Die Netzwerkerin im Rathaus Stein

6.9.2018, 12:00 Uhr
Die Netzwerkerin im Rathaus Stein

© Foto: Hans Winckler

Frau Kratzer, Sie arbeiten für die Stadt Stein, aber auch für die Allianzkommunen Ammerndorf, Cadolzburg, Roßtal, Großhabersdorf und Oberasbach. Kann es da zu Interessenskonflikten kommen?

Anne Kratzer: Nein, das lässt sich gut trennen. Ich erledige an meinem Arbeitsplatz im Steiner Rathaus an zwei Tagen das, was für die kommunale Allianz anfällt, an drei Tagen bin ich Wirtschaftsförderin. Zum einen geht es um konkrete Anliegen der Unternehmen in Stein, zum anderen liegt mein Schwerpunkt auf ILEK — dem Intergrierten Ländlichen Entwicklungskonzept, das viele Betätigungsfelder enthält – von der Aufwertung von Wohngebieten bis zum Förderprogramm für Kleinstunternehmen. Natürlich gibt es Überschneidungen, aber das ist oft sogar hilfreich.

 

Nehmen wir das Beispiel Gewerbeflächen. Da sind die Kommunen doch Konkurrenten, denn alle wünschen sich die Gewerbesteuerzahler. Wie gehen Sie damit um, wenn eine Anfrage bei Ihnen landet?

Kratzer: Konkrete Angebote an Gewerbeflächen mache ich sowieso nicht, denn die Immobilienbranche ist ein freier Markt. Aber ich kann natürlich Kontakte herstellen und vorsondieren. Angenommen in Stein gibt es kein passendes Gelände für einen Gewerbebetrieb, dann ist es doch besser das Unternehmen geht in eine Allianzkommune, die eine geeignete Fläche bietet. Damit bleibt die Firma im Landkreis Fürth.

Wo überschneiden sich Ihre Aufgabenfelder?

Kratzer: Ein gutes Beispiel ist die Suche nach Fachkräften. Es ließe sich zum Beispiel eine gemeinsame Plattform einrichten, auf der Firmen aus den Allianzgemeinden sich und ihr Arbeitsplatzangebot vorstellen. Eine Fachkraft erhält dadurch eine weit größere Auswahl an offenen Stellen in der nächsten Umgebung.

 

Eines der ersten ILEK–Projekte, das sie anpacken, ist das Förderprogramm "Kleinstunternehmen der Grundversorgung". Was muss man sich darunter vorstellen?

Kratzer: Es geht darum, Angebote der Nahversorgung zu erhalten oder zu schaffen: Mehr Dorfläden, Bäcker, Metzger oder Wirtshäuser in Ortsteilen und Dörfern. Wer im ländlichen Gebiet investieren will, kann gefördert werden, um dort die Grundversorgung zu sichern. Auch für kleinere Handwerksbetriebe und Dienstleister gibt es Investitionszuschüsse.

 

Kamen dazu schon erste Anfragen?

Kratzer: Ja, es gab schon einige. Wir prüfen dann, ob die Firma die Förderkriterien erfüllt und sind beim Erstellen der Anträge behilflich.

 

Zurück zu Ihrer Steiner Aufgabe. Wo sehen Sie in der Stadt Ihre Hauptbetätigungsfelder?

Kratzer: Das Wichtigste ist es, Netzwerke aufzubauen, die mir die Arbeit erleichtern. Dazu gehört, alle Akteure in Stein kennenzulernen, natürlich auch die Unternehmen. Auch muss ich als Ansprechpartnerin in Fragen der Wirtschaftsförderung erst einmal bekannt werden. Bei Beratungen von Unternehmen muss ich auf Partner zurückgreifen – wie die Regierung von Mittelfranken oder Berufsverbände. Geht es um konkrete Anfragen zu Förderprogrammen, kann ich nicht für alles Spezialistin sein, aber doch an die richtigen Stellen vermitteln.

 

Werden wir konkret: Was in Stein auffällt, sind etliche freie Läden in der Hauptstraße. Gehört Leerstandsmanagement zu Ihrem Job?

Kratzer: Ja, aber das ist keine einfache Aufgabe. Es gibt viele Ursachen für Leerstände: Die Ladenfläche ist womöglich zu klein und daher nicht wettbewerbsfähig oder die Eigentümer haben kein Interesse an der Vermietung. Hier muss man in jedem Einzelfall auf Spurensuche gehen.

 

Kritikpunkt ist in der Stadt die unbelebte Fläche vor dem Forum. Haben Sie da Ideen?

Kratzer: Hier bin ich im Kontakt mit dem Centermanagement. Gemeinsam lässt sich bestimmt etwas entwickeln. Ich bin sehr froh, dass es für das Forum einen guten Ansprechpartner gibt.

 

Hotels und Gastronomie — gehört das auch zu Ihrem Aufgabenbereich?

Kratzer: Nur am Rande. Aber auch hier möchten die Gemeinden in der Allianz in Zukunft im Landkreis etwas entwickeln.

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