Die Skepsis bleibt: Fürther zu Trumps Amtseinführung

20.1.2017, 11:00 Uhr
Die Skepsis bleibt: Fürther zu Trumps Amtseinführung

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Der Politik-Experte

Die Skepsis bleibt: Fürther zu Trumps Amtseinführung

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Anfang November sprach Markus Hünemörder vor mehreren hundert Schülern am Fürther Hardenberg-Gymnasium. Das Thema: die US-Wahl und der frisch gewählte Donald Trump. Den FN sagte der Münchner Politologe und Amerika-Experte damals, es sei noch völlig unklar, wie viel Trump von seiner radikalen Rhetorik in konkrete Politik umsetzen werde. Kurz vor dem Amtsantritt ist das für Hünemörder und andere Experten immer noch nicht abzusehen. „Und das wird wohl noch eine Weile so bleiben“, sagt er.

Ein erstes Indiz dafür, was Amerika und die Welt erwarte, werde wohl die Antrittsrede sein, die meist als eine Art Regierungsprogramm angelegt ist. „Da Trump aber berüchtigt dafür ist, seine Meinung zu ändern, dürfte die Verbindlichkeit der Rede nicht allzu groß sein“, glaubt Hünemörder.

Der zweite Faktor sei Trumps eigene Partei: Die Republikaner haben im Kongress zwar die Mehrheit, sind intern aber zerstritten. „Bei einigen Themen deckt sich die Haltung absolut nicht mit der des neuen Präsidenten“, sagt der Politikwissenschaftler. Einflussreiche Köpfe wie McCain, Rubio und Graham hätten bereits wissen lassen, dass sie den „Kuschelkurs mit Russland“ nicht mittragen werden. Außerdem sind die Republikaner eine Freihandelspartei, was sich keinesfalls mit Trumps Protektionismus vertrage.

Hünemörder: „Bei Steuersenkungen dürften sie hingegen auf seiner Linie sein, auch bei der Einwanderungspolitik ist die Partei inzwischen so weit nach rechts gedriftet, dass sie Trumps Härtelinie zum Teil mittragen wird.“ Trotzdem glaubt er nicht, dass es eine 3000 Kilometer lange Mauer zu Mexiko geben wird. Vermutlich würden nur die Zäune ausgebaut.

Die Amerikanerin

Die Amerikanerin: Felicia Peters.

Die Amerikanerin: Felicia Peters.

Was war das für eine Euphorie und Hoffnung vor acht Jahren, als Amerika den ersten schwarzen Präsidenten bekam! Heute empfindet Felicia Peters das Gegenteil: „Wie eine große Beerdigung fühlt sich dieser Tag an, für mich hier genauso wie für meine Eltern in den USA.“

Ein „Gambler“, ein Zocker ohne politische Erfahrung, ziehe jetzt ins Weiße Haus ein, sagt die Fürther Musikerin, die in Milwaukee geboren wurde, bitter. Einer, der Hillary Clinton vorwarf, nicht mehr nah an der Bevölkerung zu sein – und der selbst „lauter reiche Menschen in sein Kabinett rief“. Die nächsten Jahre erscheinen ihr düster. Trump sei genauso geblieben, wie man ihn im Wahlkampf erlebt hat. „Er nährt Hass, um seine Ziele zu erreichen. Er scheint, Politik als großes Spiel zu sehen.“ Ja, sagt sie, vielleicht wird neue Jobs präsentieren – aber das wird seinen Preis haben, im Gegenzug bietet er der Wirtschaft vielleicht an, Umweltstandards zurückzufahren.

Oft hat es Peters wütend gemacht, wie sehr die Republikaner Obama bei seinen Vorhaben ausbremsten. Nun hofft sie, dass Republikaner – jene mit Erfahrung – Trump im Zaun halten, gerade in der Weltpolitik.

Peters, die sich sogar als Wahlkampfhelferin in den USA für Obama engagiert hatte, war später nicht immer einverstanden mit seinem Handeln. Sie denkt etwa an den Drohnenkrieg oder das harte Vorgehen gegen Whistleblower. Aber: „Manchmal
schien es Obama selbst aufzufressen, was er da machte. Es ist schwierig, ein Politiker und ein guter Mensch zu sein.“ Die vergangenen Wochen haben vor Augen geführt, was Amerika verliere, sagt Peters: „Ich bin sehr stolz auf Obama. Er ist auf dem Boden geblieben und hat sich nicht unterkriegen lassen, obwohl es so viel negativen Druck von allen Seiten gab. Bis heute tritt er freundlich auf und ist ein Vorbild.“ Ein Auftritt wird sie heute von Trumps großem Tag ablenken: „Ich ziehe mein Obama-T-Shirt an.“

Die Narren

Die Narren: Uwe Weiherer.

Die Narren: Uwe Weiherer.

Meine Güte, wen haben die Dullnraamer nicht schon alles aus dem Gulli gefischt. In 23 Jahren sahen die rund zwei Dutzend Mitglieder der Fürther Alternativ-Faschingsgruppe Aufsteiger kommen und Absteiger gehen; sie zogen Kohls Spendenmillionen durchs kabarettistische Säurebad, klopften sich auf die Schenkel, weil ein gewisser Berlusconi den Medien „Bunga Bunga“ als geistreiche Gesprächsrunde verkaufen wollte, prangerten ausländerfeindliche Exzesse in Solingen und Rostock an. Eine Dullnraamer-„Sidzung“ hat mit dem herkömmlichen Mützenfasching nichts am Hut, denn hier wird mit klarer Handkante draufgedroschen, wenn’s denn sein muss.

Zur 24. Sidzung, die am 17. Februar im Kulturforum Premiere hat, darf ein Dullnraamer-Liebling als gesetzt gelten. „Wir hatten Donald Trump ja schon bei der letztjährigen Sidzung auf unserer Agenda“, sagt Dullnraamer-Urgestein Uwe Weiherer, der mit Ehefrau und Regisseurin Ute einen Großteil der Texte schreibt. „Das Unheil haben wir vorausgesehen, aber uns glaubte ja keiner“, sagt er.

Schonfrist für den neuen US-Präsidenten? Nicht mit den Dullnraamern, denen der Spaß im Zweifelsfall eine sehr ernste Sache ist. „Dieser Mann inklusive seiner kompletten Administration ist schlichtweg indiskutabel. Aber natürlich kommen wir Satiriker leider, leider nicht an ihm vorbei.“ Berlusconi ist lange her, „und der regierte nun mal nicht das mächtigste Land der Welt“.

Die Wirtschaftsjuniorin

Die Wirtschaftsjuniorin: Nele Grill-Di Pace

Die Wirtschaftsjuniorin: Nele Grill-Di Pace

„Sorgen und Ängste helfen uns nicht weiter“, sagt Nele Grill-Di Pace pragmatisch. Man dürfe nicht vergessen, dass Donald Trump demokratisch gewählt worden ist: „Das müssen wir so akzeptieren und das Beste daraus machen“, meint Grill-Di Pace, die in Fürth für eine Tochterfirma eines amerikanischen Spielwarenherstellers tätig ist und sich im Vorstand der hiesigen Wirtschaftsjunioren engagiert.

„Sehr mutig“ findet sie es, dass Trump sich mit seinen 70 Jahren noch „als frischen Wind“ sehe und, obwohl er aus dem politischen Off kommt, direkt die höchste politische Position ansteuerte. In seiner Wahl zeige sich, dass viele Menschen Angst vor der Globalisierung und dem Öffnen der Märkte haben – das habe sie überrascht: „Das hätte ich so nicht erwartet, denn ich sehe das als eine Bereicherung. Viele Wähler suchen anscheinend einfache und pragmatische Lösungen.“

Für die Wirtschaftsjunioren in Deutschland - als „Stimme der jungen Wirtschaft“ – werde es nun verstärkt Aufgabe sein, „dass wir gerade die Politiker, die scheinbar einfache, schwarz-weiße Lösungsvorschläge anbieten, genau beobachten. Und wir dürfen nicht unsere Augen verschließen und wegsehen.“ Es zähle mehr denn je, „dass Vertreter der Wirtschaft, speziell des Mittelstands, mitreden und mitgestalten.“

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