt & Land aus Neustadt/Aisch. Doch irgendwo in der Mitte des kleinen Tals dürfte der Schlauersbach einst Richtung Großhabersdorf geflossen sein. Um diesen Zustand wieder herzustellen, werden bald die Bagger anrollen und, sofern die Witterung mitspielt, nach etwa zwei Monaten auch schon wieder abziehen, kündigt er an.

Erste Zeichen, dass sich hinter dem Wirtshaus „Am Wiesengrund“ einiges tut, lassen sich bereits jetzt ausmachen: Die alte Brücke über den Schlauersbach, die ein landwirtschaftliches Anwesen mit dem Rest des Dorfes verbindet, wurde abgerissen und durch eine neue, hochwassersichere Betonbrücke ersetzt.

Darunter zeichnet sich nun ein Flusslauf ab, wie er talabwärts entstehen soll: mit geschwungenen Ufern, an denen Fauna und Flora heimisch werden sollen. Dass sie das tun, daran hegt Scheuber nicht den geringsten Zweifel. „Die Gegend hier ist so voll mit Saatgut, dass es hier in zwei bis drei Jahren nur so sprießen wird“, ist sich der Landschaftsarchitekt seiner Sache sicher.

Vor allem Eschen, Schwarzerlen und Pappeln dürften rasch an den neuen Ufern heimisch werden. „Wahrscheinlich wird man nach fünf Jahren wieder einiges herausnehmen müssen, um den Dschungelcharakter zu bremsen.“

Die Bauarbeiten selbst seien vergleichsweise simpel. In der Mitte des Wiesengrunds wird das künftige Bachbett ausgegraben, den genauen Weg bergab wird der Schlauersbach dann selbst finden. An Prallhängen und Gleithängen – so die Fachbegriffe – darf er künftig entlang mäandern. Der alte Mühlkanal am nördlichen Rand des Tals bleibe jedoch auf Wunsch der Anlieger erhalten und werde mit einer definierten, geringeren Wassermenge versorgt, so Scheuber.

Für Bürgermeister Friedrich Biegel ist die anstehende Renaturierung „eine ganz feine Geschichte“. Denn sie werde Unterschlauersbach nicht nur dank eines am Bachufer geplanten naturbelassenen Wasserspielplatzes attraktiver machen. Zeitgleich mit der Bachverlegung wird auch der Geh- und Radweg, der bislang von Großhabersdorf kommend am Dorfrand in die Ortsdurchfahrt mündet, um mehrere hundert Meter verlängert.

Damit die Trasse durchgehend auf 2,5 Meter Breite asphaltiert werden kann, wird sogar eine alte Scheune am Bachufer teilweise abgerissen. „Der Eigentümer zeigt sich hier sehr kooperationsbereit, sonst wäre das gar nicht möglich gewesen“, sagt Biegel erfreut. Die veranschlagten Kosten in Höhe von 200 000 Euro für die Baumaßnahme werden Gemeinde und Amt für ländliche Entwicklung – und damit letztlich der Freistaat – je zur Hälfte übernehmen.

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