Die ewigen Eseleien

1.5.2018, 18:10 Uhr
Die ewigen Eseleien

© Foto: Marina Maise

Ein Wochenendhaus irgendwo im Grünen. Drei Paare. Da muss doch was gehen. Und, richtig, Sex wird in der Luft liegen. Liebe auch, also irgendwie. Natürlich läuft das Beziehungsgefüge nicht rund. Alte Gefühle und ewige Eitelkeiten, neurotisches Tändeln und unerklärlicher Überdruss setzen jedem zu. So weit, so Woody Allen. Doch für dieses Spiel standen zwei weitere Meister Pate.

Da ist zum einen Shakespeare, der mit seinem wunderbaren "Sommernachtstraum" als Ideengeber sehr effektiv Anschubhilfe leistet. Damit ist er allerdings nicht allein. Diese Ehre kommt noch weitaus mehr Ingmar Bergman und seinem cineastischen Evergreen "Lächeln einer Sommernacht" zu. Woody Allen hat aus diesen Ingredienzien 1982 einen Film gemacht, dessen Theateradaption jetzt ein paar Hürden nehmen muss.

Unübersehbar wäre da zum Beispiel die Tatsache, dass die 80er inzwischen Geschichte sind. Die geläufigen Paar-Konflikte sind uns zweifellos erhalten geblieben, doch der Ton hat sich verändert. Zur Erinnerung: Allen selbst geriet im Rahmen der #metoo-Bewegung unter Beschuss. Selbstverständlich ist das absolut kein Grund, den Bannstrahl auf diese Komödie zu legen, die im Übrigen mehr als harmlos ist. Doch Regisseur Andreas Hueck macht es sich allzu leicht und lässt sein Ensemble schlicht in einem luftleeren Raum spielen, der keinen Bezug zu nichts zu erkennen gibt. Leider glückt es aber nicht, diesem Stück eine allgemeingültige Menschlichkeit mitzugeben – dafür ist der Spaß schlicht zu flach.

Vielleicht liegt es auch daran, dass das Ensemble bis zur Pause mit elegant gebremstem Schaum spielt. Sämtliche Gefühle wirken fast so, als sei ihnen ein Dämpfer verordnet worden. Es scheint beinahe, als schaue sich jeder der Protagonisten (Thorsten Nindel, Saskia Valencia, Alexandra Kamp, Peter Fricke, Maximillian Laprell, Claudia Plöckl und Arne Assmann, der als Puck mit wechselnden Instrumenten das Geschehen orchestriert) mit skeptischem Blick selbst beim Agieren zu.

Wirklich mitreißend ist das nicht. Trotzdem entgeht den vereinzelten Zuschauern, die nach der Pause nicht zu ihren Plätzen zurückkehren, eine überrasche Kehrtwende. Plötzlich ist nämlich mehr Tempo spürbar und der Witz zieht endlich ins Spiel ein, während Hueck mit frischen Ideen aufwartet. Das (beinahe) Finale gehört dem Barden aus Stratford-upon-Avon. Die Eselsohren, die Meister Shakespeare in seinem "Sommernachtstraum" einem tumben Kerl anhängt, die trägt nun einer von Woody-Allens-Helden.

So bleibt zum guten Schluss nicht mehr als ein Memento an die ewigen Eseleien, die alle auf Trab halten . . .

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