Ehrenamt: Flüchtling hilft in Fürther Seniorenheim

18.8.2017, 12:45 Uhr
Mohammed Bashar Alhai aus Syrien (links) hilft seit Herbst 2016 im Fürther Seniorenheim St. Josef als Freiwilliger - meistens zusammen mit Pflegerin Danjela Celic (rechts).

© Julia Ruhnau Mohammed Bashar Alhai aus Syrien (links) hilft seit Herbst 2016 im Fürther Seniorenheim St. Josef als Freiwilliger - meistens zusammen mit Pflegerin Danjela Celic (rechts).

Es war an einem Herbsttag im vergangenen Jahr im Gemeindehaus St. Paul. In der Küche trafen ehrenamtliche Helfer Vorbereitungen für das "Sprachmenü", bei dem Einheimische und Geflüchtete gemeinsam kochen und so ins Gespräch kommen. Jürgen Kluth, der sich über das Freiwilligen-Zentrum Fürth (FZF) in der Flüchtlingsarbeit engagiert, war gerade dabei, Gemüse klein zu schneiden, als Mohammed Bashar Alhai in der Tür stand. "Ich will hier anfangen zu arbeiten", sagte er. Also drückte Kluth ihm Messer und Schneidbrett in die Hand - und der 57-Jährige fing an zu schnippeln.

Ein Platz im Altersheim

Doch ein bisschen Möhrchen hacken war dem Syrer, der vor 20 Monaten nach Deutschland kam, nicht genug. Er wollte sich intensiver engagieren. Das FZF fragte deshalb bei Christian Habermann an, dem Leiter des Seniorenheims St. Josef in Fürth, ob er nicht noch einen Helfer brauchen könnte. Und so fing der Syrer, den alle nur Bashar nennen, dort an. "Er hilft bei der Kegelgruppe oder wenn wir zusammen basteln", berichtet Danjela Celic, die so etwas wie Bashars Pflegepartnerin ist. Sie hat eine Teilzeitstelle im Heim und arbeitet gerne mit dem Syrer zusammen. "Ich gebe ihn nicht so schnell her", sagt sie über ihren Schützling.

Die Senioren bringen ihm Vokabeln bei

Celic weiß, wie es ist, fremd in einem Land zu sein, die Sprache kaum zu sprechen. Sie ist 1989 aus Bosnien-Herzegowina nach Deutschland gekommen, zur Zeit des Balkankrieges. Damals habe sie auch immer Ja gesagt zu allem, auch wenn sie nicht verstanden hatte, was der andere wollte - aus Höflichkeit. "Deswegen rate ich Bashar jetzt immer, dass er nur zustimmen soll, wenn er mich auch verstanden hat!"

Zu Bashars Arbeit gehört auch die Pflege der Hochbeete.

Zu Bashars Arbeit gehört auch die Pflege der Hochbeete. © Julia Ruhnau

"Ein Segen für das Haus", urteilt Heimleiter Habermann über den neuen Helfer. Segen, das Wort kennt Bashar noch nicht. "Singen?", fragt er. "Du bist sehr wichtig für uns", erklärt Habermann. Die Senioren freuen sich über den Mann aus der Fremde, "die Damen machen gerne Spaß mit ihm", erzählt Celic. Und Bashar lernt von ihnen Vokabeln, "Glas" oder "Hemd" zum Beispiel.

Dank an Deutschland

Der Syrer lächelt dazu unter seiner braunen Schiebermütze hervor, die er jeden Tag über gutmütigen Augen und vollen Wangen trägt. Er dankt Deutschland dafür, dass das Land ihn aufgenommen hat. "Kein arabisches Land macht etwas Ähnliches", sagt er. Zwischendurch aber schweift sein Blick ab, wird nachdenklich, vor allem, als das Gespräch auf seine Familie kommt. "Sie sind noch in Damaskus", seufzt Bashar und hält kurz inne, atmet tief durch, wendet den Blick zur Decke. Seine Frau und seine fünf Kinder, die fehlen ihm. Alle Senioren der Welt können kein Ersatz für sie sein.

Die Liste mit Interessenten ist voll

Jetzt ist er froh, dass er arbeiten kann, er will dadurch besser Deutsch lernen - und er hilft den alten Leuten gerne. "Die meisten wollen etwas mit Kindern oder Senioren machen", sagt FZF-Mitarbeiter Kluth über die Anfragen, die von anderen Geflüchteten kommen. 40 Leute stehen schon auf seiner Liste, bisher ist nur eine Minderheit vermittelt. "Manche können schon gut Deutsch, dann ist es einfach", berichtet FZF-Mitarbeiter Felix Trejo. Im anderen Fall sei es teilweise schwer, einen Platz für Interessenten zu finden. Er wünscht sich daher mehr Bereitschaft von anderen Einrichtungen, ebenfalls entsprechende Angebote zu machen. Bashar sei das beste Beispiel, dass es klappen kann.

3 Kommentare