«Die Luft ist freier als woanders in Deutschland»

29.8.2007, 00:00 Uhr
«Die Luft ist freier als woanders in Deutschland»

© Hans-Joachim Winckler

Birgit Maria Götz malt Fürth-Bilder. Ja, und? Und weiter? Auf Fürther Motive ist so mancher versessen, der es besser bleiben lassen sollte. Götz aber, die hier, an der neuen Uferpromenade, zwei Jahre nach ihrem Abschluss an der Nürnberger Akademie (Klasse Peter Thiele) mit ihrer ersten Einzelausstellung in den Bann schlägt, ringt der Stadt unkitschige Seiten ab und taucht dennoch Schauplätze in atemraubende Stimmungen, stil- und geschmackssicher.

Götz dokumentiert mit liebevollem Blick, sie verzärtelt nichts. «Mein privates Fürth» heißt das Projekt, mit dem die Künstlerin Ende 2006 begann und das sie wahrscheinlich zur kommenden Jahreswende beschließen will. Die ersten drei Lebensjahre verbrachte Götz, Jahrgang 1968, in der Kleeblattstadt. Nach Stationen unter anderem in Paris und Berlin ist sie zurückgekehrt. «Eine unbewusste Entscheidung», sagt sie. Die traf sie womöglich, «weil meine Tochter jetzt in dem Alter ist, in dem ich meine ersten Erinnerungen an Fürth hatte.» Dabei sind es gar nicht die allerbesten Erinnerungen. «Ich hatte eine schreckliche Kindergartenzeit.» Doch in späteren Jahren entdeckte die Malerin, die an der FH in Nürnberg eine weitere Ausbildung zur Diplom-Designerin absolvierte, diese ganz bestimmte Fürther Lockerheit - sie sagt wirklich «locker», als sie von den netten Menschen erzählt, die ihr beim Malen über die Schulter schauen «und dabei ganz offen ihre Kommentare abgeben».

Doch Menschen auf ihren Bildern? Gibt es nicht. «Mein privates Fürth» widmet sich Schauplätzen, die Götz an ihr nahe stehende Menschen erinnern. So entstand etwa die Arbeit «Ungeliebtes Hochhaus»; gemeint ist der Betonklotz am Hauptbahnhof. «Das Haus», so ist im Begleittext zu lesen, «erinnert mich an einen Freund», denn «ungeliebt, sehr schwergewichtig und sperrig» war auch er. «Die Fürther Freiheit» - das Werk fand bereits am Samstag begeisterte Käufer - ist Götz’ Reminiszenz an die Großmutter, die dort ihre Einkäufe machte. Sogar zwei Ponys widerfährt späte kunstvolle Ehre. «Max und Moritz» zeigt ein Idyll aus dem Stadtpark; dort standen, lang ist’s her, die beiden Tiere.

Ein weiteres Stilmittel ist der außergewöhnliche Blick auf die Fürther Motive. Götz wählte stets erhabene Mal-Positionen für ihre Tempera-Großformate. Das ungeliebte Hochhaus und die Freiheit nahm sie vom Modehaus-Parkdeck aus ins Visier, und für die Auferstehungskirche («Meine Fürther Lieblingskirche») wählte sie das Dachgeschoss des nahen Supermarktes. «Hochzeit» heißt das Werk, in dem es Himmelblau zu regnen scheint. Am Tag, als Götz es malte, heirateten Ulla und Hopper.

«Ich habe mich», so Birgit Maria Götz über den Startschuss zu ihrem Projekt, «gefragt: Was ist dieses Fürth eigentlich für mich?» Unübersehbar: Eine Stadt, mit der man gut leben kann. MATTHIAS BOLL

«Mein privates Fürth»: Kulturort Badstraße 8. Montags bis freitags 18-20.30 Uhr, Wochenenden 10-18 Uhr. Katalog zur Ausstellung: 20 Euro. Infos im Internet: www.birgitmariagoetz.de