Diamantenfieber in der Ideenschmiede

16.4.2014, 11:00 Uhr
Diamantenfieber in der Ideenschmiede

© Kurt Fuchs

Beim ersten Demonstrationseinsatz in einer sibirischen Diamantmine hat der Prototyp im vergangenen Jahr bereits seine Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt. Für russische Auftraggeber wird jetzt an einer Studie gearbeitet, die näheren Aufschluss über die Einsatzmöglichkeiten des Geräts geben soll.

Mit bislang in der Diamantenindustrie eingesetzten Röntgenstrahlen lassen sich Edelsteine nämlich nur an der Oberfläche des vulkanischen Gesteins aufspüren. Deshalb muss dieses aufwändig in kleine Stücke zerbrochen werden. Dazu braucht man allerdings große Mengen an Wasser und Energie. Außerdem besteht nach den Worten des Entwicklers, Jörg Mühlbauer, die Gefahr, dass dabei größere und damit wertvollere Diamanten beschädigt werden. Zudem funktioniert die Technik bei besonders reinen Diamanten nicht.

Bei dem Verfahren mit zwei parallelen Röntgenbildern, das am Entwicklungszentrum Röntgentechnik des Fraunhofer-Instituts für integrierte Schaltungen auf dem alten Flugplatz Atzenhof ausgetüfteltet wurde, erübrigt sich das Zerkleinern. Abgebautes Geröll kann mit einer Geschwindigkeit von drei Metern pro Sekunde durch den Apparat hindurchlaufen. Der kann dann selbst wenige Millimeter große Diamanten in Kimberlitgestein mit Korngrößen bis 50 Millimeter aufspüren.

Doch nicht nur Diamanten lassen sich mit der neuen Röntgenmethode entdecken, sondern beispielsweise auch wertvolle seltene Erden in Handys, Computern oder Fernsehern. Selbst das Aufbereiten von Industriekohle kann sie erleichtern, müssen dabei doch Steine aussortiert und der Aschegehalt gering gehalten werden.

Nicht nur edle Steine und wichtige Rohstoffe nehmen die Röntgenentwickler unter die Lupe. Auch Bohrkerne können mit der Großtechnologie im 23 Millionen Euro teuren Neubau auf dem Flugplatzareal aus der Zeit des Ersten Weltkriegs untersucht werden. Daneben eröffnet ihnen die Automobilindustrie lukrative Geschäftsfelder. Schließlich können ganze Karosserien in einem Stück auf mögliche Schwachstellen und Materialfehler hin durchleuchtet werden.

Ferrari und Saurier

Neben Neuwagen kommen auch Oldtimer, die als Geldanlage in Zeiten niedriger Zinsen an Bedeutung gewinnen, zunehmend in den Fokus. So lässt sich in Fürth problemlos feststellen, ob der glänzende Ferrari-Veteran wirklich einwandfrei ist, oder nach Unfällen nur wieder zusammengeschweißt und neu lackiert worden ist.

Ein weiterer spektakulärer Aspekt der Fürther Röntgenforschung führt zurück in die Urzeit. Zur Langen Nacht der Wissenschaften hatte das vor 14 Jahren auf dem ehemaligen Grundigareal „Uferstadt“ eröffnete Röntgenentwicklungszentrum bereits einmal Versteinerungen in einem Muschelkalkblock sichtbar gemacht, ohne ihn aufzubrechen. Demnächst bekommt es den 1,50 Meter langen Schädel eines Tyrannosaurus zur Untersuchung, den Holländer im vergangenen Herbst auf Privatgrund im US-Staat Montana ausgegraben haben.

„Wir sollen ein 3-D-Modell schaffen, das für Nachbildungen benötigt wird, und die Knochenstruktur untersuchen“, erläutert Prof. Randolf Hanke, der Leiter des Entwicklungszentrums. Anhand des Knochenbildes erhoffe man sich auch Aufschlüsse zur Frage, weshalb die Saurier ausgestorben sind. Stolz ist Hanke, weil es der erste originale T-Rex-Schädel ist, der nach Europa kommt. Die Wahl sei auf Fürth gefallen, weil es weltweit keine andere Einrichtung gebe, die so ein Teil adäquat untersuchen kann, sagt Hanke. In den nächsten zwei Jahren soll der 13 Meter lange Saurier präpariert und aufgebaut werden.

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