Diskussion in Roßtal: Wie bleiben Ortskerne lebendig?

13.4.2016, 13:00 Uhr
Diskussion in Roßtal: Wie bleiben Ortskerne lebendig?

© Heinz Wraneschitz

Wege, um den Kaufkraftabfluss aus dem Landkreis und seinen Städten und Gemeinden zu stoppen, zeigte Roland Wölfel von CIMA Beratung und Management auf. Zum Beispiel könne der Landkreis Fürth das Gefühl der Regionalität stärken. Durch räumliche und soziale Nähe von Produzenten und Käufern entstehe eine Bindung. Dazu schlug Wölfel konkrete Aktionen vor: ein Abendspaziergang, den die Gemeinde organisiert und der zu verschiedenen Betriebe führt, die ihr Angebot präsentieren. Das schaffe Wertschätzung, meinte Wölfel. Die Bürgermeister können sich da untereinander absprechen und mit den Einzelhändlern vor Ort Termine ausmachen.“


Auch eine Kooperation der Gewerbetreibenden untereinander könne neue Kunden anlocken. Als Beispiel hierfür nannte Wölfel die Aktion „Ganz Stein feiert“ im vergangenen November, bei der Geschäfte mit einer extralangen Öffnungszeit und verschiedenen Aktionen auf sich aufmerksam machten.


„Die Kommunen müssen das Kirchturmdenken aufgeben und in die Region schauen“, forderte der Marketingmann Wölfel, „kommunale Zusammenarbeit ist hier das Stichwort.“


Aber die Kommunalpolitiker befassten sich auch mit der Ansiedlung von Handel in ihren Gemeinden. Nicht immer nur auf der grünen Wiese dürften die Einkaufsmöglichkeiten entstehen. Hierzu erläuterte der Wilhermsdorfer Bürgermeister Uwe Emmert, dass der Gemeinderat schon länger darum kämpfe, auf dem Gelände der ehemaligen Ziegelei im Ortskern einen Vollsortimenter anzusiedeln. „Wir würden damit gleichzeitig einen Leerstand beseitigen, den Ortskern beleben und die Versiegelung weiterer Flächen verhindern“, zählte Emmert als Vorzüge auf. Auf der grünen Wiese zu bauen sei zwar günstiger, „aber wir wollen einen Supermarkt, der für die Bürger fußläufig erreichbar ist“.

Der Markt, den Wilhermsdorf am Wochenende vor dem ersten Advent abhält, lockt von Jahr zu Jahr mehr Menschen an. „Angebote wie dieses müssen publik gemacht werden und die Dorfmitte attraktiver gestaltet werden.“
Shoppingcenter oder Vollsortimenter im Ortskern alleine reichten aber nicht aus, meinte Steins Bürgermeister Kurt Krömer. „Damit das Einkaufscenter Forum den Einzelhändlern nicht die Kundschaft wegnimmt, mussten in Stein der Gewerbeverein, das Forum und die Kommune zusammenarbeiten, um ein Konzept zu entwickeln“, erklärte er. Die Aktion „Ganz Stein feiert“ sei dabei herausgekommen und habe rund 30 000 Menschen in die Stadt gelockt. Spezialisten, wie Fahrradläden oder Optiker müssten an solchen Tagen sich gut präsentieren und ihre Angebote ins rechte Licht rücken


„Wer an einem vitalen Ortskern interessiert ist, muss das leben und kommunizieren“, forderte Thomas Poxleitner, stellvertretender Vorsitzender des Roßtaler Gewerbeverbandes auch von den Bürgern und Konsumenten. „Wer wegen fünf Euro Preisunterschied lieber im Internet kauft, muss sich nicht wundern, wenn Läden vor Ort schließen“, meinte er mit Blick auf die starke Konkurrenz aus dem Netz. In Roßtal würden Gewerbe und Politik gut zusammenarbeiten und an Ideen für einen lebendigen Ort feilen. Der geplante „Runde Tisch Gewerbe“ soll diese Kooperation noch verstärken.


Bürger müssen mitmachen


Kommune und Gewerbetreibende allein können es aber nicht schaffen, meinte er, ohne die Bürger, die mitziehen, nütze es nichts zu investieren oder neue Ideen zu realisieren. „Wer bereit ist, für gute Leistungen gutes Geld auszugeben, beteiligt sich an einem lebendigen Ortskern“, appellierte Poxleitner an die Bürger.


Sehr wichtig für die Attraktivität des Gewerbes sei, so der Zirndorfer Einzelhändler Eberhard Wigner, ein Alleinstellungsmerkmal. Den Kunden müsse etwas geboten werden, was aus dem Einheitsbrei heraussteche. Nur wer eine echte Alternative zu den großen Filialisten sei, könne sich gegen diese behaupten.


„Unser Vorteil ist, dass der Landkreis Fürth sehr kompakt ist und alle 14 Bürgermeister gut zusammenarbeiten“, fasste Landrat Matthias Dießl zusammen. Auf seiner Ideenliste standen eine gemeinsame Werbekampagne für Produkte aus dem Landkreis oder eine Abstimmung über die verkaufsoffenen Sonntage in den einzelnen Kommunen.

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