Drei Sterne für die Kleeblatt-Talentschmiede

15.2.2012, 11:10 Uhr
Drei Sterne für die Kleeblatt-Talentschmiede

Drei Sterne führt die Einrichtung an der Kronacher Straße künftig. Mehr geht nicht. „Das zu schaffen, war unser ganz großer Ehrgeiz“, sagte Vereinspräsident Helmut Hack gestern bei einer eigens einberufenen Pressekonferenz. Laut Hack existiert keine für jedermann einsehbare Liste mit den Ergebnissen der einzelnen Klubs. Er gehe aber davon aus, dass außer der Spielvereinigung und vielleicht noch dem TSV 1860 München kein anderer Zweitligist die höchstmögliche Bewertung erhalten habe. Selbst etliche Erstligisten seien an dieser Hürde gescheitert, manche sogar deutlich. Der 1. FC Kaiserslautern, weiß Hack, hat beispielsweise gar keinen Stern erhalten. Dagegen gehört das NLZ des 1. FC Nürnberg ebenfalls zu den Besten im Land.

Drei Sterne für die Kleeblatt-Talentschmiede

© Zink

Insgesamt 40 Klubs aus der Ersten, Zweiten und Dritten Bundesliga waren zum insgesamt dritten Mal von Experten hinsichtlich ihrer Nachwuchsarbeit unter die Lupe genommen worden. Sie begutachteten die Infrastruktur, die interne Organisation, die Qualifikation des Betreuungspersonals, die Trainingsarbeit und vieles mehr.

Nach Angaben von Vizepräsident Günter Gerling, der das Fürther NLZ leitet, liegt das Kleeblatt in fast jeder Hinsicht „deutlich über dem Durchschnitt“ aller getesteten Vereine. Vor allem hinsichtlich der fußballerischen Ausbildung an sich habe man Bestnoten eingeheimst.

Mario Himsl, sportlicher Leiter des NLZ, erläuterte als Beispiel aus diesem Bereich die „Spielerprofile“, die für jedes einzelne Talent erstellt würden. Schon ab der G-Jugend werde so dokumentiert, welche Anforderungen etwa an einen Torwart in Sachen Strafraumbeherrschung und Spieleröffnung gestellt werden und in welchem Zeitraum er diese zu erfüllen hat. Hinter allem stehe von Anfang an die fußballerische Philosophie des Kleeblatts. „Wenn in der Profi-Mannschaft ein extrem schnelles Passspiel verlangt wird, können wir nicht Innenverteidiger ausbilden, die nur lange Bälle spielen.“

Günter Gerling betonte, „Fußball ist unser Kerngeschäft“, legte aber auch Wert darauf, dass im NLZ der Spielvereinigung noch viel mehr vermittelt werde als Passen, Dribbeln und Schießen. „Wir haben bei der Zertifizierung Pluspunkte gesammelt, weil wir bei der Ausbildung die Gesamtpersönlichkeit im Auge haben.“ Der Verein begleite die Talente auch bei der Schul- und Berufswahl, falls die ganz große Fußballkarriere ein Traum bleibt. Diesbezüglich, meint Gerling, hebe sich die SpVgg zum Beispiel vom 1. FC Nürnberg ab.

Die personelle Ausstattung dagegen dürfte beim großen Nachbarn besser sein. Mario Himsl und U23-Chef Konrad Fünfstück sind die einzigen Vollzeitkräfte im Trainerstab. Dazu kommen vier Mitarbeiter in der Verwaltung. 1,5 Millionen Euro pro Jahr lässt sich die SpVgg ihr NLZ kosten. Präsident Hack: „Wenn man den prozentualen Anteil am Gesamtetat nimmt, gibt kein anderer Verein in Deutschland so viel Geld für Nachwuchsarbeit aus wie wir.“ Immerhin bringt die Verbesserung von zwei auf drei Sternen gegenüber der letzten Zertifizierung vor drei Jahren auch finanziell etwas mehr ein. Nach groben Schätzungen erhält das Kleeblatt aus dem Ausbildungsfördertopf des DFB fortan 350000 statt 250000 Euro pro Jahr.

Weitere erhebliche Investitionen folgen. Wie berichtet, werden die ehemaligen Tennisplätze der SpVgg auf der Kronacher Hard demnächst in Fußballplätze umgewandelt. Daneben sollen 153 ehemalige Büro-Container der Firma adidas das neue Zuhause des NLZ bilden. Die notwendigen Ausgaben will Hack unter anderem mit den Einnahmen aus dem DFB-Pokal bestreiten. Im laufenden Wettbewerb hat die SpVgg bislang etwa vier Millionen Euro eingespielt, die sie aber noch versteuern muss.

Nach Angaben Himsls stehen aktuell acht Spieler aus den älteren Nachwuchsmannschaften „unter besonderer Beobachtung“, weil man ihnen den Sprung in den Profi-Bereich zutraut. Solche Talente sind seit jeher das Kapital der SpVgg. „Wir werden weitersäen, damit wir später ernten“, kündigte Hack an. „Prozesse dauern ihre Zeit und müssen nachhaltig sein.“

 

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