Die Glückssucher im Landkreis

16.11.2018, 13:00 Uhr
Die Glückssucher im Landkreis

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Die Zahlen für den Sechser im Lotto kennt auch Karlheinz Ruckriegel nicht. Es geht ihm auch nicht um den Zufallstreffer, sondern um das dauerhafte Wohlbefinden. Die Glücksforschung, erläutert er, arbeiten interdisziplinär: Psychologen, Mediziner, Soziologen oder auch Wirtschaftswissenschaftler wie er gehen dem Geheimnis des guten Lebens auf den Grund.

Die Glückssucher im Landkreis

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Wer glücklich ist, hat mehr positive als negative Gefühle, und er hat Ziele, die tatsächlich erreichbar sind. Ein 50-Jähriger, der den Ironman auf Hawaii gewinnen möchte, hat einen unrealistischen Traum, aber die Teilnahme an einem Triathlon kann durchaus Wirklichkeit werden.

Ruckriegel machte klar, dass das Glück im Kopf beginnt. Soll ich mich darüber aufregen, dass ich im Stau stehe? Nein, es ist sinnlos, davon wird die Autoschlange nicht kürzer. Und schon ist ein negatives Gefühl gespart. Um die positiven Emotionen hervorzulocken, rät der Professor zum Dankbarkeits-Tagebuch. Darin sollte man all das notieren, das gut war: der nette Plausch mit der Nachbarin, das gute Mittagessen, das Lob in der Arbeit. Seine Prognose: In einigen Monaten überwiegen die positiven Gefühle.

Und das hat Folgen, wie Ruckriegel aus der Forschung belegt: Menschen, die sich wohlfühlen, haben mehr Energie, werden seltener krank, sind produktiver und haben eine höhere Lebenserwartung.

Um die Glücksfaktoren zu finden, zitiert er viele uralte Weisheiten. Oft klingen sie banal, doch die Umsetzung ins Leben hat es in sich. "Alles, was ihr wollt, dass euch die Leute tun, das tut auch ihnen" — ein Satz aus dem Matthäus-Evangelium ist für ihn die "goldene Regel". Gelungene soziale Beziehungen, sinnhafte Arbeit, persönliche Freiheit und eine positive innere Haltung zählen zu den Grundlagen des Wohlbefindens.

Nicht dazu rechnet Ruckriegel materielle Güter. Sobald die Grundbedürfnisse erfüllt sind, steigt das Glück im Leben kaum mehr — auch das ist ein Ergebnis der Glücksforschung. Eine Steigerung des Einkommens führt nicht zu mehr Glück, denn mit mehr Geld steigen zugleich die Ansprüche. Also relativiert sich alles wieder.

Rat an Studenten

Wie der Professor verriet, empfiehlt er seinen Studenten, gut abzuwägen, wohin ihr Leben sie führt. Werden sie Karriere machen? Viel Kraft in den Beruf investieren und dafür kaum Zeit für die persönlichen Beziehungen in ihren Leben haben? Vielleicht einen Job finden, bei dem sie überdurchschnittlich verdienen, aber den sie als sinnlos empfinden? Lebenszeit ist eine endliche Ressource und sie gilt es klug zu nutzen, ist Ruckriegels Fazit.

Nach dem Vortrag luden Landrat Matthias Dießl, Kreisrat Maximilian Gaul, Vorsitzender des Runden Tisches Familie, und Jugendhilfeplanerin Tabea Höppner die Zuhörer in Kleingruppe zur Diskussion ein. Ein Thema lag auf der Hand: Wie machen wir Menschen im Wohlfühllandkreis glücklich?

 

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