Die neue Pflanzlust im Landkreis Fürth

22.1.2015, 13:00 Uhr
Die neue Pflanzlust im Landkreis Fürth

© Winckler

Nach drei Jahren als Leiter des Forstreviers Roßtal zeigt er sich in seiner „1000-Tage-Bilanz“ begeistert von der Bereitschaft der Waldbesitzer, Sorge dafür zu tragen, dass ihre Wälder Bestand haben und fit für die Zukunft werden: „Da passiert sehr viel.“ Fest macht er das an einer Zahl: 114 000 Bäume werden in der aktuellen Pflanzsaison in seinem Revier, den Wäldern im südlichen Landkreis, gepflanzt, 14 Hektar Fläche werden damit wieder aufgeforstet.

Gemessen am Gesamtbestand von an die 4000 Hektar in seinem Zuständigkeitsbereich kein allzu großer Wert, doch in den Vorjahren lagen die Zahlen mit etwa 30 000 Pflanzen erheblich niedriger. Langenzenns Förster Raymund Filmer, der Waldbesitzer im Kreisnorden beim Waldumbau berät, kommt an Johns Rekordmarke nicht heran: Dort sind aktuell Zuschussanträge für 54 000 Pflanzen gestellt.

Was den Roßtaler John besonders freut: Zu 99 Prozent waren es Laubbäume, die die Waldbesitzer in den Baumschulen bestellten. John sieht den Umbau der hiesigen kiefern- und fichtenlastigen Wälder zum standortgerechten, laubholzreichen Misch-wald, der dem Klimawandel gewachsen ist, auf dem besten Weg.

Befördert wird die Pflanzlust freilich auch von neuen Zuschuss-Richtlinien, die seit August vergangenen Jahres gelten, wie Georg Dumpert, der am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten für die zwei Fürther Reviere Roßtal und Langenzenn, zuständig ist, erklärt. Sie böten „attraktive Rahmenbedingungen, den Waldumbau nicht erst dann anzupacken, wenn wieder irgendein Sturm eine Fläche kahlgeschlagen hat, sondern bereits im Bestand eine neue Generation Wald zu begründen“. Und dabei gehe es nicht darum, Nadelhölzer zu verdammen. Die Weißtanne etwa gelte fördertechnisch als Laubholz, erklärt Dumpert. Als Tiefwurzler kann sie im niederschlagsarmen Landkreis Fürth durchaus Standfestigkeit beweisen.

Die Zuschüsse bei Aufforstungen orientieren sich nicht mehr an der Fläche, wo das Maximum bei 5000 Euro je Hektar lag. Gefördert wird der einzelne Baum, vorausgesetzt, der Waldbesitzer pflanzt, was die Forstfachleute als standortgerecht einstufen. Im Taubental, dem Waldstück zwischen Fernabrünst, Clarsbach und Buttendorf, sind das beispielsweise Buche, Ahorn und Winterlinde. Seit der letzten Adventswoche sind Heidi und Werner Zeilinger aus Buttendorf damit beschäftigt, einen halben Hektar aufzuforsten. 2800 Setzlinge pflanzen sie.

„Ohne Zaun geht gar nichts“

Die Zeilingers, die im Nebenerwerb sieben Hektar Fläche extensiv bewirtschaften und acht Hektar Wald ihr eigen nennen, sind für John so etwas wie Vorzeige-Waldbauern. Das Ehepaar ist mit Herzblut bei der Sache. Auf der Fläche, die sie jetzt eingezäunt haben, sind ihre Versuche, Ahorn unterzupflanzen, nicht sehr erfolgreich verlaufen. Von 150 Pflanzen hat nur ein Zehntel den Verbiss und das Verfegen der Rehe überlebt. „Ohne Zaun“, so Zeilinger, „geht bei uns gar nichts.“ Im Einerlei der Nadelhölzer, die zu 80 Prozent das Fürther Bild bestimmen, seien Laubbaumtriebe für Rehe eben eine Delikatesse, meint Dumpert.

Mit dem Pflanzen allein ist es allerdings nicht getan. Schon vor einem Jahr, als der Bahnbeamte Zeilinger in den Ruhestand wechselte, begann das Projekt Aufforstung im Taubental. In einem ersten Schritt fiel hiebreifes Holz, 140 Bäume wurden geschlagen. Das Waldstück ist mächtig ausgedünnt, ohne Licht gedeiht keine Jungpflanze. Nur die Brombeere wuchert dann ebenfalls munter. Wird die Neuanpflanzung nicht regelmäßig ausgemäht, erstickt das dornige Gestrüpp die jungen Bäume. Nach fünf Jahren müssen 80 Prozent der Jungbäume noch stehen, fallen zu viele aus, muss nachgepflanzt werden.

Die Zuschüsse zur Aufforstung decken in etwa die Materialkosten, 1,10 Euro gibt es bei einer Wiederaufforstung als Grundfördersatz je Laubbaum, eine Pflanze kostet zwischen 70 Cent und einem Euro. So reicht der Zuschuss den Zeilingers auch noch für den Zaun. Die eigene Arbeit rechnet Heidi Zeilinger nicht. Sie sieht die Aufforstung als Investition in die Zukunft. Und die Kosten fürs Fitness-Studio“, scherzt ihr Gatte, „sparen wir uns auch“.

Ob sich der von John empfohlene Baum-Mix langfristig bewährt, werden Heidi und Werner Zeilinger nicht mehr erleben. Das zu bewerten, bleibt ihren Nachkommen überlassen. „Für uns machen wir uns die Arbeit nicht, wir machen das für die Umwelt und nachfolgende Generationen“, sagt sie. So sieht das auch ihr Gatte: Er will den Wald „so bewahren und an die Kinder weitergeben, wie ich ihn von meinen Vorfahren übernommen habe.“ Werner Zeilinger geht es um Nachhaltigkeit, „wir entnehmen nicht mehr, als nachwächst“. Für die Holzheizung zuhause reicht das jedenfalls locker.

Vor 15 Jahren, als deren Erneuerung anstand und Zeilinger weiter auf den nachwachsenden Rohstoff setzte, musste er sich noch von manchem sagen lassen, „bist Du blöd, machst Dir das Kreuz kaputt, ich drück’ einfach aufs Knöpfchen und hab’s warm“. Doch heute ist Holz als Energieträger gefragt. „Die Natur braucht uns nicht, aber wir brauchen sie“, sagt er. Dass diese Erkenntnis bei den Menschen mittlerweile angekommen ist, findet er gut.

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