Die Gier nach Strom

15.10.2011, 13:00 Uhr
Die Gier nach Strom

© Hans-Joachim Winckler (2)/Heinz Wraneschitz

Rund 850000 Megawattstunden Energie verbrauchen Industrie, Gewerbe und Bürger jährlich im Landkreis Fürth. Sieben Prozent davon kommen aus erneuerbaren Energien. Nachzulesen ist das auf einer der wenigen Internetseiten, die ständig aktuelle Daten einspeist: Der Energymap der deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie. Die Informationen über die „grüne“ Energie müssen sogar veröffentlicht werden. Das sieht das Gesetz über die Einspeisevergütung in das Stromnetz so vor.

Für den Laien finden sich dort kaum vorstellbare Zahlen: In einer Megawattstunde (MWh) stecken eine Million Kilowattstunden. Mit einer Kilowattstunde Strom kann man 50 Stunden am Laptop arbeiten, 25 Minuten staubsaugen oder 10 Liter Wasser auf 100 Grad erhitzen.

Photovoltaikanlagen (PVA) sind im Landkreis die Hauptlieferanten des umweltfreundlichen Stroms, in weitem Abstand gefolgt von Windkraftanlagen und Biomassekraftwerken. Dabei schneiden die Kommunen recht unterschiedlich ab.

Spitzenreiter, gemessen am Verbrauch seiner Bürger, ist Puschendorf. Auf 16500 MWh jährlichen Stromverbrauch kommen 43 Prozent aus erneuerbarer Energie. Geliefert hauptsächlich von Windrädern. Was allerdings nicht heißt, dass die Puschendorfer größtenteils Öko-Strom beziehen, sie erzeugen ihn nur vor Ort und speisen ihn ins Netz ein. Aus dem Verhältnis von Verbrauch zu Erzeugung vor Ort errechnet sich die Quote.

Auch die von Ammerndorf kann sich sehen lassen: 35 Prozent erneuerbare Energie bei einem Verbrauch von 15800 MWh. Hauptlieferanten sind PV-Anlagen. Platz drei im Landkreis belegt Wilhermsdorf. Die dortigen Bürger und das Gewerbe verbrauchen 37600 MWh Strom. 32 Prozent Ökostrom werden vor Ort erzeugt, Quellen sind Windkraft, gefolgt von der Biomasse. Auch Großhabersdorf hat etwas vorzuweisen: 31800 MWh Verbrauch, 26 Prozent Produktion umweltfreundlicher Energie, ein Mix aus Solarstrom und Biomasse.

Ganz schlecht schneiden die Städte ab: Zirndorf, Oberasbach und Stein — alle drei erreichen lediglich eine Quote von einem Prozent. Einziger Ausreißer ist das ländlicher gelegene Langenzenn mit neun Prozent Ökostrom am Gesamtverbrauch.

Eine Zahl, die, laut dem Leiter der Langenzenner Stadtwerke Ralph Lampert, aber wohl noch nachgebessert werden muss: Ging doch erst im September eine PVA mit 2,3 Megawatt Spitzenleistung ans Netz.

Monatliche Anfragen nach dem Bau von Solarmodulen auf Dächern oder in der Natur bestärken Lampert in der Überzeugung, dass Langenzenn auf einem guten Weg ist. Geplant haben die Stadtwerke außerdem den Bau einer eigenen PVA und ihre Beteiligung an einem Windrad.

Auch Zirndorf will bei der Energiebilanz aufholen. Im November findet eine interne Auftaktveranstaltung statt, deren Ziel es ist, mittelfristig ein Energiekonzept für die Stadt zu erstellen. Überprüft werden sollen alle Optionen von Solarstrom bis Biomasse.

Kleiner Disput

In der jüngsten Zirndorfer Stadtratssitzung hatte das Thema zu einem kleinen Disput zwischen Bürgermeister Thomas Zwingel und dem Grünen- Stadtrat Wolfram Schaa geführt. Schaa hatte den Antrag gestellt, 20000 Euro, die die Stadt als Abstandszahlung vom Fachmarktzentrum Rothenburger Straße erhalten hat, in eine PVA auf einem städtischen Gebäude zu investieren. Eile sei geboten, erklärte Schaa, da es nur noch in diesem Jahr die höhere Einspeisevergütung für Solarstrom gibt.

Auch Zwingel hat ein konkretes Projekt im Sinn, setzte sich gegen Schaa mit der Idee durch, das Geld im Rahmen des Energiekonzepts der Stadtwerke zu verwenden, also nicht mehr in diesem Jahr.

Das Thema Energiesparen bringt der Geschäftsführer der Steiner Stadtwerke, Peter Bursy, auf den Tisch. Bei allen Investitionen, allen Neubauten, allen Renovierungen sei dies inzwischen der Schwerpunkt. Jüngstes Beispiel in der Stadt: Sparsame LED-Leuchten in den Lampen der Mühlstraße verringern den Stromverbrauch um 40000 KWh. Dennoch, erklärt Bursy, könnten die dicht besiedelten Städte nicht die Energiebilanz der kleinen ländlich gelegenen Kommunen erreichen. Das sei einfach eine Frage der freien Flächen.

www.energymap.info

Keine Kommentare