Die Schulz-Euphorie beflügelt die hiesigen Genossen

6.2.2017, 16:00 Uhr
Die Schulz-Euphorie beflügelt die hiesigen Genossen

© Foto: Thomas Scherer

Ob beim Wilhermsdorfer MdL Harry Scheuenstuhl, dem Roßtaler Ortsvereinsvorsitzenden Wolfgang Goroll oder beim Fürther Bundestagsabgeordneter Carsten Träger — in allen Reden war der Martin-Schulz-Effekt spürbar. „Jeden Tag ein Prozent mehr in den Umfragen“ brachte Träger das aktuelle politische Hoch der Sozialdemokraten auf den Punkt.

Über nüchterne Politik sprach danach der Gast aus Weiden. Grötsch ist Polizist und 2013 erstmals in den Bundestag gewählt worden. Dort sitzt er im Innenausschuss. Zu seinen Aufgaben gehört auch die Aufklärung der Hintergründe des Attentates auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz.

Hätten schärfere Anti-Terror-Gesetze den Anschlag verhindern können? Grötsch meint Nein, Deutschland gehöre bereits zu den Ländern mit sehr strengen Gesetzen. Ein Defizit habe das Land hingegen beim Vollzug der Vorschriften.

Sicherheit mit all ihren Aspekten thematisierte Grötsch: Wieso können gefährliche Personen nicht in ihre Heimatländer abgeschoben werden? Ein Grund für seine Dienstreise nach Tunis, um das vor Ort durchzusetzen. Woher kommt das Unsicherheitsgefühl vieler Menschen? Vielleicht, weil es immer weniger Polizisten gibt, insbesondere im ländlichen Raum seien Polizeidienststellen stark unterbesetzt. Und auch weil Rechtspopulisten den Menschen erzählten, Deutschland sei ein unsicheres Land. Dabei sei die Gefahr, Opfer eines Terroranschlags zu werden, geringer als die, bei einem Verkehrsunfall zu verunglücken.

Die Sicherheit von Arbeitsplätzen, von Bildung, von Rente: Hier sollten Parteien Orientierung geben, sollten sagen, welche Ziele sie hätten, forderte Grötsch, damit sich die Menschen in Deutschland in guten Händen und damit letztendlich sicher fühlen könnten.

Kompliment zum Schluss

Und ohne ein Lob auf den neuen Top-Mann der SPD Martin Schulz wollte auch Grötsch nicht gehen. „Er ist einer mit Hirn und Herz“, lautete das Kompliment aus der Oberpfalz.

Mahnung kam in all der Euphorie nur vom Fürther Landtagsabgeordneten Horst Arnold: Man dürfe sich nicht von Personalien und Umfragewerten abhängig machen, es gehe vielmehr um Ziele, die die SPD sich setzen müsse.

Sorgenfalten gab es nämlich auch beim Neujahrsempfang. Während die Bundes-SPD den personellen Neustart schon hinter sich hat, steht er der Bayern-SPD noch bevor. Landesvorsitzender Florian Pronold hat seinen Rückzug angekündigt. „Zu spät“, wie der Roßtaler Ortsvereinsvorsitzende Goroll meinte. Natascha Kohnen, bisherige Generalsekretärin, will Pronold beerben. „Natascha ist eine, die begeistern kann“, beurteilte Carsten Träger seine Parteigenossin. Doch offenbar gibt es noch die Hoffnung, dass weitere Kandidaten ihren Hut in den Ring werfen. Dann würde es in der Bayern-SPD zu einer Urwahl über den Vorsitz kommen.

Aufwind in der SPD geht offenbar auch ohne Personalkarussell, wie der Ortsverein Ammerndorf beweist: Acht Parteieintritte kann er 2016 verzeichnen und sechs allein in diesem Januar und das noch ganz ohne Martin-Schulz-Effekt, der erst jetzt einsetzt. Wie die Vorsitzende des kleinen Ortsvereins Marlen Laurien betonte, liege das einfach an den „tollen Angeboten“, die die Ammerndorfer SPD mache.

Und auch Kreisvorsitzender Harry Scheuenstuhl, der 1000 als Zahl der SPD-Mitglieder im Landkreis Fürth nannte, sagte: „Für uns ist das nichts Besonderes, dass Leute neu eintreten, das haben wir dauernd.“

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