Dickes Lob für Fürths XXL-Tomographen

14.8.2018, 06:04 Uhr
Dickes Lob für Fürths XXL-Tomographen

© Foto: Leberzammer

Motorräder, Bagger, Autos, ja sogar ganze Gütercontainer kann die haushohe Anlage im XXL-Format durchleuchten und auf diese Weise deren Inneres offenlegen. Und auch ein 65 Millionen Jahre alter Dinosaurierschädel wurde hier schon gescannt. Erste Ideen, um ein derartiges Projekt zum Erfolg zu führen, gab es bereits 2005. Mit erheblichem finanziellen und wissenschaftlichen Aufwand wurde es am Fürther Fraunhofer-Entwicklungszentrum Röntgentechnik (EZRT) verwirklicht.

"Allein die Investitionssumme von acht Millionen Euro und der lange Zeitraum zeigen, welcher immense Aufwand dahinter steckt", würdigte Bereichsleiter Professor Randolf Hanke das "unheimliche Engagement und den Ehrgeiz" der Forscher. Michael Salomon, Nils Reims und Michael Böhnel ist es dabei auch gelungen, eine These der Röntgenforschung zu widerlegen.

"Viel kV macht grau" lautet diese und bedeutet so viel wie: Je höher die angelegte elektrische Spannung an der Strahlenquelle, desto verwaschener werden die dadurch erzeugten Bilder. Will man Materialien wie Eisen oder Aluminium durchdringen – die Atzendorfer Anlage schafft 20 beziehungsweise 60 Zentimeter Dicke – werden allerdings außerordentlich hohe Werte benötigt.

Inzwischen läuft das XXL-CT dem zum Trotz laut Hanke reibungslos. Es zerlegt große Objekte, ohne sie zu zerstören, in digitale 2 D- und 3 D-Bilder. Anwendungsfelder sind die Fahrzeug- und Luftfahrtechnologie, Transport-, Energie- und Sicherheitsbereiche. Damit keine Strahlung aus der 14 Meter hohen Halle austritt, wurde sie mit einer meterdicken Abschirmung gesichert. Gesteuert wird das CT aus einer außerhalb liegenden unterirdischen Zentrale. Autos werden dabei in vertikaler Position geröntgt – was die Entwicklung einer aufwändigen Hängevorrichtung notwendig machte.

Fraunhofer-Preis überreicht

Die mit Hilfe eines Lastkrans auf einem Drehteller positionierten Objekte werden Zeile für Zeile durchleuchtet, die Strahlenenergie variiert dabei je nach Material, Größe und Wanddicke. Die daraus gewonnenen Aufnahmedaten werden mittels einer eigens entwickelten Software rekonstruiert und sichtbar gemacht. So werden Fehlkonstruktionen, Materialfehler oder andere, von außen unzugängliche, Bereiche exakt erforscht, charakterisiert und ausgewertet.

Fürths Wirtschaftsreferent Horst Müller ließ es sich aufgrund dieser – wie er sagt – weit über die Stadtgrenzen hinaus bedeutsamen Errungenschaft nicht nehmen, dem Forscher-Trio persönlich den Fraunhofer-Preis 2018 zu überreichen. Er wird seit 1978 für "herausragende wissenschaftliche Leistungen" innerhalb der Fraunhofer-Gesellschaft vergeben, die dazu beitragen, anwendungsnahe Probleme für die Industrie zu lösen. Unter ihrem Dach arbeiten bundesweit 69 Forschungsinstitute.

"Sie sind in Dimensionen vorgestoßen, die gigantisch sind", meinte Müller, der dieser Tage sein 20-jähriges Dienstjubiläum in Fürth feiert. 1998, als er hier begann, hätten sich nur ganz verwegene Visionäre vorstellen können, dass die Stadt einst das weltgrößte CT beherbergen wird – und darüber hinaus den Titel Wissenschaftsstadt zu Recht trage, wie Müller findet. Großen Anteil an diesem Etikett mit überaus positiven Effekten für Image, Wirtschaft und Wissenschaft in Fürth hätten Hanke und das EZRT, erklärte Müller.

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