Die Kleeblattstadt ist in Sorge um ihre Spielvereinigung

13.4.2015, 06:00 Uhr
Die Kleeblattstadt ist in Sorge um ihre Spielvereinigung

© Wolfgang Zink

"Sie haben ja nicht mal ausgesprochenes Pech, aber Glück haben sie auch nicht", ist die ernüchternde Erkenntnis von Oberbürgermeister Thomas Jung. Die jüngste 1:2-Pleite gegen Braunschweig inklusive Platzverweis und Eigentor sah er von Block vier aus. Dabei vernahm er um sich herum durchaus Anerkennung für die Spielweise der Fürther Mannschaft, "sie spielt unter Mike Büskens leidenschaftlicher als bei seinem Vorgänger". Deshalb habe er Hoffnung, dass das Kleeblatt die Liga halten werde - "trotz der Heimschwäche, die schon in der ersten Liga sehr konstant war".

Um dieses Heim, den Ronhof, wird es auch in der Stadtratssitzung vom 20. Mai gehen. Denn Jung lässt auf Nachfrage durchblicken: Der Stadionumbau und ein Abstieg seien "natürlich nicht völlig zu trennen". Seiner Meinung nach ist das "Stadionthema ein sehr langfristiges". Doch er geht davon aus, dass "die Stadträte das bewerten wollen", wenn es eine Liga tiefer geht. Deshalb hoffe er, dass bereits weit vor dem letzten Spieltag dieser Saison, am 24. Mai, der Klassenerhalt fix ist.

"Was, wenn es nicht klappt?"

"Nicht verzagen – Punkte jagen", stand beim letzten Heimspiel auf einem Banner auf der Nordtribüne. Christjan Böncker, pädagogischer Mitarbeiter beim Fanprojekt Fürth, findet, das gebe die Stimmung unter den Fans in der Kurve ganz gut wieder: "Für die ist es wichtig, dass der Einsatz stimmt. Sie stehen hinter der Mannschaft. Aber natürlich wurde nach den letzten Niederlagen diskutiert: Was ist, wenn es nicht klappt mit dem Klassenerhalt?"

Doch egal, wie diese Krise endet: Er hat das Gefühl, "dass wir stark daraus hervorgehen werden". Über seinen Arbeitsplatz und den seines Kollegen Matthias Kosubek macht er sich keine Gedanken. "Wir sind ja finanziell unabhängig vom Verein." Das kann ein verletzter Profi, der momentan tatenlos zusehen muss, nicht behaupten. So wie Ilir Azemi.

Der 23-Jährige leidet bei jedem Heimspiel im Stadion mit und sieht seine Kollegen dreimal die Woche, wenn er sein Reha-Programm im Trainingszentrum an der Kronacher Hard abspult. "Natürlich ist da nicht nur Spaß im Training, da geht es zur Sache, aber das ist ein positives Zeichen. Man sieht, dass die Mannschaft lebt, keiner lässt den Kopf hängen", schildert er seine Eindrücke.

Azemi erkennt ein "Kopfproblem"

Einen Abstieg könne er sich beim besten Willen nicht vorstellen, "dafür haben wir eine zu hohe Qualität". Vielmehr erkenne er ein "Kopfproblem" bei dem einen oder anderen: "Wenn ein bis zwei damit anfangen, dann zieht sich das durch die ganze Mannschaft. Einige überlegen zu viel." Dass so etwas blockiere, habe er bei sich selbst am Ende seines grandiosen Halbjahres 2014 gesehen, als ihm in den Relegationsspielen nichts mehr gelingen wollte.

Sein Tipp: "Man sollte einfach drauflos spielen. Wenn der Spaß wiederkommt, bist du wieder gut, und dann gewinnst du wieder." So einfach könnte es sein. Mit einfachem Fußball hätten derzeit auch große Teile des lange Zeit im Ronhof verwöhnten Publikums kein Problem.

Roland Slupecki, Vorsitzender des 48 Mitglieder starken Fanclubs Green-White Crocodiles findet: "Für schönen Fußball gibt dir sowieso keiner was." Er und seine Kleeblatt-Freunde haben den Eindruck, "dass mit dem Trainerwechsel eine andere Spielkultur eingekehrt ist, sie nehmen den Abstiegskampf an". Optimistisch stimme die Konkurrenz, unter der er keine Übermannschaft sieht. "Kein Grund zur Euphorie, aber den Kopf braucht niemand hängen zu lassen. Die kochen auch nur mit Wasser."

Einen Blick in die Geschichtsbücher aber sollten Fans mit schwachen Nerven nicht riskieren. Frank Kreuzer, Betreuer der Kleeblatt-Chronik im Internet, dauert die Durststrecke von nur einem Sieg in den vergangenen 15 Spielen definitiv zu lang. Er fühlt sich an die Saison 1982/83 erinnert.

"Erst am letzten Spieltag sind wir auf einen Abstiegsplatz gerutscht und von der zweiten in die Bayernliga abgestiegen." Zwei Siege, rechnet der Software-Entwickler, "würden das Ganze entspannen".

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