«Die Mannschaft muss härter werden»

18.2.2010, 00:00 Uhr
«Die Mannschaft muss härter werden»

© Winckler

Zuletzt gewann Ihr Team im Nachholspiel gegen Cham deutlich. Weil Sie in die MTV-Halle ausweichen mussten, waren Sie im Vorfeld skeptisch. Zu Unrecht, Herr Jahn?

Jahn: Der Ortswechsel lief eigentlich reibungslos, weil die Spieler die Halle kennen. Für mich war es ungewohnt. Die Bedingungen mit Zuschauertribünen hinter den Toren sind gewöhnungsbedürftig.

Würden Sie sagen, dass in dieser Saison nach vorne oder hinten in der Tabelle noch etwas geht?

Jahn: Wenig. Nachdem wir einige Punkte leichtfertig verschenkt haben, hat die Mannschaft aber vielleicht auch gar nicht registriert, was möglich gewesen wäre. Vom Verein her war heuer auch nicht der Blick nach oben geplant, sondern vielleicht in der nächsten Saison. Dann muss aber die Infrastruktur um das Team verbessert werden.

Wovon sprechen Sie konkret?

Jahn: Da sind unter anderem die Trainingsbedingungen. Ich kann nicht montags in einer Zweidrittel-Halle trainieren, in der das Licht schlecht ist. Die besten Bedingungen haben wir noch in der Halle in Stadeln, wobei das bei den Spielen für die Zuschauer ein Drama ist. Entweder man steht in der ersten Reihe oder man sieht nichts, denn von den Sitzplätzen aus kann man nicht die gesamte Halle einsehen.

Eine neue Halle soll ja, wenn auch in abgespeckter Form, am Schießanger gebaut werden.

Jahn: Sollten wir in der nächsten Saison den Aufstieg in Angriff nehmen, dann wäre eine gute Halle als Krönung toll.

Welche Ansätze müsste der Verein beim Angriff auf den höherklassigen Handball verfolgen?

Jahn: Zum Beispiel physiotherapeutische Betreuung der Mannschaft, was bei drei Mal Training und einem Spiel pro Woche jetzt schon notwendig wäre. Die Auswärtsfahrten müssten geregelt werden, die wir überwiegend mit Privat-Pkws bewältigen. Meine Devise ist, dass wir Amateure sind, aber keine amateurhaften Fehler machen dürfen. Das gilt für die Spieler wie für das Umfeld.

Signalisiert die Spielgemeinschaft entsprechende Unterstützung für diese Vorhaben?

Jahn: Wenn wir etwas reißen wollen, müssen wir das Training intensivieren und wohl eine vierte Einheit durchführen. Wegen des entschiedenen Mehraufwandes müsste man den Spielern auch etwas zahlen. Es geht nicht darum, dass sie ein Gehalt bekommen, sondern eine Aufwandsentschädigung, weil sie viel unterwegs sind. Momentan fährt jeder auf eigene Rechnung. Es wäre sicher ein Riesenpaket, das geschnürt werden müsste, aber ich weiß, dass der Verein entsprechend denkt und möglichst stark mit einzusteigen versucht, wenn wir nach oben wollen.

In der Landesliga geht es jetzt gegen den Tabellenletzten HG Amberg, gegen den Ihr Team in der Hinrunde verlor. Immer noch sauer?

Jahn: Nach wie vor. Ich wollte unter der Woche schon ein Plakat mit ins Training bringen, auf dem in großen Buchstaben das Wort «Amberg» steht, als Gedächtnisstütze. Nein, die Spieler ärgern sich selber. Ich möchte gar nicht daran denken, was möglich gewesen wäre, hätten wir in Amberg und anderswo, wo es möglich war, mehr Punkte geholt.

Welche Entwicklung hat das Team in dieser Saison durchgemacht?

Jahn: Wir sind in der Lage, im Angriff strukturierten Handball zu spielen und in der Abwehr Leistungen abzurufen, zu denen die Mannschaft in den letzten Jahren auch aufgrund ihrer Jugend noch nicht in der Lage war. Für mich läuft alles im Handball über die Abwehrleistung.

Hand aufs Herz: Haben Sie vor der Saison nicht tiefgestapelt, als Sie nur vom Nichtabstieg sprachen?

Jahn: Ich hatte schon in Betracht gezogen, dass es so wie jetzt kommen könnte. Im letzten FN-Interview habe ich gesagt, ich möchte immer besser sein als letztes Jahr. Das ist meine Art. Ich kannte die Mannschaft schon aus der Jugend und wusste, dass tolle Spieler dabei sind, die ihr Potenzial noch nicht ausgeschöpft haben. Wenn wir das weiter umsetzen, ist mir nicht bange.

Bei allem Potenzial gab es auch Schwächen, so in Sachen Härte. War dafür das überharte Einsteigen der Gegner verantwortlich, oder war Ihr Team etwas zu zurückhaltend?

Jahn: Das ist noch vorsichtig ausgedrückt. Gerade zu Beginn bekam man die Härte oftmals deutlich zu spüren. Damit können wir mittlerweile aber schon besser umgehen. Vielleicht war am Anfang auch etwas Jammern dabei.

Waren die Spieler durch das harte Einsteigen der Gegner vielleicht auch einfach entnervt?

Jahn: Es hat natürlich genervt, auch weil es teilweise schon überhart war und deftige Fouls dabei waren.

Es ist im Handball aber doch das täglich Brot, wenn technisch unterlegene Teams hart zupacken.

Jahn: Richtig, aber es tut schon weh, wenn du siehst, wie deine Mannschaft hergerichtet wird. Und ich kann meine Spieler nicht einmal auffordern, da mit gleichen Mitteln dagegenzuhalten, denn dazu sind sie zu zurückhaltend.

Lag da eines der bisherigen Probleme, dass die Belastbarkeit in solchen harten Situationen fehlte?

Jahn: Einige gehen nicht gerne dorthin, wo es weh tut, und manchen fehlt es – hätte ich jetzt beinahe gesagt – etwas an Masochismus (lacht). Etwas spielerisch lösen zu wollen, ist schön, wenn es klappt. Doch wenn es hart wurde, haben wir mitunter den Kürzeren gezogen. Und ich spreche da auch von Härte gegen sich selbst nach dem Motto: Jetzt beiße ich die Zähne zusammen und gehe voll rein.

Kann man Härte trainieren?

Jahn: Man kann die beiden Grundvoraussetzungen Einstellung und Leidensfähigkeit ausbauen. Ich habe gemerkt, dass es etwas bringt, manche Spieler vorübergehend so anzustacheln, dass sie fast wütend werden. Ich provoziere auch mal absichtlich und sage dem Spieler, dass es mir egal ist, ob er gerade eine Stinkwut auf mich hat. Wenn er dadurch erfolgreich ist, habe ich erreicht, was ich wollte.

Wie lange wollen Sie Ihr Team noch coachen?

Jahn: Wir haben viele Studenten, die nach den Examina ihre berufliche Zukunft planen. Dann besteht die Gefahr, dass sie gehen. Aber ich denke, dass das Team im nächsten Jahr sicher noch zusammenbleibt. Ich brenne nach wie vor und glaube, dass ich noch einiges bewegen kann.

Interview: MARKUS RIEDL