Die Fürther Kirchweih macht den Herbst zum Fest

22.9.2014, 11:00 Uhr
Die Fürther Kirchweih macht den Herbst zum Fest

© Archivfoto: Hans Joachim Winckler

Sie hat viele Namen, die Fürther Kärwa. Man hat sie sehr nobel zur „Königin“ der Kirchweihen ernannt. Andere sprechen von der fünften Jahreszeit, die ausbricht, sobald die traditionellen Böllerschüsse zur Eröffnung verklungen sind. Für Helmut Dölle, den Vorsitzenden des süddeutschen Schaustellerverbands in Fürth und Chef im „Alten Brathaus“, ist die Sache ganz einfach: „Es ist das schönste Fest im ganzen Jahr, der Höhepunkt.“

Weit über eine Million Besucher sind Jahr für Jahr genau derselben Meinung und kommen nach Fürth. Sie genießen die einmalige Mischung aus Fahrgeschäften, Jahrmarkt und kulinarischem Angebot für jeden Geschmack. Das leckere Spektrum reicht von Baggers bis Zuckerwatte, von Bier bis zu Federweißem. Es locken Karussells und Geisterbahnen, Wurf- und Spielgeschäfte, Schieß- und Losbuden, zwei Autoscooter, eine Reitbahn. Selbst ein Flugsimulator wartet auf abgehobene Besucher.

Beherzte können sich auf die Premiere einer außergewöhnlichen Neuheit freuen: Zum ersten Mal wird das „Black Out“ in Fürth aufgebaut, ein Überkopf-Fahrgeschäft, das Spaß mit spektakulären Loopings verspricht – und das in 22 Metern Höhe. Selbstverständlich kommen aber auch die Klassiker in die Kleeblattstadt. Dazu gehört zum Beispiel der „Wellenflug“, das Kettenkarussell im nostalgischen Ambiente.

Was die Besucher nicht sehen, weiß Helmut Dölle. Auf die Schausteller wartet „viel Arbeit“. Auf- und Abbau sind ein exakt geplanter Marathon, bei dem jeder Griff sitzen muss. „Das Besondere in Fürth ist, dass Material und Fahrzeuge hin- und hergefahren werden müssen, und auch unser Wohnwagen steht hier – anders als auf anderen Plätzen – nicht hinter dem Geschäft.“

Die zusätzlichen Fahrten, die anspruchsvolle Logistik und die knappe Zeit, die zur Verfügung steht, lassen das Ganze aus Schausteller-Sicht zu einem aufwändigen Kraftakt werden. Der aber sehr gern in Kauf genommen wird.

„Wir sind mit Leib und Seele dabei, und gerade in Fürth wollen wir natürlich top dastehen, das ist ja unser Heimspiel“, betont Dölle. Mit der Michaelis-Kirchweih verbindet der gebürtige Fürther viele Erinnerungen seit Kindertagen. „Ich weiß zum Beispiel noch genau, wie mein Vater 1975 einen neuen Mandel-Wagen angeschafft hat – die „Wiener Melange“. Den haben wir zwar mittlerweile verkauft, aber ich entsinne mich noch, wie kompliziert der Aufbau damals war.“ Denn der Stellplatz auf der Fürther Freiheit wies in jenen Tagen noch höhere Stufen auf als heute. „Es war ein Mordsaufwand, ihn da zu positionieren – und ich habe jedes Mal gestaunt, wie mein Vater das bewerkstelligt hat.“

Tradition ist ein entscheidendes Stichwort, wenn es um die Fürther Kirchweih geht. Seit mehr als 900 Jahren ist dieses Fest ein Anziehungspunkt. Schon um 1100 wurde zum ersten Mal die Weihe der namensgebenden St. Michaels-Kirche gefeiert.

Gelebtes Brauchtum steht auch hinter dem großen Erntedankzug, der am Bauernsonntag, 12. Oktober, durch die Stadt zieht. Die rund 3000 Mitwirkenden werden dann wieder von schätzungsweise 100 000 Zuschauern am Straßenrand erwartet. Das Bayerische Fernsehen überträgt das farbenprächtige Spektakel live und berichtet diesmal sogar eine Viertelstunde länger; die Ausstrahlung dauert damit von 12 bis 13.30 Uhr. Natürlich haben auch in diesem Jahr am Bauernsonntag und am 5. Oktober die Geschäfte in der Innenstadt von 13 bis 18 Uhr geöffnet.

Attraktionen von „Feierabend-Gwerch“ bis Feuerwerk stehen während der Kärwa-Zeit täglich im Terminkalender. Zu den vielen Details, die die Michaelis-Kirchweih so unvergleichlich machen, gehört aber auch ein Aspekt, den Helmut Dölle besonders schätzt: „Man trifft in Fürth immer viele alte Freunde und gute Bekannte, darauf freue ich mich schon jetzt.“

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