Die Fürther bremsen

9.3.2006, 00:00 Uhr
Die Fürther bremsen

Das heißt im Klartext: Sollte das Unternehmen seine Pläne wie bisher weiter verfolgen, wäre eine Klage der Stadt beim Bundesverwaltungsgericht denkbar. Dabei stößt gar nicht die S-Bahn an sich auf Widerwillen, die - wie berichtet - ab 2010 auf zusätzlichen Gleisen zwischen Fürth und Forchheim rollen soll; vielmehr ist es der vorgesehene Verlauf der Trasse, der in der Kleeblattstadt keine Gegenliebe findet.

Entschieden abgelehnt hat der Stadtrat, zu einer Stellungnahme im Verfahren aufgefordert, den Schwenk der Linie hinein ins Knoblauchsland. Laut Untersuchungen der Bahn brächte diese Variante, bei der die Züge kurz vor Stadeln hinüber nach Steinach abzweigen, mehr Effizienz, weil dadurch auch das geplante Fachmarktzentrum rund um Möbel-Höffner angebunden würde (siehe dazu auch den Artikel rechts unten). Die Stadt hingegen wünscht sich eine Trasse entlang des schon bestehenden Gleiskörpers Richtung Erlangen.

Dadurch werde auch die Bevölkerung in den nördlichen Vororten an die S-Bahn angebunden, die Zerstörung von ökologisch wertvoller Landschaft und von Ackerland im Knoblauchsland verhindert. Vor allem für Letzteres hatten sich Betroffene in einer Zusammenkunft mit der Stadtspitze am Abend vor der Ratssitzung noch einmal vehement stark gemacht.

Nicht zuletzt ginge wegen der neuen Bahntrasse ein Übungsgelände und Ausbildungszentrum bei Steinach verloren, das sämtliche Freiwilligen Feuerwehren nutzen. Was Fürth zudem einfordert, ist der Bau eines von der Bahn seit langem ins Auge gefassten, unterirdischen Tunnels ganz im Norden der Stadt. Er soll den Güterverkehr aus den Gebieten mit dichter Wohnbebauung verbannen und die Lärmbelastung erheblich vermindern.

Mit der ablehnenden Stellungnahme untermauert der Stadtrat seine Haltung, die er schon 1997 eingenommen hatte, als zum ersten Mal intensiv über die S-Bahn diskutiert wurde. Freilich macht man sich keine Illusionen: Große Chancen werden einer Fürther Klage, so sie denn angestrengt wird, nicht eingeräumt, denn die S-Bahn ist Teil übergeordneter Fernverkehrsplanung im Programm «Deutsche Einheit“. «Und bisher hatte noch keine Klage in diesem Zusammenhang Erfolg“, so Oberbürgermeister Thomas Jung im Gespräch mit den FN.

Dass sich die Stadt tatsächlich zum Gang vor den Kadi durchringt, ist mit dem gestrigen Votum also längst nicht ausgemachte Sache. Wie Baureferent Joachim Krauße betonte, sei der Beschluss jedoch sinnvoll - «aus Gründen der Konsequenz, aber auch, um alle Möglichkeiten offen zu halten.“

Alles Taktik also? Nicht nur, aber natürlich habe die Stadt nun in den weiteren Gesprächen mit der Bahn «eine stärkere Position“, sagt der OB. Hätte man gleich klein beigegeben, sähe das ganz anders aus.