Die Liebe zum Kleeblatt lebt im Seniorenheim fort

25.1.2019, 07:03 Uhr
"Sie werden schon wieder Fünfter werden", sagt Johann Bieber und vereint damit alles, was ein Kleeblatt-Fan im Leben braucht: Optimismus und Humor.

© Foto: Markus Eigler "Sie werden schon wieder Fünfter werden", sagt Johann Bieber und vereint damit alles, was ein Kleeblatt-Fan im Leben braucht: Optimismus und Humor.

Wenn bei Johann Bieber die Klingel schellt, weiß jeder sofort: Hier wohnt ein eingefleischter Kleeblatt-Fan. "Nananana, Kleeblatt Fürth!" tönt es laut aus der Klingel. Die Tür öffnet ein rüstiger 86-Jähriger mit einem Lächeln.

Mit einem Schritt ins Zimmer wird seine Begeisterung für die Spielvereinigung auch ganz sichtbar. Eine bunte Auswahl an Kleeblatt-Fanartikeln ziert Wände, Tische und den Kühlschrank. Es ist fast ein kleines Museum, das sich Bieber hier im Fürther Pflegeheim Haus Fronmüller errichtet hat. "Es muss halt überall das Kleeblatt drauf sein", betont er.

Verantwortlich für die weiß-grüne Zimmergestaltung war seine älteste Tochter Conny. Der Senior erinnert sich gerne an die Aussage seiner Tochter zurück: "Papa, du brauchst nix machen, du schaust nur zu." Poster, Fahnen und Autogrammkarten zieren die Wände, im Schrank liegt mehr als nur ein Schal parat. Auch Bilder mit Spielern, aus dem derzeitigen Kader Sebastian Ernst und Levent Aycicek, haben ihr Ehrenplätzchen an der Wand. "Sogar Helmut Hack hat mich in meinem Zimmer besucht", erzählt er mit Stolz in der Stimme.

Mit dem Ergebnis ist Johann Bieber zufrieden. Vor allem auf seine Mützensammlung ist der 86-Jährige sehr stolz. Vier seiner Lieblingsstücke hängen an der Wand seines Zimmers im Seniorenheim: "Des g’hört sich so", bestätigt der Wahlfranke.

Dass man kein gebürtiger Fürther sein muss, um sein Herz an die Spielvereinigung zu verlieren, dafür ist Johann Bieber ein gutes Beispiel. 1945 kam er mit seinen Eltern und sechs Geschwistern nach dem Krieg aus Nikolsburg im heutigen Tschechien, zunächst nach Passau, dann nach Fürth. Etwa ein Vierteljahr war Familie Bieber im Ronhofer Bunker untergebracht. "Zum Ronhof war es nicht weit und wir wollten rauskommen und aktiv sein", erzählt er. So nahm die Leidenschaft ihren Lauf. Die Faszination, die der Fußball hervorrufen kann, war umso größer in einem Land, das in den Trümmern des vernichtenden Krieges lag, den es ausgelöst hatte.

"Bei der Spielvereinigung hatte man immer das Gefühl, man gehört dazu, ganz anders als beim Club. Es war einfach viel familiärer und die Kameradschaft war enorm", sagt Bieber. Ein Beweis dafür? Neben Bildern seiner Familie hängen die "Unaufsteigbaren" von 2012, die am Ende den Aufstieg in die Bundesliga doch schafften.

Für die Familie Bieber ging es schließlich weiter nach Siegelsdorf, wo sie ihre Heimat fand. Im dortigen Fußballverein kickte der Wahl-Fürther zunächst als Verteidiger, dann als Torwart. Erst mit 45 Jahren hängte er die Schuhe an den Nagel. "Meine Ehefrau meinte, jetzt reicht’s mal", sagt er lachend.

Hilfe für einen Ausgestoßenen

Der Hobbyfußballer blieb aber auch danach umtriebig — häufig war er bei Auswärtsfahrten dabei. Zu den Lieblingszielen zählten Mainz und Aue. "Aber auch in München und Hamburg war es immer schön." Heute verfolgt er die Auswärtsspiele mit seinen Kindern und Enkeln in seinem Zimmer auf dem Bett sitzend, das, wie sollte es anders sein, mit Kleeblatt-Bettwäsche ausgestattet ist.

Seine Besuche bei Heimspielen mit der Familie lässt sich Johann Bieber allerdings nicht nehmen. Zwar nicht mehr in Block 3 so wie früher, aber doch sehr regelmäßig auf der Südtribüne. An eine Anekdote erinnert er sich mit einem Schmunzeln zurück. Der Wechsel von Vereinslegende Herbert "Ertl" Erhardt zum FC Bayern hatte für Wirbel in Fürth gesorgt. Nach dem Karriereende 1964 ging er zurück in seine Heimat und wohnte unweit des Ronhofs — doch ins Stadion traute sich Erhardt damals noch nicht. "Also hat er uns nach dem Spiel öfters gefragt, wie es ausgegangen ist."

Für die Zukunft der Spielvereinigung ist der treue Fan optimistisch. "Sie werden schon wieder Fünfter werden", sagt Bieber lachend. Wichtig sei, die Jugendarbeit wieder mehr zu fördern, um eigene Talente in die Mannschaft zu bringen. Die Rückkehr von Benno Möhlmann als Berater für den Nachwuchsbereich sieht er als gutes Zeichen: "Der Benno wird’s schon wieder richten."

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