Die umworbene Schülergeneration

3.3.2013, 09:00 Uhr
Die umworbene Schülergeneration

© Armin Leberzammer

„Man spürt deutlich den Fachkräftemangel“, konstatiert Walter Gieler, beim Landratsamt für die Wirtschaftsförderung zuständig, inmitten der gut besuchten Turnhalle des Gymnasiums. 90 Firmen, Berufsverbände, Fach- und Hochschulen sowie Behörden und Ämter haben sich hier und in der angrenzenden Aula in diesem Jahr einen Messestand gesichert. „Die Messe wächst noch immer“, sagt Gieler, „und allmählich haben wir die Kapazitäten hier ausgereizt.“

Eine Alternative für die laut Gieler drittgrößte Schule Bayerns gebe es im Landkreis nicht. Um künftig noch mehr Aussteller unterbringen zu können, bliebe einzig, die Standgrößen zu reduzieren. „Aber das wollen wir nicht“, betont Walter Gieler. Gebühren verlangt der Landkreis keine, schließlich befindet sich das Bonhoeffer-Gymnasium wie andere Schulen auch im Besitz des Kreises. „Für uns ist das also sehr günstig“, so Gieler, „wir finanzieren lediglich den Bustransfer der Schüler nach Oberasbach sowie die Werbung mit Flyern.“

Dieses handliche Flugblatt umfasst mittlerweile zehn eng beschriebene Seiten, auf denen sämtliche Aussteller aufgelistet sind. Beispielsweise die Bäckerinnung Fürth Stadt und Land, seit Jahren Stammgast beim Berufsinformationstag. Obermeister Hans-Jürgen Hartmann und sein Kollege Josef Kittel versuchen mit einer kleinen Fingerübung das Interesse der Jugendlichen zu wecken: Teigbällchen sollen zu langen Schlangen gerollt und anschließend in Brezenform gebracht werden. Eine Herausforderung, die die Messegäste annehmen. Der Stand ist jedenfalls fast pausenlos umlagert. Der Ausbildungsberuf Bäcker oder Bäckereifachverkäufer sei nach wie vor gefragt.

„Wir finden schon Nachwuchs, aber leider nicht immer den, den wir wollen“, räumt Kittel ein. Einige brechen die Ausbildung wieder ab oder wechseln nach der Gesellenprüfung in den Einzelhandel. „Wir brauchen Fachpersonal“, singt somit auch der Bäckermeister das Lied vieler Aussteller mit.

Handwerk mit Perspektiven

„Das Bäckerhandwerk ist nicht altbacken“, schiebt er noch ein kleines Wortspiel hinterher. Auch in den Backstuben habe längst moderne Technik Einzug gehalten. Zentnerschwere Mehlsäcke, wie sie Kittel noch aus seiner Lehrzeit kannte, müsse heute keiner mehr schleppen. Außerdem biete die Ausbildung vielfältige Möglichkeiten zum beruflichen Aufstieg in der Lebensmittelbranche.

Ein paar Meter weiter rühren die Deutsche Bahn und nebenan der Hotel- und Gaststättenverband die Werbetrommel. Während die einen händeringend nach Azubis für Berufe wie Eisenbahner im Betriebsdienst, Elektroniker oder Kaufmann suchen, vermitteln Dehoga-Ausbildungsbotschafter Christoph Müller und Katrin Reubel vom Hotel Reubel in Zirndorf Praktikumsplätze – in der Hoffnung, eine junge Frau oder einen jungen Mann für eine Lehre in Hotellerie und Gastronomie zu gewinnen.

„In unserer Branche sind noch viele Stellen frei“, betont Müller. Und dies trotz „Jobgarantie, weltweiter Karrierechancen und vielfältiger Fortbildungsmöglichkeiten“. Lange war keine Schülergeneration mehr so umworben wie heute – ganz gleich, ob die Jugendlichen ihren Abschluss an einer Mittel- oder Realschule oder einem Gymnasium machen.

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