Drei Fürther Südstadthühner gefasst, Hahn auf freiem Fuß

2.3.2014, 11:00 Uhr
Drei Fürther Südstadthühner gefasst, Hahn auf freiem Fuß

© Glaser

Drei von vier Gesuchten hinter Schloss und Riegel: Ist das nun ein Erfolg oder doch wieder eine halbe Niederlage? Hans-Peter Kürzdörfer denkt kurz nach und legt sich dann fest: „Ich meine, es ist ein Erfolg, weil die Aussichten gar nicht gut waren“, sagt der Chef des städtischen Ordnungsamts.

Man kann den Mann verstehen, denn was hatte seine Behörde nicht schon alles versucht, um des Hühner-Quartetts unbekannter Herkunft habhaft zu werden. Kurz vor Ostern des vergangenen Jahres begann es zusammen mit einigen etwas später bereits gefassten Komplizen, die Gegend rund um die Landmannstraße zu okkupieren. Ausgerechnet hier, tief in der dicht besiedelten Südstadt, wo man das am allerwenigsten erwarten durfte.

Bald trudelten beim Ordnungsamt die ersten Beschwerden genervter Anwohner ein, die sich vor allem massiv in ihrer Nachtruhe gestört sahen. Einer von ihnen, den regelmäßig schrille Hahneschreie aus dem Schlaf rissen, dokumentierte das Geschehen unterm Balkon per Videokamera: „Do, schauer’s, wäi die Weltmaster, und däi hom kan Ruhedooch!“, kommentierte er die Bilder hörbar verzweifelt.

Andere hingegen waren regelrecht verzückt vom ländlichen Flair, das sich im Viertel nahe dem städtischen Energieversorger infra so unverhofft breitmachte. Mehr oder weniger heimlich begann die Fraktion der Hühner-Sympathisanten die Gäste zu füttern, denen es deshalb offenbar in der Gegend immer besser gefiel - und die sich noch den raffiniertesten Tricks und Kniffen ihrer Verfolger lässig entzogen. Tierschutzverein, Polizei, Abgesandte eines Geflügelzuchtvereins, ein Jagdpächter, der Stadtförster, ein Fachmann des Nürnberger Tiergartens, ein fremder Hahn als Lockvogel - alle scheiterten kläglich an der ausgebufften Viererbande.

Die tierische Angelegenheit schien schon in Vergessenheit geraten zu sein, monatelang, sagt Hans-Peter Kürzdörfer, habe man nichts mehr gehört; doch mit dem ersten Frühlingshauch nahmen die Beschwerden der Anwohner wieder zu. Und sie wurden offenbar drängender.

„Da haben wir uns gedacht, wir probieren nochmal was Neues“, berichtet der Amtsleiter. Die Feuerwehr rückte am Donnerstag mit zwei Einsatzfahrzeugen nach Einbruch der Dunkelheit an, um die neue Operation Südstadthuhn durchzuführen - klammheimlich, schließlich wollte man sich nicht vor aller Augen mit einem weiteren Fehlschlag blamieren. Doch der schöne Plan ging zum Leidwesen Kürzdörfers nicht auf: Wachsame Anwohner steckten es den Medien, am Ende war die Szenerie durch Scheinwerfer des Bayerischen Fernsehens hell erleuchtet.

Fast darf man es als Wunder bezeichnen, dass die Aktion dennoch nicht gründlich misslang. Per Drehleiter schoben sich die Feuerwehrleute vorsichtig an die Krone der Birke in einem Gewerbeareal heran, auf die sich die Hühner zur Nachtruhe zurückzuziehen pflegten. Drei ließen sich tatsächlich überrumpeln, in Käfige bugsieren und im Nürnberger Tierheim einbuchten.

Der Hahn allerdings entkam einmal mehr - „Aufenthalt unbekannt“, wie Kürzdörfer zerknirscht einräumen muss. Doch der Chef-Häscher hat Hoffnung geschöpft. „Vielleicht“, spekuliert er, „gefällt es ihm ja allein nicht mehr in der Südstadt.“

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