Der widerspenstigen Hemdknöpfe Zähmung

Hochzeitsmorgen im Hause Westerby. 400 Gäste, Ströme von Champagner, eine nervöse Brautmutter, die ihr Kind nur endlich glücklich vorm Altar sehen will - und dann kommt Polly. Die Fürther Bühne Erholung 27 brachte mit Ray Cooneys und John Chapmans Farce „Und das am Hochzeitsmorgen“ eine temporeiche und intelligente Komödie der britischen Erfolgsautoren ins Kulturforum.

Mit glücklichem Gespür für die dynamische Komik des Stücks verzichtet Klaus Hoffmanns Inszenierung auf unnötigen aktivistischen Klamauk und billige Pointenmacherei und lässt die Darsteller konsequent auf die Eskalation zusteuern. Der Großvater (Lachnummer Gerald Drimmond) kämpft mit knallbunten Socken und widerspenstigen Kragenknöpfen, der Vater des Bräutigams ist versehentlich in einem verrufenen Hotel in Soho gelandet, und die Braut (Erholungs-Neuling Victoria Messenbrink) droht abwechselnd mit dem Standesamt und mit völligem Hochzeitsstreik.

Was als gerade noch zu meisternde Krise beginnt, ufert in Chaos aus, als der Brautvater endlich auftaucht. Bernd Ostwald hat als Tim Westerby die facettenreichste Rolle und führt durch zahlreiche absolut zwingend wirkende Wandlungen — vom überarbeiteten Workaholic und Werbevisionär zum selig-verrückten Geliebten Pollys und snobistischen 20er-Jahre-Tänzer, der die gesamte Hausgemeinschaft in Verwirrung stürzt.

Tritt in alle Fettnäpfchen

Schuld an allem ist Polly, ein anschmiegsames Charleston-Girl, das direkt seiner überarbeiteten Fantasie entsprungen ist und - Pech für die Familie - für alle anderen unsichtbar bleibt, aber wie „mein Freund Harvey“ dennoch gehörige Verwirrung stiftet. Geschäftspartner Ben (Thomas Kiergassner) zieht ebenfalls alle Register vom schmarotzenden Hausgast bis zum treuen Freund, der sich um Schadensbegrenzung bemüht und dabei selbst ins Fettnäpfchen tritt.

Eine Inszenierung, die immer das richtige Tempo bewahrt, ihre Witze nicht zu Tode reitet und noch Raum für den einen oder anderen ruhigen Moment lässt, souveräne Schauspieler, die immer solide und sattelfest agieren und dazu hervorragend aufeinander eingespielt sind: Was man von einer kurzweiligen, amüsanten Komödie im besten Fall erwarten kann, bietet die „Erholung“ ohne Abstriche. SIGRUN ARENZ

Weitere Aufführungen: Heute, 12./13. Mai, 10./11. Juni, jeweils 20 Uhr. Kulturforum, Kleine Halle, Würzburger Straße 2. In der Sporthalle des SV Seukendorf am 22./23. April. Im Stadttheater am 21. Juni. Tickets zu 10/8 (Stadttheater 5-14) Euro, Tel. 75 22 58.