Echte BBQ-Freaks halten sogar Nachtwache

19.8.2014, 21:00 Uhr
Echte BBQ-Freaks halten sogar Nachtwache

© Foto: privat

Für viele ist es eine fixe Angelegenheit: Holzkohle ordentlich zum Glühen bringen, Schweinenackensteaks und Bratwürste auf den Rost legen, Kartoffelsalat anrichten – bei den meisten Hobby-Grillmeistern steht nach etwa einer Stunde das Essen auf dem Tisch. Nicht so bei Stefano Palombo.

Wer von ihm verköstigt werden möchte, muss sich rechtzeitig ankündigen. Denn von der raschen, hierzulande üblichen Methode hat sich der 46-Jährige schon Ende der neunziger Jahre verabschiedet. Bei ihm gibt es ein klassisches amerikanisches Barbecue: ein ganz langsames Grillverfahren bei 80 bis 100 Grad Celsius und vielen Stunden Garzeit, erklärt Palombo. So legt er etwa Teile vom Rind bereits am späten Abend vor einer Feier auf den Grill. Die mächtigen Fleischstücke müssen dort zwölf Stunden verweilen, bis sie schön zart sind.

Seine Leidenschaft fürs Marinieren, Räuchern und Rösten spiegelt sich bei ihm zu Hause wider: Dreimal hat der zweifache Vater schon seine Terrasse vergrößert. Inzwischen ist Platz für zwei Kohlegrills, einen Gasgrill und eine Bierzapfanlage. Ein Anblick, der den einen oder anderen zum Schmunzeln bringen könnte – nicht aber Palombos Freunde, deren Gärten ganz ähnlich aussehen.

So ist es kaum verwunderlich, dass sich im besagten Bekanntenkreis sechs Männer inklusive Palombo fanden, die heuer kurzfristig entschieden, ihren gekonnten Umgang mit der Grillzange bei der Grillmeisterschaft zu präsentieren. Prompt waren die „Fabulous Franconian BBQ Freaks““ mit einem 7,5-Tonner auf der Autobahn in Richtung Schweinfurt unterwegs. An Bord hatten sie: zwei Gasgrills, drei Smoker, drei Kugelgrills, eine Zapfanlage, zahlreiche Tische, Bänke und Bierfässer.

„Das waren drei wundervolle Tage“, schwärmt Palombo und schiebt rasch hinterher: „Aber anstrengend.“ Eine reine Spaßveranstaltung war das lange Wochenende keinesfalls, nicht umsonst wird Grillen in diesen Kreisen als Sportart angesehen. Die ersten beiden Tage dienten der Vorbereitung, der tatsächliche Wettbewerb war erst am Sonntag und gerade dieser stellte sich als „sehr stressig“ heraus. Sieben Gerichte mussten die BBQ-Freaks der Jury servieren: das erste vormittags um elf, das letzte nur sechs Stunden später.

Vegetarisch – kein Problem!

Obwohl die Männer zuvor gar nicht so recht wussten, worauf sie sich da einließen, so Palombo, konnten sie mit ihren Grill-Variationen punkten. Mit ihrer Sushi-Bratwurst – einer mit Trockenobst und Gemüse gefüllten Abwandlung des Klassikers – machten sie den zweiten Platz unter den Amateuren. Für gefüllte Portobello-Champignons mit gegrilltem Römer-Salat gab es ebenfalls einen Pokal in der Kategorie „Vegetarisches BBQ mit Beilage“.

„Wir waren sehr stolz auf unsere Leistung“, erinnert sich der Geschäftsführer eines Technologieunternehmens. Sein persönlicher Triumph war der dritte Platz für seine Hohe Rippe mit Pfifferlingen und Speck. Zubereitet haben sie die Männer in einem Smoker, einem Räucherofen, der wie bei den Grill-Fans üblich, die ganze Nacht über auf Hochtouren lief. Da man das Rindfleisch in dem Qualm nicht einfach seinem Schicksal überlassen konnte, musste jeder aus dem Team Nachtwache halten, um regelmäßig die Kerntemperatur der fleischigen Rippen zu überprüfen.

Wie bei jedem Menü war auch bei der Meisterschaft das Dessert süßer Abschluss – natürlich frisch vom Rost. „Man kann einfach alles grillen, auch Kuchen und Palatschinken“, sagt der kreative Hobbykoch – man müsse sich nur trauen. Sein Tipp für Unerfahrene: Einfach ausprobieren, sich von 08/15-Grillfleisch wie Pute oder Nackensteaks distanzieren und zu ausgefallenen, gerne auch vegetarischen Produkten greifen.

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